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Mittwoch, 4. August 2010, 2:00 Uhr

Kurznachrichten im Juli II

Meldungen vom 15. bis zum 31. Juli 2010

Info Archiv Norderstedt | Samstag, 31. Juli, 10 Uhr

Berbig kritisiert "44-Millionen-Euro-Schau"

Der Fraktionsvorsitzende der Norderstedter Linken, Miro Berbig, hat die munter steigenden Kosten der Landesgartenschau (LGS) scharf kritisiert. Unter anderem in einem Beitrag für das Norderstedter Stadtmagazin äußerte Berbig sich "zornig" über die "Art und Weise, mit der die Menschen in der Stadt über die wahren Kosten der Landesgartenschau getäuscht werden". Hauptkritikpunkt: Neben auch offiziell munter steigenden Kosten würden die Verantwortlichen zahlreiche LGS-Projekte einfach über andere Haushaltsposten abrechnen. Insgesamt, so der Linke, seien mittlerweile über 44 Millionen Euro aufgelaufen - anstatt der ursprünglich versprochenen Deckelung bei rund 18 Millionen für Bau und Durchführung des Events. So werde etwa der Ausbau des Kulturwerks aus dem Kulturetat der Stadt bestritten, außerdem habe man plötzlich gemerkt, dass man ja auch einen Parkplatz brauche, während die Luxus-Beleuchtung für den Rundweg der Gartenschau aus den dramatisch leeren Kassen des Kreises Segeberg gezahlt wird. Dazu kommen noch EU-finanzierte Radwege, so dass nach Berbigs Rechnung schon Ende 2008 genau 26,85 Millionen Euro tatsächliche Kosten aufgelaufen, bzw. bekannt waren. Mit etwa 2 Millionen Euro kommt aber nun noch das Naturbad im LGS-See dazu, die freundlicherweise von der 100%igen Stadtwerke-Tochter ARRIBA-übernommen werden und die Abführung des Eigenbetriebes entsprechend mindern werden. Die neue Straßenführung zum Gelände (5 Mio.), ein temporärer Parkplatz (1 Mio.) und der Ankauf des Stadtparks von der Firma Potenberg (3,5 Mio.), die damit auch gleich noch von ihrer Pflicht befreit wurde, das Gelände zu renaturieren, runden das Bild ab, während die Durchführung selbst noch einmal mit 7 Millionen Euro zu Buche schlägt. Von all diesen Summen ist letztlich nur die Durchführung "gedeckt" - wenn denn 600.000 BesucherInnen kommen. Die übrigen Kosten trägt letztlich der Steuerzahler, ob nun die Kommune, das Land oder die EU zahlt. Berbig gewohnt provokativ: "Mittlerweile sind 44 Millionen aufgelaufen, was in Krisenzeiten ein noch unverantwortlicherer Luxus ist, als es zu Planungszeiten war. Geld für Schulen und Kindergärten wird nicht mehr über sein. Da macht es dann auch Sinn, für die überwiegend pensionierten Gäste der Landesgartenschau acht verschiedene Friedhöfe zu zeigen. Unsere Jugend hat so in dieser Stadt kaum Perspektiven".

Freitag, 30. Juli, 13 Uhr

Immer wieder Probleme mit Rettungs-Leitzentralen

Ob nun die Leitstelle Holstein der Feuerwehr oder die polizeiliche Einsatzleitstelle "Westwind": Immer wenn Rettungskräfte aus Kostengründen ihre Koordinierungsstrukturen straffen, kommt es zunächst zu erheblichen Problemen. Wurde die Leitstelle Holstein im Dezember 2009 überregional bekannt, weil sie bei einem Feuer in Westerrade zwar alle umliegenden Wehren, nicht aber die Feuerwehr im Ort selbst alarmierte, haben jetzt Polizeibeamte im Kreis Segeberg mit der Ortsunkundigkeit von "Westwind" zu kämpfen. Seit April konzentriert die Polizeiführung ihre ehemaligen Leitstellen der Kreise Pinneberg, Segeberg, Steinburgund Dithmarschen in Elmshorn, seitdem kommt es immer wieder zu Problemen - insbesondere, wenn Einsätze in kleineren Orten koordiniert werden müssen, die die neue Leitstelle schlicht nicht kennt. Aber auch in Norderstedt kam es schon zu Problemen: Laut Norderstedter Zeitung meldete "Westwind" kürzlich "ein Feuer zwischen Tangstedt und Duvenstedt an der Schleswig-Holstein-Straße", tatsächlich brannte es in der Straße Am Exerzierplatz - in Norderstedt. "Bis zu einem Routinebetrieb", sagt dann auch Joachim Gutt vom Landespolizeiamt Kiel, "wird es noch ein wenig dauern". Der ehemalige Leiter der Polizeiinspektion Segeberg ist Projektverantwortlicher für die neuen Leitstellen, sieht die Probleme vor allem in der Funk- und Computertechnik, aber auch in der Zusammenführung verschiedener Leitstellenkonzepte begründet. Vielleicht könnte man sich aber auch einfach mal die Frage stellen, ob eine ortsferne und -unkundige Leitstelle denn der Weisheit letzter Schluss ist?

