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Donnerstag, 17. Januar 2013, 14:42 Uhr

GALiN tritt nicht zur Kommunalwahl an.

Der Anfang vom Ende

Der Igel hat seine Stacheln verloren

Der Igel hat seine Stacheln verloren

Hans-Georg Becker | Im Herbst des vergangenen Jahres feierte sie noch ihr 10jähriges Jubiläum. Jetzt steht fest: Die Grüne Alternative Liste in Norderstedt (GALiN) tritt nicht zur Kommunalwahl im Mai an. Damit ist gleichzeitig das Ende der Wählergemeinschaft eingeläutet.

Kurioserweise haben Bündnis 90/Die Grünen sowohl mit der Gründung der GALiN als auch mit ihrem Ende zu tun. Es war im Jahr 2001, als die StadtvertreterInnen Brita Pfeiler und Anette Reinders aus der Partei Bündnis90/Die Grünen aufgrund der Zustimmung der Partei zu den Kriegseinsätzen in Afghanistan austraten. Nach dem Austritt weiterer Mitglieder wurde der Bündnisgrüne Ortsverband aufgelöst. In der Stadtvertretung entstand die neue Fraktion „Grüne Alternative“ und im Juli 2002 wurde die Wählergemeinschaft „Grüne Alternative Liste in Norderstedt“ – GALiN – gegründet. Seit 2003 nahm die GALiN erfolgreich an den Kommunalwahlen teil. Bei der letzen Wahl errang sie mit 12,3 Prozent der Wählerstimmen sechs Sitze in der Stadtvertretung.

Von Anfang an gab es neben parteilosen Mitgliedern auch Doppelmitgliedschaften bei der GALiN und den Bündnisgrünen, außerdem wurden die meisten landes- und bundespolitischen Aktivitäten der Bündnisgrünen unterstützt. Im September des Jahres 2011 gründete dann die Partei Bündnis90/Die Grünen in einer Zeit demoskopischer Höhenflüge einen neuen Ortsverband in Norderstedt. Damals sollte u.a. die Doppelfunktion von Ingrid Betzner-Lunding als Vorstandsmitglied in beiden Organisationen dafür sorgen, „dass sich die Äußerungen zu politischen Themen decken“, so sah es jedenfalls Jürgen Kaldewey, seinerzeit Sprecher des Grünen Kreisverbandes Segeberg. Aber hinter den Kulissen rumorte es bereits gewaltig.

Klaus Rädiker und Maren Plaschnick

Klaus Rädiker und Maren Plaschnick

In der Folge kam es in der GALiN zu Aus- und Rücktritten. Im Dezember 2011 etwa schmissen mit Olaf Harning, Ingrid Betzner-Lunding und Mathias Bull gleich drei von vier VorstandssprecherInnen hin, ihre Positionen nahmen wenig später die „Alt-GALiNistInnen“ Klaus Rädiker und Maren Plaschnick ein. Einer der großen Streitpunkte war dabei offenbar der Umgang mit den Bündnisgrünen in Bezug auf die anstehenden Kommunalwahlen. Während der zurückgetretene Vorstand auf Verhandlungen mit dem Ziel baute, auch Grüne unter dem Dach der GALiN antreten zu lassen, sollen vor allem Plaschnick und Stadtvertreterin Dagmar Gutzeit den Weg der Konfrontation gegangen sein.

Wahrscheinlich um Druck aus dem Kessel zu nehmen, kam es im Sommer 2012 auch zu Umbesetzungen im Vorstand von Bündnis90/Die Grünen. Die „Doppelmitglieder“ Betzner-Lunding und Kornelia Wangelin räumten neben anderen ihre Posten und machten den Weg frei für Katrin Schmieder und Thomas Ruppel. Die sollten die Verhandlungen mit der GALiN voranbringen, mit der man kommunal „eng zusammenarbeiten“ wollte.

Dass es letztendlich nicht zu einer Einigung kam, wird von Einigen dem Konfrontationskurs von Maren Plaschnick und ihren MitstreiterInnen zugeschrieben, die nun ihrerseits den Bündnisgrünen vorwerfen, für das Scheitern der Verhandlungen verantwortlich zu sein. Eine objektive Einschätzung ist Außenstehenden indes nur schwer möglich.

Maren Plaschnick

Maren Plaschnick

Das bevorstehende Ende der GALiN wird nach einem Bericht in der Norderstedter Zeitung von allen Fraktionen in der Norderstedter Stadtvertretung bedauert. Insbesondere Maren Plaschnick als Fraktionsvorsitzender wird für die gute Zusammenarbeit gedankt, ihr Weggang bedauert. Katrin Schmieder, Frontfrau der Bündnisgrünen, wird von CDU, SPD und FDP als engagierte Politikerin angesehen. Während Gert Leiteritz (CDU) noch nicht weiß, was von den Bündnisgrünen zu erwarten ist, wünscht Jürgen Lange (SPD) ihnen alles Gute und Klaus- Peter Schröder (FDP) hofft auf eine gute Zusammenarbeit mit den Bündnisgrünen. Miro Berbig (DIE LINKE) bedauert den Wegfall „einer ernst zu nehmenden Alternative zu den konservativen Bündnisgrünen.“

Ein Kommentar zu diesem Artikel

17.01.2013, 15:52 Uhr Klaus RädikerGALiN tritt nicht zur Komunalwahl an

"Eine objektive Einschätzung ist Außenstehenden indes nur schwer möglich."
Dieser Satz ist richtig, wird aber wahrscheinlich in der Fülle der im Artikel angeführten Vermutungen untergehen.
Klaus Rädiker