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Dienstag, 2. Februar 2010, 19:00 Uhr

Versuchter "Ehrenmord" vor Gericht

Infoarchiv Norderstedt |  Am 21. Juni letzten Jahres geriet ein PKW auf der B 432 in Höhe Kayhude auf die Gegenfahrbahn und wurde von einem Sattelzug erfasst. Nach mehreren Drehungen um die eigene Achse prallte das Fahrzeug schließlich gegen eine Leitplanke, alle drei Insassen - ein 41jähriger Mann, seine 37jährige Frau und der zehnjährige Sohn des Paares - wurden schwer verletzt. Was zunächst wie ein Unfall aussah, entpuppte sich schon wenig später als Mordversuch und wird ab morgen vor dem Kieler Landgericht verhandelt. Hintergrund der Tat, die im Polizeijargong auch verharmlosend als "erweiterter Selbstmord" bezeichnet wird, weil der Täter ebenfalls sterben wollte, war offenbar die hoffnungslose Überschuldung des heute 42jährigen: Er hatte seiner Familie sowohl die Verschuldung, als auch seine Arbeitslosigkeit verheimlicht. Am Tag des Unfalls sollte nun die Zwangsräumung des von der Familie bewohnten Reihenhauses stattfinden, so dass sich das Lügengebilde des Mannes nicht mehr halten ließ. Immer wieder entscheiden sich Männer in einer solchen Situation, nicht nur sich selber zu töten, sondern ihre Familie mit in den Tod zu nehmen. So waren erst im Februar 2009 die Leichen einer vierköpfigen Familie in einem Haus in Bad Bramstedt entdeckt worden - der Familienvater hatte auch hier seine gesamte Familie ausgelöscht. Von einigen Soziologen werden diese "Familientragödien" mittlerweile als eine Art deutsche Version des "Ehrenmordes" gehandelt, weil die Täter ihren Frauen und Kindern angesichts der eigenen "Schande" ein eigenständiges Lebensrecht absprechen.

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