07.12.03

Glasmoorgruppe

Mitglied im Hamburger Flüchtlingsrat

Der Abschiebeknast Fuhlsbüttel

Seit Mitte November 2003 werden die meisten Abschiebehäftlinge der Hansestadt in einem Gebäude des bekannten Knastes "Santa Fu" (Hamburg-Fuhlsbüttel) untergebracht. Innerhalb dieses riesigen Gefängnisses war zwischen 1939 und 1945 auch ein Außenlager des KZ Neuengamme (KOLAFU - Konzentrationslager Fuhlsbüttel) eingerichtet worden.
Nach ersten Informationen befindet sich der neue Abschiebebereich im Gebäude des Hochsicherheitstraktes. Die Kontaktaufnahme mit den Gefangenen ist mehr als schwierig und gelang zumindest während der ersten Kundgebung vor dem Knast am 5. Dezember nicht. Während der Verlegung der Gefangenen von der JVA Glasmoor nach Fuhlsbüttel Mitte November machten die Behörden kurzen Prozess: Rund die Hälfte der Gefangenen wurde gar nicht erst in den neuen Abschiebetrakt- sondern direkt zum Flughafen Fuhlsbüttel gefahren und deportiert.

Der Abschiebeknast Glasmoor

Das bisherige Hamburger Abschiebegefängnis, erbaut 1994, lag nördlich der Stadt auf schleswig-holsteinischem Gebiet. Dort wurden bis zu 84 Männer zu sechst in einer Zelle eingesperrt. Weitere Gefangene werden im Untersuchungsgefängnis und anderen Haftanstalten gefangengehalten, Frauen in Abschiebehaft zusätzlich im Frauengefängnis Hannöversand.
Glasmoor war ein Containerknast, der an einen Freigängerknast angegliedert war. Er war von zwei Zäunen mit Nato-Stacheldraht umgeben. Das Personal setzte sich aus Hamburger Vollzugsbeamten und Angestellten des privaten Sicherheitsdienstes WAKO Nord GmbH zusammen. Im Januar 1994 wird der Bauplatz besetzt.

Kurze Chronik:

Am 15.Februar wird der Abschiebeknast leider trotzdem in Betrieb genommen.
Anfang November 94 weigern sich nach dem Hofgang 40 Gefangene in ihre Zellen zurückzukehren. Sie fordern ihre sofortige Freilassung, Bleiberecht und die Ausreise in ein Land ihrer Wahl. Nach der Zusage, dass ihre Fälle überprüft werden, brechen die Gefangenen ihren friedlichen Protest ab. In den folgenden Monaten werden die meisten von ihnen abgeschoben.
In dieser Zeit finden sich UnterstützerInnen in der Glasmoorgruppe zusammen. Wie wohl in allen Abschiebegefängnissen ist der Alltag im Knast von rassistischer Gewalt, mangelder medizinischer Versorgung, ständiger Angst und Unsicherheit geprägt. Immer wieder führt diese Situation zu Selbstmordversuchen. Es gibt vielfältigen Widerstand auf beiden Seiten des Zauns. Hungerstreiks, Ausbrüche, Protestaktionen im und vor dem Knast, Soli-Konzerte, Demos in Hamburg und Norderstedt, monatliche Protestspaziergänge zum Gefängnis und mehr.

Die Glasmoorgruppe

Besucht seit 1994 regelmäßig Gefangene, hat aber keinen offiziellen Besuchsstatus. Dem Hamburger Flüchtlingsrat wurde eine allgemeine Besuchserlaubnis verwehrt. Gegen acht Mitglieder der Glasmoorgruppe und des Flüchtlingsrats wurden Besuchsverbote ausgesprochen. Mit ihrer Arbeit versucht die Gruppe die Isolation der Gefangenen zu aufzubrechen, vermittelt AnwältInnen und schafft Öffentlichkeit.
Sie trifft sich jeden Dienstag um 19:30 im Büro des Hamburger Flüchtlingsrats im 3. Stock der "W3" (Nernstweg 32-34) und fordert:

- Sofortige Abschaffung der Abschiebehaft und der rassistischen Ausländergesetze
- Bleiberecht für alle
- Grenzen auf für freies Fluten

Kontakt:

Glasmoorgruppe c/o Flüchtlingsrat Hamburg
Werkstatt 3
Nernstweg 32-34, 22765 Hamburg
Telefon: 040-43 15 87, Fax: 040-430 44 90
https://www.nadelstiche-online.de
https://www.soziales-zentrum.de
https://www.infoarchiv-norderstedt.org

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