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Mittwoch, 13. Mai 2015, 14:43 Uhr

Alle Briefzentren werden bestreikt

Auch in Norderstedt bleiben Briefkästen leer

Streikwesten wurden bundesweit ausgepackt, Foto: Infoarchiv

Streikwesten wurden bundesweit ausgepackt, Foto: Infoarchiv

Infoarchiv Norderstedt | In der Nacht zum heutigen Mittwoch erhöhte die Gewerkschaft ver.di durch flächendeckende Streikmaßnahmen den Druck auf die Deutsche Post AG. Alle 83 Briefzentren der Deutschen Post AG werden bestreikt. Darunter auch das Briefzentrum in Hamburg, zu dem der Zustellstützpunkt Norderstedt gehört. Die Arbeitsniederlegungen werden zum Teil auch am heutigen Tage andauern. Durch den Streik am vorgelagerten Briefzentrum in Hamburg dürfte in Norderstedt nicht viel Post zur Verteilung angekommen sein. Auch in den kommenden Tagen muss mit erheblichen Verzögerungen gerechnet werden, da die nächste Verhandlungsrunde erst am 20./21. Mai stattfindet.

Hintergrund des verschärften Arbeitskampfes ist die nach Gewerkschaftsangaben anhaltende Tarifflucht der Deutschen Post AG in Form eines Vertragsbruchs zur Fremdvergabe mit der eigens dafür gegründeten Billigtochter DHL Delivery. Die Deutsche Post AG hatte zum April dieses Jahres die eigene Billigtochter gegründet um für 6000 Beschäftigte den Haustarifvertag der Deutschen Post um 20 Prozent zu unterlaufen. Diese Tarifflucht enthält eine zusätzliche Brisanz, da die Deutsche Post damit entgegen einer vertraglichen Vereinbarung zur Fremdvergabe handelt.

Als Kompensation für diesen Vertragsbruch fordert ver.di für die Beschäftigten eine Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden. Die Gewerkschaft erwartet bei den laufenden Verhandlungen ein Gesamtpaket, mit dem die Tarifflucht aus dem Haustarifvertrag beendet wird. Andernfalls bliebe die Forderung nach Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich bestehen.

Das Unternehmen seinerseits sieht sich im Recht und reagiert mit völligem Unverständnis auf die Forderungen. Medienberichten zufolge versucht das mittlere Management der Deutschen Post AG vorwiegend befristet Beschäftigte einzuschüchtern um sie so von der Teilnahme an den Warnstreiks fernzuhalten. Die Süddeutsche Zeitung berichtet darüber, dass sich ver.di bei Bundeswirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel beschwert habe. Dieser soll Post-Chef Frank Appel Anfang Mai einen Brief geschrieben haben, in dem er zu Achtung der Arbeitnehmerrechte mahnte. Besonders den großen Unternehmen mit Bundesbeteiligung müsse die "unbedingte Achtung sowohl persönlicher wie kollektiver Arbeitnehmerrechte abverlangt werden".