Mittwoch, 28. Juli, 14 Uhr

Mehrgenerationenhaus im Familienzentrum

Das Familienzentrum Henstedt-Ulzburg im Gebäude des ehemaligen Kindergarten Beckersberg wird zu einem Mehrgenerationenhaus aus- und umgebaut, das beschloss kürzlich der zuständige Ausschuss der Großgemeinde mit den Stimmen von SPD und WHU. Grund genug für den sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Andreas Beran, das Zentrum zu besuchen und sich von den vielfältigen Aktivitäten dort zu überzeugen - und die können sich sehen lassen: Schon jetzt besuchen wöchentlich rund 500 UlzburgerInnen das Familienzentrum, nutzen Angebote wie Spiel- und Krabbelgruppen, Frühförderkurse und Workshops. Im fertiggestellten Mehrgenerationenhaus sollen zusätzlich ein Hebammenzentrum, eine Masseurin, eine Fußpflegerin und eine Heilpraktikerin einziehen, außerdem sollen dort Kunstausstellungen, eine Babysittervermittlung, ein Erzählcafé, Sprachkurse und vieles mehr möglich werden. Von dieser Vielfalt zeigte sich auch Beran beeindruckt, der zudem familienpolitische Sorgen der anwesenden Eltern mit nach Kiel nahm: So mangele es - nicht nur in Henstedt-Ulzburg - noch immer an Betreuungsplätzen für Krippenkinder, gleichzeitig erwarteten viele Arbeitgeber von den Eltern flexible Arbeitszeiten. Allenfalls ein dicker Tropfen auf den heißen Stein ist da die Ankündigung der Vorsitzenden des Familienzentrums, Sabine Samel, ab Anfang nächsten Jahres 10 Krippenplätze am Beckersberg einzurichten. "Dabei können sich die Eltern, die nur wenige Tage die Woche arbeiten", so Samel, "auch einen Krippenplatz teilen". Zum Abschied versprach Andreas Beran, die Entwicklung des Mehrgenerationenhauses weiter zu verfolgen, und mit den Betriebsräten derjenigen Firmen zu sprechen, die sich bei den Gesprächen vor Ort als familienunfreundlich herausstellten.


Der Landtagsabgeordnete Andreas Beran links, neben ihm mit der Tochter auf dem Arm, die 1. Vorsitzende Sabine Samel gemeinsam mit den Eltern und Kindern der Spiel- und Krabbelgruppe. (Foto: PM SPD Bürgerbüro)

Mittwoch, 28. Juli, 10 Uhr

Reinders will das Thormählen-Dezernat

Die Gerüchteküche meldet es schon seit Wochen, vor einigen Tagen wurde es amtlich: Die Fraktionsvorsitzende der Grün Alternativen Liste in Norderstedt (GALiN), Anette Reinders (54), bewirbt sich um das Amt der Zweiten Stadträtin und damit um die Nachfolge des ins Ulzburger Bürgermeisteramt gewechselten Torsten Thormählen (parteilos). Reinders muss sich damit am 26. Oktober dem Votum ihrer "KollegInnen" in der Stadtvertretung stellen, und das mit guten Aussichten: Ihre Qualifikation für den Dezernentenposten wird parteiübergreifend anerkannt, als studierte Sozialpädagogin, Mitarbeiterin im Norderstedter Amt für soziale Dienste, im Paritätischen Wohlfahrtsverband Segeberg, sowie als Geschäftsführerin des Kita-Trägers "Der Kinder wegen" und seit 2000 im Bundesverband der Berufsbetreuer sammelte sie viel Verwaltungserfahrung - ausschließlich im sozialen Bereich. Und den hätte sie als Zweite Stadträtin auch zu beackern: Das Dezernat ist unter anderem für die Bereiche Soziales, Sport, die Volkshochschule, Büchereien, das städtische Pflegeheim und auch für die Schulen und Kindertagesstätten zuständig. Gegen Reinders kandidiert unter anderem Manfred Stankat (52, SPD), der als Bürgermeister von Boostedt und Leiter des Fachbereichs Kinder- und Jugendhilfe, Bildung und Kultur in der Kreisverwaltung Segeberg auch über entsprechende Verwaltungserfahrung verfügt. Weitere Kandidaturen sollen vorliegen, sind aber noch nicht öffentlich geworden.

