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Sonntag, 23. Mai 2010, 22:00 Uhr

Waldemar Link GmbH im Zwielicht

Infoarchiv Norderstedt | Wollte die Norderstedter Waldemar Link GmbH & Co KG einen unbequemen Beschäftigten abservieren? Danach sieht es zumindest aus, nachdem kürzlich ein offenbar inszenierter Diebstahls-Prozess gegen einen 56jährigen Feinmeckaniker vor dem Norderstedter Amtsgericht scheiterte. Vor etwa einem Jahr hatte sich Viktor Bubritzki, der bereits seit 35 Jahren im Unternehmen beschäftigt ist, auf einer Betriebsversammlung lautstark über die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen beschwert. Die Waldemar Link GmbH, Herstellerin von Implantaten und chirurgischen Instrumenten, hatte zuvor unter anderem die Arbeitszeiten ihrer MitarbeiterInnen verlängert, was in der Belegschaft verbreitet zu Unmut führte. Nur Tage nach der offenherzigen Kritik Bubritzkis soll das Unternehmen dann die Berliner Detektei Makowski & Partner, bzw. ihren 32jährigen Mitinhaber Marc Makowski engagiert haben, um - richtig - ausgerechnet Bubritzki wegen angeblich ungeklärter Diebstähle zu überwachen. Zu diesem Zweck wurde der Detektiv als Praktikant eingeschleust und will in dieser Funktion beobachtet haben, wie der Feinmechaniker ein ebenso wertvolles, wie privat nutzloses Werkzeug gestohlen hat. Nachdem er die Polizei informierte, stellen die Beamten die OP-Zange dann auch tatsächlich im PKW des Beschuldigten sicher. Dumm nur, dass sich zum Tatzeitpunkt gleich vier Kollegen Bubritzkis in unmittelbarer Nähe seines Arbeitsplatzes befanden, ihren Kollegen aber gar nicht gesehen haben wollen. So hatte Amtsrichter Reinhard Leendertz schließlich große Zweifel an der Glaubwürdigkeit des (vom Unternehmen bezahlten) Zeugen und sprach Bubritzki unter dem Jubel seiner Kollegen frei. Aus dem Schneider ist der Feinmechaniker damit noch nicht: Das Arbeitsgericht muss jetzt über seine fristlose Kündigung entscheiden, dürfte aber in Bezug auf die Glaubwürdigkeit Makowskis zu ähnlichen Ergebnissen kommen, wie Leendertz. Die Detektei Makowskis wirbt übrigens offen mit "Mitarbeitereinschleusungen" und der Überführung von Beschäftigten beim "Blaumachen", Zitat: "Sie haben Angestellte, die sehr häufig ausfallen und krankgeschrieben sind, und hegen den Verdacht, dass keine tatsächliche Krankheit vorliegt? Wir überprüfen Ihren Mitarbeiter im Rahmen einer diskreten Beobachtung".