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Donnerstag, 22. April 2004, 2:00 Uhr
Messe für "Sklavenarbeit"
Norderstedter Arbeitsagentur wirbt für Leihfirmen
Olaf Harning | Am gestrigen Donnerstag durften sich die Norderstedter Arbeitslosen glücklich schätzen. Gleich ein ganzer Haufen sogenannter "Zeitarbeitsfirmen" stellte die jeweiligen Angebote im Foyer des Arbeitsamtes aus, darunter die größten "Sklavenhändler" der Branche: Adecco und Randstad. Sie waren ebenso vertreten, wie kleine und mittelständische Leiharbeitsunternehmen: Bindan, HPS Hundeshagen, Persona-Service, Pluss, Rehnelt, die Verleiher sind auch in Norderstedt aus dem Boden gesprossen, seit die rot-grüne Bundesregierung den Handel mit Arbeitskräften durch die Aufhebung nahezu aller Schutzfunktionen für ArbeitnehmerInnen mit den Hartz-Gesetzen massgeblich fördert.
Wie andernorts auch, hat sich die Situation in bestimmten Berufsgruppen daraufhin derart verschlechtert, dass es nahezu keine Festanstellungen mehr gibt. Wer beispielsweise heute einen solchen, festen Arbeitsplatz als Klempner oder Maler finden möchte, kann lange suchen. Das Gros der Arbeitsangebote wird in den genannten Bereichen schon seit Monaten von Verleihfirmen gestellt, gerade die kleineren und mittelständischen Handwerksbetriebe verzichten daher lieber auf festangestelltes Personal – zu billig sind die "Arbeitssklaven" der Verleihfirmen zu haben – und zu kalkulierbar ist ihr Einsatz. Nur wenig mehr als 6 Euro muß den Betroffenen sowohl nach DGB-, als auch nach den Tarifen des „Christlichen Gewerkschaftsbundes“ zu Beginn ihrer Beschäftigung gezahlt werden. Das reicht – und das wissen alle Beteiligten – nicht zum Leben, ist aber zu viel zum Sterben. Den Rest der gegenüber den Entleihern meist nach Tarifverträgen abgerechneten Arbeitseinsätze kassieren die Verleiher und verzeichnen nicht selten exorbitante Gewinnsteigerungen. Bis auf die Personal Service Agenturen, ihre Einrichtung kann wohl schon heute als absoluter Flopp bezeichnet werden.
Alleine Adecco beschäftigt 28.000 MitarbeiterInnen in 68 Ländern. Nach eigenen Angaben bringt die Firma jeden Tag rund 650.000 Arbeitskräfte mit 100.000 Firmenkunden zusammen, da klingelt die Kasse. Überflüssig zu erwähnen, dass die Arbeitsagenturen seit Jahresfrist dazu berechtigt sind, Arbeitslose und vor allem: Langzeitarbeitslose zur Arbeitsaufnahme in einer Leiharbeitsfirma zu nötigen. Und dies wird – man muß staunen, natürlich nicht nur im legalen Bereich getan, die Bundesanstalt gilt mittlerweile als größte Vermittlerin illegaler Arbeitsverhältnisse im Bauhauptgewerbe. Nichtsdestotrotz: Holger Jung ist begeistert. Der noch frische Leiter der Norderstedter „Agentur“ betonte die Möglichkeit für Arbeitslose, sich in Zeitarbeitsfirmen bezüglich der eigenen Fähigkeiten „selbst zu testen“. Wohl deshalb hatte er auch Arbeitgeber zur Messe geladen. Vielleicht ist es ja im Verlauf des gestrigen Tages zu ersten öffentlichen Arbeitslosen-Versteigerungen im Foyer des Arbeitsamtes gekommen?
Noch nicht zu jedem durchgedrungen: Dankbarkeit für Leiharbeit