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Mittwoch, 20. September 2006, 2:00 Uhr

Zwei Stolpersteine für den Gewerbelehrer Ernst Mittelbach (1903-1944)

Gedenken an ein Opfer des Nationalsozialismus aus Fuhlsbüttel

gepostet vom nestscheisser | Ernst Mittelbach wohnte in Klein Borstel und arbeitete als Lehrer an der Gewerbeschule IX für Kraftfahrzeug- und Flugzeugtechnik. Er leistete aus christlich-humanistischer Gesinnung und Sympathie für die Sozialdemokratie Widerstand gegen die Nazis. Er wurde daher 1942 von der Gestapo verhaftet, saß 17 Monate lang im von der Hamburger SS verharmlosend "Polizeigefängnis" genannten KZ Fuhlsbüttel (KolaFu), wurde vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 26.6.1944 hingerichtet.

Einweihung der Stolpersteine am Mittwoch, 11. Oktober 2006

11 Uhr:
Ernst-Mittelbach-Gewerbeschule, Brekelbaumspark 10, 20537 Hamburg
Ansprache: Hans-Werner Lüers, Schulleiter
Schüler der Gewerbeschule gedenken Ernst Mittelbach

16 Uhr:
Wellingsbütteler Landstrasse 186, Hamburg-Klein Borstel
Ansprache: Klaus Timm, Lokalhistoriker und Autor des Buches "Die Ermordung des Lehrers Ernst Mittelbach" (2006)
Klein Borsteler Bürger gedenken Ernst Mittelbach

Kurzbiografie: Der Gewerbelehrer Ernst Mittelbach (1903-1944)

Ernst Mittelbach, geboren am 31.12.1903, wohnte in Fuhlsbüttel, bevor er frisch getraut 1938 nach Klein Borstel in die Wellingsbütteler Landstraße 186 zog.

Nach der staatlichen Prüfung zum Gewerbelehrer 1934 arbeitete er zunächst als Konstrukteur beim Ottensener Eisenwerk, wo er 1935 fristlos wegen "die Betriebsgemeinschaft schädigendem Verhalten" entlassen wurde. Im Klartext: Er war gegen eine geschlossene Teilnahme der Belegschaft am 9. November 1935 an der nationalsozialistischen Gedenkfeier für die "Blutopfer" des Hitler-Putsches von 1923.

Seitdem arbeitete Mittelbach als Lehrer an der Gewerbeschule IX für Kraftfahrzeug- und Flugzeugtechnik in Hamburg, wo er 1936 als seinen Schüler den jungen Kommunisten Heinz Priess (Jg. 1920) kennen lernte. Die beiden verband eine persönliche Freundschaft und die klare Ablehnung der Naziideologie.

Der Lehrer Mittelbach wurde mehrfach durch den Schulrat wegen seiner "Nichtmitgliedschaft zur NSDAP" behelligt, dem er widerstand. Er bezog sich dabei auf ein Schreiben der Schulbehörde, dass kein "Druck auf die Beamten, Angestellten und Arbeiter zum Beitritt in die N.S.D.A.P. ausgeübt werden soll und ... dass keinem durch seinen Nichteintritt Nachteile erwachsen werden."

Im Oktober 1942 mitten im Schulunterricht wurde Ernst Mittelbach verhaftet, denn "er gefährdet nach dem Ergebnis der staatspolizeilichen Feststellungen durch sein Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und Staates".

Laut Anklageschrift war Mittelbach zwar nie SPD-Mitglied, habe aber bei den Vernehmungen eingeräumt, bis 1933 mit der Sozialdemokratie sympathisiert zu haben. Außerdem warf ihm die Anklage einen (von der Forschung bisher nicht bestätigten) wissentlichen Kontakt zur Bästlein-Jacobs-Abshagen-Widerstandsorganisation vor. Auch Feindsender habe er gehört.

Ernst Mittelbach wurde im Mai 1944 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt und am 26.6.1944 im Untersuchungsgefängnis Hamburg hingerichtet. Seine Beisetzung erfolgte auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Literatur: Das erwähnte Buch des Klein Borsteler Lokalhistorikers Klaus Timm "Die Ermordung des Lehrers Ernst Mittelbach" erschien im Mai 2006 im Selbstverlag und ist einsehbar im Staatsarchiv Hamburg, in den Räumen der Willi-Bredel-Gesellschaft, in der Universitätsbibliothek Hamburg sowie in der Bibliothek des Museums für Hamburgische Geschichte.

Ernst Mittelbach

Veröffentlicht in Geschichte mit den Schlagworten Polizei, Schule, SPD