+ + + ARCHIVIERTER INHALT + + +

Diese Seite kommt aus unserem Archiv und enthält möglicherweise Informationen, die nicht mehr aktuell sind. Bitte beachten Sie das Veröffentlichungsdatum dieser Seite.

Dienstag, 7. November 2006, 1:00 Uhr

"Vor die Hunde gehen..."

Henstedt Ulzburg baut Unterkünfte für wohnungslose Menschen und obdachlose Tiere am selben Ort

Von Matilda Nyman | Während begleitet von gesellschaftspolitischen Schlagwörtern wie "Dezentralisierung" und "Integration", die ersten vollstationären Wohnheime aufgelöst werden (so in dieser Region der Brüderhof auf dem Rhen, in dem chronisch-psychiatrische Patienten nun langsam auf ein Leben im eigenen Wohnraum vorbereitet werden), wird in Henstedt-Ulzburg der alte Kurs beibehalten: Obdachlose zum Beispiel, da ist sich die Mehrheit der GemeindepolitikerInnen einig, gehören in die Randgebiete der Gemeinde.
Schon vor Jahren, als klar war, dass die Gemeinde ihre verwahrlosten Notunterkünfte erweitern muß, berichtete der regionale Teil des Abendblattes mehrfach über den Entscheidungsprozess im Rathaus: "...nicht zu zentral", sollten die neuen Schlichtwohnungen für Obdachlose liegen, konnte man nachlesen. Und schon zu Beginn der Planung der neuen Wohnunterkünfte, informierte die Norderstedter Zeitung über den Beschluß des Umwelt- und Planungsausschusses: "Ganz weit weg von der Zentrumsbebauung, mitten im Ulzburger Gewerbegebiet, möchten die Gemeindepolitiker die Obdachlosenunterkunft errichten."
Bürgermeister Volker Dornquast und seine gemeindepolitischen Mitstreiter sind traditionell nicht zimperlich, wenn es um die Behandlung von Menschen in Not geht. Der skandalöse Umgang mit SozialhilfempfängerInnen sorgt immer mal wieder für höchst unerfreuliche Presse. Das ist auch in diesem Herbst der Fall. In Henstedt Ulzburg werden die Unterkünfte der wohnungslosen Menschen nicht nur fern ab in einem Industriegebiet angesiedelt, wo am Wochenende kaum noch eine Nahverkehrsanbindung besteht. Die Schlichtwohnungen werden zudem in unmittelbarer Nähe des neuen Tierasyls gebaut. "Wenn die Hunde bellen, könnte es sehr laut werden", gibt der Vereinsvorsitzende des Tierheims, Oliver Schwarz, zu bedenken. Für die Hunde wurde ein großflächiges Außengehege errichtet, der Lärmpegel wird wohl kaum zu überbieten sein.
Jenseits dieser Belästigung ist die menschenverachtende Symbolik einer solchen städteplanerischen Unverschämtheit wohl kaum zu übersehen. Vorsitzender des Zweckverbandes, welcher den Bau des Tierheimes ermöglichte, ist ausgerechnet Volker Dornquast, der Bürgermeister höchstpersönlich. 500.000 Euro kostet der Bau des Tierheimes übrigens. Das Errichten der Schlichtwohnungen belastet den Haushalt lediglich mit 320.000 Euro.

Einen älteren Artikel zu Henstedt-Ulzburg und seinem Umgang mit SozialhilfeempfängerInnen gibt es hier.

Veröffentlicht in Soziales mit den Schlagworten Henstedt-Ulzburg, Infoarchiv, Norderstedt