Donnerstag, 2. Juli 2015, 21:52 Uhr

Hebammen in Not

Gelber Luftballon, Aufschrift: Geboren mit der Hilfe einer Hebamme.

Infoarchiv Norderstedt | "Geboren mit der Hilfe einer Hebamme" - unter diesem Motto werben derzeit freiberufliche Hebammen, sowie zahlreiche werdende und "gewordene" Eltern für Solidarität mit einem Berufsstand, der in den letzten Jahren immer stärker in Bedrängnis geriet: Noch 2002 betrug die jährliche Haftpflichtversicherungsprämie für Hebammen, die freiberuflich in der Geburtshilfe tätig sind, rund 500 Euro. Heute müssen die Frauen 6.200 Euro pro Jahr zahlen, also gut 500 Euro im Monat. Hintergrund sind der ausgedünnte Versicherungsmarkt und gestiegene Folgekosten bei Komplikationen. Die bloße Zahl der "Geburtsschadensfälle" hingegen ist seit Jahrem konstant.

Weil die gestiegenen Fixkosten für viele Betroffene kaum zu stemmen sind, hat der Deutsche Hebammenverband eine Kampagne ins Leben gerufen, die am 23. Juni auch "Station" in Norderstedt machte: Gut 200 Interessierte kamen da ins mit gelben Kampagnenballons geschmückte Rathaus und lauschten im Plenarsaal einer Podiumsdiskussion mit Verbandsvertretern, Landes- und Bundespolitikern. Wer fehlte, waren allerdings die Hauptverursacher des Problems: Die Versicherungsbranche und die großen Krankenkassen. Auf Druck der Politik haben Letztere zwar mittlerweile angefangen, Hebammen an anderer Stelle für die erhöhten Versicherungsaufwendungen zu entschädigen, die Kosten deckt das aber lange nicht bei allen Betroffenen.

Und inzwischen hat die Krise Folgen: Weil Hebammen ihren Beruf immer häufiger verlassen oder zumindest keine Geburtshilfe mehr anbieten, ist eine flächendeckende Versorgung in vielen Regionen schon nicht mehr zu gewährleisten. Auch in Norderstedt haben bereits Hebammen aufgegeben - Zeit zu handeln, möchte man meinen.