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Mittwoch, 11. März 2009, 18:30 Uhr
Verrückt nach Leben: War Child
Film über den ehemaligen Kindersoldaten Emmanuel Jal
Infoarchiv Norderstedt | Emmanuel Jal hat mit seinen 28 Jahren schon viele Leben gelebt. Als Siebenjähriger verlor der im Südsudan geborene Junge seine Mutter und wurde daraufhin in einem äthiopischen Trainingscamp zum Kindersoldaten ausgebildet. 1991 gelang ihm und 400 weiteren Kindern die Flucht. Doch für die Kinder fand sich inmitten des bürgerkriegsgeschüttelten Landes kein Platz, niemand kümmerte sich um sie und nach monatelangem Umherirren überlebten nur 12 von ihnen. Einer davon war Emmanuel. Er hatte Glück, wurde von einer Mitarbeiterin der Kinderhilfsorganisation "Street Kids" aufgenommen und später sogar adoptiert. Seine neue Mutter, die mit einem Rebellenführer verheiratet war, schmuggelte ihn nach Kenia, wo er eine Schule besuchen konnte. Als auch seine Adoptivmutter 1993 starb, war Emmanuel gerade 13 und stand wieder allein da. Schließlich ermöglichten ihm Freunde den weiteren Schulbesuch. In dieser Zeit begann er, seine Erfahrungen im Bürgerkrieg durch Musik machen zu verarbeiten. 2005 landete Emmanuel mit seinem Song "Gua" einen Hit in Kenia. Mittlerweile ist er in Afrika ein Star, singt auf Englisch, Arabisch, Suaheli und in zwei sudanesischen Sprachen. Sein Rap ist eine Form der oral history. Der Rapper Chuck D. hat einmal gesagt, Rap-Musik sei das CNN der Schwarzen. Bei Emmanuel Jal wird der Sprechgesang zu einer Live-Schaltung in die sudanesische Vergangenheit. Seine Texte fordern zu Frieden und Toleranz auf und sind zuletzt deshalb so glaubwürdig, weil er selbst erfahren hat, was Gewalt heißt. Auch wenn er mittlerweile ein erfolgreicher Musiker ist und in London lebt, hat er nicht vergessen, wie überlebenswichtig für ihn die Hilfe anderer Menschen war. Deshalb unterstützt er Jugendliche im Sudan, damit sie zur Schule gehen und eine Ausbildung erhalten können. Denn nur Bildung, so Emmanuel, kann die Spirale der Gewalt durchbrechen.
Der Hintergrund
Nach Angaben der UNO gibt es weltweit ca. 250.000 Kindersoldaten, die meisten davon in Afrika. Viele werden zwangsrekrutiert. Andere kommen aus den ärmsten Schichten der Gesellschaft oder haben ihre Eltern verloren und schließen sich auf der Suche nach einer Existenzgrundlage den bewaffneten Truppen an. Die Kinder werden den gleichen Belastungen ausgesetzt wie die erwachsenen Soldaten, lassen sich meist jedoch leichter manipulieren. Sie werden oft geschlagen, misshandelt und gezwungen, Grausamkeiten zu begehen. Kindersoldaten werden von den Erwachsenen oft an besonders gefährlichen Stellen der Front eingesetzt, zum Beispiel als Spione, Minenleger und Minensucher. Entsprechend hoch ist das Risiko, verletzt oder getötet zu werden. Kindersoldaten haben meist keine Schule besucht, können deshalb weder lesen noch schreiben. Sie erlernen so auch nicht die notwendigen Kulturtechniken, um in einer Zivilgesellschaft friedlich miteinander leben zu können. In vielen europäischen Ländern, auch in Deutschland, werden geflohene Kindersoldaten immer noch wie Fahnenflüchtige behandelt und haben deshalb kaum eine Chance Asyl zu bekommen.
Mittwoch, 11. März 2009, 18:30 Uhr, Spectrum-Kino Norderstedt, Rathausallee 70, Norderstedt
Eintritt: 3 Euro
Eintritt: 3 Euro