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Dienstag, 10. April 2012, 12:03 Uhr

Junge Union wirft Fedrowitz "Diskriminierung" vor.

Streit über Umgang mit Schlecker-Insolvenz

Infoarchiv Norderstedt | Über den Umgang mit der Schlecker-Insolvenz und das Scheitern einer Transfergesellschaft für die entlassenen MitarbeiterInnen ist in Norderstedt politischer Zwist entstanden. Nachdem Landtagskandidatin Katrin Fedrowitz (SPD) der Kreis-FDP vorgeworfen hatte, in der Sache "auf Tauchstation" zu gehen, konterte die Junge Union (JU) jetzt mit dem Vorwurf, Fedrowitz betreibe Wahlkampf auf dem Rücken von "Schlecker-Frauen".

Foto einer Schlecker-Filiale

 

Dabei, so JU-Chef Richard Döbler, gehe es im Fall Schlecker keineswegs nur um Frauen, die Junge Union in Norderstedt wirft Fedrowitz deshalb unter anderem "Diskriminierung" vor: Statt sich mit "unsinnigen pseudeo-Genderfragen auseinanderzusetzen" müssten möglichst viele der bestehenden Arbeitsplätze gerettet werden, "sowohl für die männlichen, als auch weiblichen Angestellten". Weil Erstere bei Schlecker jedoch nur um und bei 10% ausmachen, rutschte auch Döbler selbst ein Anflug von Gender durch: Im Einleitungssatz der JU-Erklärung selbst ist nämlich von der "Situation der Schlecker-Frauen" die Rede. Neben der Geschlechterfrage wirft die JU der SPD-Kandidatin vor, die Situation der Betroffenen für ihren Wahlkampf auszunutzen.

Fedrowitz hatte vor allem die FDP kritisiert, weil deren Verweigerungshaltung eine Auffanggesellschaft für die bundesweit 11.000 gekündigten Schlecker-Beschäftigten verhindert hatte. Besonders hart fiel ihre Kritik an den Segeberger Liberalen aus: "Ganz wie ihr Landesvorsitzender Heiner Garg hat sich auch die FDP im Kreis Segeberg entschieden, auf Tauchstation zu gehen und öffentlich keine Stellung zu beziehen. Ich empfinde deses Verhalten als unwürdig und feige." Nach Meinung von Fedrowitz hätte eine Auffanggesellschaft nicht nur für die 370 betroffenen schleswig-holsteinischen Schlecker-Beschäftigten Chancen eröffnet, sondern auch dem Insolvenzverwalter Rechtssicherheit verschafft. Statt Hilfen bei Qualifizierung und Stellensuche zu erhalten, stünden die Betroffenen jetzt vor der Frage, ob sie die erhaltenen Kündigungsschreiben gerichtlich anfechten. Die Sozialdemokratin sieht im Umgang mit den überwiegend weiblichen Beschäftigten der insolventen Drogeriekette ihrerseits eine Form von Diskriminierung. Katrin Fedrowitz: "Wenn bei Schlecker nur Männer arbeiten würden, hätte es eine Transfergesellschaft gegeben".

Harrsche Kritik äußerte die Sozialdemokratin auch an Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP), der mit seinem "Nein" den Ausschlag gegen eine Staatsbürgschaft für die Auffanggesellschaft gab. Während Zeil nämlich im Fall Schlecker die "soziale Marktwirtschaft" und die Kräfte des Marktes gegen einen staatlichen Eingriff ins Feld führte, hatte er sich erst kürzlich für die Zusicherung öffentlicher Mittel für die in Not geratene bayerische Bäckereikette Müller-Brot ausgesprochen.

 

Achtung: Dieser Artikel wurde kurz nach seiner Veröffentlichung noch einmal geändert. Fälschlicherweise hatten wir die Zitate der Jungen Union zunächst Döblers Stellvertreter Lars Schröder zugeschrieben.