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Sonntag, 23. Oktober 2011, 10:32 Uhr

Streit um neue Schwimmhalle

Seedorff und Grote widersprechen Kritik am Millionenprojekt

Das ARRIBA-Bad (Foto: Infoarchiv)

Das ARRIBA-Bad (Foto: Infoarchiv)

Infoarchiv Norderstedt | Im Streit um eine im Wirtschaftsplan der Norderstedter Stadtwerke „aufgetauchte“ Schwimmhalle hat sich zwischenzeitlich auch Werkleiter Jens Seedorff zu Wort gemeldet: Gegenüber der Norderstedter Zeitung bezeichnete er den Plan, die angeblich dringend benötigte Halle durch den städtischen Eigenbetrieb finanzieren zu lassen als „Win-Win-Situation“. Über die Vehemenz der Kritik an dem Projekt, das von GALiN und LINKEN abgelehnt wird, äußerte er sich „erstaunt“.

Gert Leiteritz

Gert Leiteritz

Bereits während der jüngsten Sitzung des für den Wirtschaftsplan zuständigen Stadtwerkeausschusses war es zum Streit gekommen, nachdem Hans-Georg Becker (DIE LINKE) die von der Werksleitung bislang weder angekündigte, noch weiter erläuterte Investition von immerhin 3 Millionen Euro hinterfragt hatte. Dabei soll Seedorff vorübergehend die Beherrschung verloren haben und Becker wegen der Kritik hart angegangen sein. Für den Stadtwerke-Chef ist die Rechnung einfach: Wenn der Eigenbetrieb selbst den Bau der Halle finanziert, vermeidet er Kapitalertragssteuern, die bei der im Normalfall anstehenden Abführung von Überschüssen an die Stadt anfallen – nach Informationen des Infoarchivs eine knappe halbe Million Euro. Gleichzeitig würde eine neue Halle die Unterhalts- und Sanierungskosten für die bestehenden Becken vermeiden. Eine Sichtweise, die der traditionell „werkleitungsnah“ argumentierende Christdemokrat Gert Leiteritz stützt: „Statt ewig Reparaturen und aufwendige Sanierungsarbeiten an uralten Schulbädern zu finanzieren, ersparen sich die Stadtwerke die etwa 1,5 Millionen Euro zur Sanierung der beiden Schulbäder in Friedrichsgabe und Garstedt sowie die teuren Unterhaltungskosten durch doppelte und teilweise marode Technik“.

Maren Plaschnick (Foto: W.S.)

Maren Plaschnick (Foto: W.S.)

Die Kritik an dem Projekt entzündet sich allerdings weniger an der Schwimmhalle selbst, als an der erneut nebulösen Vorgehensweise der Stadtwerke. Zwar stellt Maren Plaschnick, Fraktionsvorsitzende der GALiN, auch das Projekt selbst in Frage und sieht die Priorität für Investitionen eher in Schulbauten und –sanierungen, vor allem aber kritisiert sie das unangekündigte Erscheinen des Projektes im Wirtschaftsplan der Stadtwerke, ohne dass auch nur ein einziger Fachausschuss die akute Notwendigkeit des Hallenbaus festgestellt hätte. Daher forderte die Politikerin in einer ersten Reaktion Bürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) auf, diesen „schwebenden Kostenansatz“ per Dienstanweisung zu unterbinden und seine Aufsichtsfunktion gegenüber dem Eigenbetrieb wahrzunehmen. Sowohl der gescholtene Werkleiter, als auch der „OB“ wiesen diese Forderung jedoch mittlerweile zurück: So erläuterte Seedorff gegenüber der Norderstedter Zeitung (NZ), bei dem Kostenansatz handele es sich lediglich um einen „Vorschlag“, der nach der Verabschiedung des Wirtschaftsplans Ende Oktober in den Fachausschüssen beraten werden müsse. Und Grote selbst ging sogar zum Gegenangriff über: In einem Wirtschaftsplan könne man nichts verstecken, wie es die GALiN-Chefin behauptet habe. „Vielleicht“, so Grote gegenüber der NZ, „hat Frau Plaschnick den Plan einfach nicht genau gelesen“.

Einmal geglückte Finanzierung und grünes Licht der Kommunalpolitik vorausgesetzt, kann sich Jens Seedorff die neue Schwimmhalle auf dem südlichen Freibad-Gelände vorstellen, in etwa an der Stelle der heutigen Umkleideräume. Sie wäre dann vor allem oder gänzlich dem Sport- und Schulschwimmen gewidmet und würde zusätzliche Kapazitäten im ARRIBA schaffen, wo für diese Angebote bislang einzelne Bahnen gesperrt werden. Doch auch dieser an sich positive Aspekt wirft finanzielle Fragen auf: Erst vor wenigen Tagen präsentierten die Stadtwerke ihr Jahresergebnis, das zwar einen Gewinn von rund 4,8 Millionen Euro ausweist, für die Sparte „Badbetriebe“ – also vornehmlich das ARRIBA – jedoch ein Minus von zweieinhalb Millionen. Der Wegfall des Schul- und Vereinsschwimmens, bzw. deren Umzug in eine neue Schwimmhalle dürfte für das Erlebnisbad kaum kompensierbar sein, das Minus der Badbetriebe würde vermutlich noch einmal - und dauerhaft - steigen. Insgesamt erwirtschaftete das ARRIBA in 2010 einen Umsatz in Höhe von 3,7 Millionen Euro – 194.000 Euro weniger als 2009.