Montag, 26. Juli, 21 Uhr

Jungheinrich verdient wieder Millionen

In einer sogenannten Ad-hoc-Meldung hat der Norderstedter Gabelstapler- und Lagertechnik-Hersteller Jungheinrich heute ein Halbjahresergebnis von nie erwarteten 37,7 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern bekannt gegeben - das entspricht einem Gewinn von 24,8 Millionen Euro nach Steuern. Damit ist das Unternehmen, das wegen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise noch 2009 heftige Umsatzeinbrüche zu verkraften hatte, binnen weniger Monate in die Gewinnzone zurückgekehrt, und wie: Im ersten Halbjahr 2009 meldete Jungheinrich ein Minus von 14,8 Millionen Euro und begann hektisch mit dem Abbau von Arbeitsplätzen. Alleine in Norderstedt wurden damals rund 100 Jobs gestrichen, insgesamt mussten über 500 Beschäftigte gehen. Einen heftigen Arbeitskampf verhinderte zu diesem Zeitpunkt alleine das Einschreiten der Besitzerfamilie, die dem Betriebsrat schließlich den Verzicht auf weitere Entlassungen zusicherte. Bereits im vierten Quartal 2009 die Wende: Jungheinrich kehrte in die Gewinnzone zurück und rechnete im April 2010 für das laufende Jahr mit einem "positiven operativen Ergebnis im unteren, zweistelligen Millionen-Bereich". Dies schaffte man nun schon zur Halbzeit, und die Aussichten sind angesichts eines herausragenden Juni-Ergebnisses prächtig. Zwar wird auch diese Entwicklung nicht unbedingt zu Neueinstellungen führen, mit dem Arbeitsplatzabbau dürfte aber erst einmal Schluss sein - zum Glück: Gerade einmal rund 1.150 Menschen beschäftigt der Gabelstapler-Hersteller heute noch in seinem Stammwerk in Norderstedt-Friedrichsgabe, 1989 waren es hier noch fast 1.700.

Sonntag, 25. Juli, 17 Uhr

Psst geheim! Ellerau schafft Krippenplätze

Zehn zusätzliche Ganztageskrippenplätze will die Gemeinde Ellerau in diesem Jahr schaffen, das beschloss der Ausschuss für Kinder, Jugend und Bildung in seiner Sitzung am 21. Juli. Die neue Krippen-Gruppe soll bereits zum 1. November in der Kindertagesstätte Uns Lütten eingerichtet werden - bei einem etwa dreimal höheren Bedarf in der Gemeinde dürfte das jedoch wenig mehr sein, als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Und noch ein anderes Problem hat die Ellerauer Kommunalpolitik: Elternvertreter und ErzieherInnen sind extrem genervt von der Geheimnistuerei während der Beschlussfassung. Ausschussvorsitzende Nadine Jarren (Aktives Ellerau) hatte Diskussion und Besprechung zur Frage der Krippenplätze in Absprache mit den andern Fraktionen in den nichtöffentlichen Teil der Ausschuss-Sitzung verlegt, damit die anwesenden Eltern und ErzieherInnen nach nur 15 Minuten Besprechung aus dem Saal zitiert - und die waren davon "not amused". Elternvertreter Christian Valerius: "Alle Sitzungen haben grundsätzlich öffentlich zu sein! Ausnahmen sind nur zulässig, wenn es um Persönlichkeitsrechte oder eine Gefährdung des Gemeinwohls geht. Und das", so der Ellerauer, "ist beim Thema Krippenausbau nun wirklich nicht gegeben". Jarren begründete den Ausschluss der Betroffenen mit der nötigen Beschlussfassung über Arbeitsverträge und Grundstücksangelegenheiten, die angeblich nicht vom eigentlichen Sachverhalt zu trennen gewesen seien. Eine Begründung, die bei den meisten Anwesenden für Kopfschütteln sorgte - auch, weil das in (fast allen) anderen Gemeinden sehr wohl funktioniert. Valerius: "In Ellerau warten 30 Familien auf einen Krippenplatz. Denen gegenüber ist eine solche Hinterzimmerpolitik vollkommen unangemessen. Mit transparenter, demokratischer Entscheidungsfindung hat das jedenfalls nichts zu tun".

