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Freitag, 5. November 2004, 20:00 Uhr

Eine Kopfjagd: Auf der Suche nach dem Schädel des Sultans Mkwawa

"Koloniales Afrika im deutschen Film"

Infoarchiv Norderstedt | 

Fast vergessen: Deutscher Kolonialismus in Afrika

Hartnäckig hält sich die Auffassung, dass die deutsche Kolonialherrschaft weniger brutal und ausbeuterisch war als die der anderen Europäer und sich sogar positiv auf die betroffenen Gebiete ausgewirkt habe. Außerdem wäre sie nur verhältnismäßig kurz gewesen und sei sowieso schon sehr lange her. Immerhin ging es dieses Jahr durch die Medien, dass vor genau 100 Jahren im heutigen Namibia ein durch Deutsche verübter Völkermord an den Herero stattfand. Aktuell wurde in den letzten Jahren in Hamburg ein Projekt namens "Tansania-Park" kontrovers diskutiert, da dort Reliefskulpturen ausgestellt werden, die Angehörige der deutschen Kolonialhilfstruppen, also Askaris, darstellen.

Noch heute findet man auch in unserem Hamburger Stadtteil Fuhlsbüttel Spuren der Kolonialzeit: Der Woermannsweg an der Alsterschleuse erinnert an Adolph Woermann (1847-1911), Hamburger Reeder, Kaufmann und Präses der Handelskammer, der Bismarck dazu überredete Kamerun zu deutschen Kolonie zu machen. Er verdiente sich eine goldene Nase an den dortigen Plantagen, am Transport von Sklaven nach Mittelamerika und Truppentransporten nach Deutsch-Südwest, eben jenem Namibia. Parallel, auf der anderen Seite der Alster, verläuft der Justus-Strandes-Weg, benannt nach einem Hamburger Senator und Mitinhaber der u.a. in Sansibar und Deutsch-Ostafrika (Tansania) tätigen Im- und Exportfirma Hansing & Co. Er war Mitglied des Kolonialrates und im Vorstand der Deutschen Kolonialgesellschaft, leitete einige Jahre die Niederlassung in Sansibar und verfasste 1900 das Buch Die Portugiesenzeit von Ostafrika.

Am 4. November 2004 erleben wir aus dem Blickwinkel des Nazi-Films die Kolonialvergangenheit. Hans Albers' Rolle als Carl Peters ("Hänge-Peters") soll uns heute zur Diskussion über Kolonialismus und sich im deutschen Spielfilm darstellende weiße Phantasien über schwarze Menschen anregen. Am Beispiel des schwarzen Schauspielers Bayume Mohamed Husen, der hier den Dolmetscher Ramassan verkörpert, im wirklichen Leben jedoch im KZ endet, möchten wir aufzeigen wo Rassenwahn hinführen kann.
Einführung: Holger Tilicki. Zur Diskussion nach der Vorführung ist der togolesische Archivar Jonas Bakoubayi Billy eingeladen.

Am 5. November 2004 zeigen wir den Dokumentarfilm Eine Kopfjagd von Martin Baer. Er beleuchtet ein Stück Kolonialgeschichte aus der Perspektive des tansanischen Studenten Is-Haka Mkwawa, der auf der Suche nach dem Schädel seines Urgroßvaters Sultan Mkwawa durch das heutige Deutschland reist. Der Film zeigt auch die Hintergründe: Die deutsche Kolonisation in Ostafrika und die brutale Niederschlagung der Aufstände der Einheimischen.
Zur Diskussion nach der Filmvorführung haben ihre Teilnahme zugesagt der Regisseur des Films Martin Baer und der togolesische Archivar Jonas Bakoubayi Billy.

Als Gäste geladen sind bei diesen Filmtagen der Filmemacher Martin Baer ("Eine Kopfjagd") und der togolesische Archivar Bakoubayi Billy, der zur Zeit im Bundesarchiv erstmals systematisch die Akten des Reichskolonialamtes erschließt.

Ergänzend zu den Filmtagen hat die Willi-Bredel-Gesellschaft an einem der darauffolgenden Wochenenden eine nachmittägliche Exkursion in den "Tansania-Park" geplant. Genaueres erfahren Sie durch die Aktualisierung unserer Seite, sowie durch Plakatierung im Stadtteil Fuhlsbüttel ca. drei Wochen vor den Filmtagen.

Auf der Suche nach dem Schaedel seines Urgrossvaters Sultan Mkwawa: Is-Haka Mkwawa (rechts im Bild)

Freitag, 5. November 2004, 20:00 Uhr, Grüner Saal, Im Grünen Grunde 1, direkt am U-/S-Bahnhof Ohlsdorf
Eintritt: Drei Euro
Veröffentlicht in Geschichte