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Donnerstag, 24. Mai 2007, 2:00 Uhr

"Mit wenig Aufwand perfekt geschminkt"

Einige Anmerkungen zur VHS Quickborn und ihrer Themenwahl

Von Olaf Harning | Nichts gegen das Schminken. So denkt offenbar auch die Quickborner Volkshochschule samt Leiter Martin Zipperling. Und so wird unter der Rubrik "Gesellschaft" der oben genannte Kurs angeboten. Nicht angeboten wird hingegen das Seminar "Quickborn unterm Hakenkreuz", das sei nach erster Einschätzung der VHS eher "unwirtschaftlich". Nach monatelanger Bedenkzeit wurde dem Soziologen Jörg Penning empfohlen, doch vielleicht besser einen Vortrag zu halten.

Er hatte es für einen "Selbstgänger´" gehalten. Monate lang beschäftigte sich der Hamburger Soziologe Jörg Penning mit der Zeit des Nationalsozialismus in seiner Heimatgemeinde Quickborn. Zwei Jahre drehte er jeden ihm bekannten Stein um, befragte ZeitzeugInnen, wälzte die Akten verschiedener Archive oder Verlage und ging bereits vorhandene Quellen durch. Nachdem er seine Diplomarbeit mit dem Titel "Aufstieg und Herrschaft des Nationalsozialismus am Beispiel der Landgemeinde Quickborn" fertiggestellt- und dafür die nicht alltägliche Note 1,0 erhalten hatte, wollte er dieses Wissen nicht für sich behalten. Also machte er der Volkshochschule Quickborn das Angebot, das Thema in sechs Abendveranstaltungen als Seminarleiter vorzutragen - für übliche 31 Euro pro Abend.

Doch die Reaktion des jungen VHS-Leiters Martin Zipperling (30) überraschte: Zunächst erfolgte überhaupt keine Rückmeldung, dann schlug Penning Ablehnung entgegen. Das Thema sei "ökonomisch" nicht tragfähig, schließlich würden der VHS ja u.a. Druckkosten entstehen. Nachdem Zipperling auf weitere Rückfragen schließlich anregte, "vielleicht besser einen Vortrag" zu halten, Penning aber wegen der Tiefe des Themas beim Seminar blieb, lehnte die VHS sein Angebot ab. Und nicht nur das: Mit großem Misstrauen wurde die Diplomarbeit - so Zipperling gegenüber dem "Quickborner Tageblatt" - "auf verfassungsfeindliche Hintergründe hin überprüft." - ein einmaliger Vorgang.

Erst nachdem Penning sein Umfeld und einige befreundete HistorikerInnen über die offen vorgetragene Ignoranz der VHS informiert hatte und auch das Infoarchiv bei Zipperling nachhakte, schwenkte die Volkshochschule um: Nun wollte man zwar das Thema per Kurs bearbeiten, alleine - "nicht mit Herrn Penning". Begründung: Durch einen von ihm verfassten Rundbrief zur Problematik sei einer künftigen Zusammenarbeit der Boden entzogen worden - Penning habe sich "nicht loyal verhalten." In der Folge fragte man u.a. beim preisgekrönten Kaltenkirchener Historiker Dr. Gerhard Hoch an, ob er als Kursleiter einspringen könnte. Der jedoch wies die Anfrage der Volkshochschule zurück, unterstützte im Gegenzug eine alternativ organisierte Veranstaltungsreihe - mit Penning als Referenten. Zweiter Schirmherr: Professor Dr. Uwe Danker vom Institut für Zeit- und Regionalgeschichte Schleswig-Holsteins, der sich von der anfänglichen Abwehr des Themas "an die frühen 80er Jahre" erinnert fühlte, als "die Aufarbeitung der Vergangenheit in Schleswig-Holstein noch gegen die etablierten Forschungs- und Bildungseinrichtungen durchgesetzt werden musste."

Die sechsteilige Vortragsreihe wurde schließlich von der Initiative Selbstbewusstes Quickborn aus dem Boden gestampft, einer Gruppe geschichtsinteressierter QuickbornerInnen. Mit ungeahntem Erfolg: Das "unwirtschaftliche" Thema zog bis jetzt rund 60 Anmeldungen nach sich, mehr also als so mancher VHS-Kurs aufweisen kann. In der Folge musste das Alternativ-Seminar zweigeteilt werden, rund 10 Interessierte stehen auf einer Warteliste für einen dritten Kurs im Herbst. Auch Martin Zipperling nimmt das zur Kenntnis, man sei durch den Ansturm "eines Besseren belehrt worden". Die Entscheidung gegen Referent Penning indes bleibe bestehen, auch nach der Absage Gerhard Hochs ist man bei der VHS Quickborn der Meinung, für 2008 einen "geeigneten" Referenten für das ungeliebte Thema zu finden, dem stünde dann ja auch Pennings Diplomarbeit als Quelle im städtischen Museum zur Verfügung. Für das Wiederholungs-Seminar im Herbst sind noch Anmeldungen möglich: Unter der Rufnummer 04106 - 60 225 oder per Mail bei sabine.schaefer-maniezki@web.de können sich Interessierte melden. Ein Artikel zum Thema aus der Pinneberger Zeitung.