Samstag, 24. Juli, 17 Uhr

Rathje-Hoffmann, Plambeck und Krogmann verteidigen Sparpaket

Die Junge Union (JU) im Kreis Segeberg, die FDP Norderstedt und die Segeberger Landtagsabgeordnete Katja Rathje-Hoffmann (CDU) haben das Sparpaket der Kieler Landesregierung verteidigt. Rathje-Hoffmann betonte in einer Rede auf dem Kreisverbandstag der JU, der Sparkurs zeige vor allem, dass man die "Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen" ernst nehme. Unter der Leitung ihres Vorsitzenden Ole Plambeck verabschiedete die JU anschließend einen entsprechenden Antrag. Am vergangenen Mittwoch stieß dann Marlis Krogmann ins selbe Horn: Da man endlich aufhören müsse, "auf Kosten der nächsten und übernächsten Generation zu leben", hält sie die Sparmaßnahmen der Landesregierung nicht nur für richtig, sondern auch gleich Proteste dagegen für unangebracht: "Das kann doch wohl nicht angehen", so die Norderstedter FDP-Chefin gegenüber der Norderstedter Zeitung, dass "CDU und FDP auf Landesebene sparen und die CDU in Norderstedt mit ihrem Oberbürgermeister an der Spitze und die hiesige Opposition (...) die Sparmaßnahmen unterlaufen". Damit spielt sie auf eine gemeinsame Linie der übrigen Parteien in der Stadtvertretung an, den Wegfall des beitragsfreien, 3. Kita-Jahres zu kritisieren. Nicht ganz so sparsam war die FDP übrigens anlässlich der Haushaltsberatungen in Norderstedt selbst: Hier stimmte sie zu Jahresbeginn - gemeinsam mit CDU, SPD und Die Linke gegen zahlreiche Kürzungsvorschläge der GALiN und bestätigte damit eine Verdoppelung der - allerdings geringen - Kommunalverschuldung.

Freitag, 23. Juli, 17 Uhr

Überfüllte Obdachlosenunterkünfte

Die Obachlosenunterkünfte in Hamburg platzen aus allen Nähten. Nach einer Mitteilung des Straßenmagazins Hintz&Kunzt waren die Notunterkünfte PikAs und Frauenzimmer schon im Mai zu 101-, bzw. 125% belegt - ergo: überbelegt. Auch im Juni lag die Auslastung bei 93-, bzw. 120% - und das in eigentlich eher weniger problematischen Sommermonaten. Nach Einschätzung der "Hinz%Künztler" wird das Problem einerseits durch Zuwanderer aus anderen Städte ausgelöst, andererseits gibt es deutlich zu wenig günstige, kleine Wohnungen in der Hansestadt. Erst kürzlich hatte eine von Gewerkschaften und der Wohnungswirtschaft in Auftrag gegebene Studie prognostiziert, dass im Großraum Hamburg bis zum Jahr 2025 auf 100 Haushalte bis zu 13 Wohnungen fehlen könnten. Auch in Norderstedt gibt es diesbezüglich Probleme: Zwar blieben in der Notunterkunft der Stadt zuletzt eher Plätze frei, allerdings fielen und fallen Hunderte "geförderter Wohnungen" aus der Mietpreisbindung: Gab es 2001 noch rund 3.000 geförderte Wohnungen in Norderstedt, werden es 2018 gerade noch 1.000 sein.

Freitag, 23. Juli, 16 Uhr

Korte vs. Bundesrepublik

Weil die Bundesrepublik nach den Römischen Verträgen bereits seit 1957 verpflichtet war, ein Arzneimittelgesetz zu schaffen, das aber erst 1976 tat, hat der Staat seine Aufsichtspflichten verletzt und sich am Contergan-Skandal mitschuldig gemacht. So jedenfalls sieht es der Norderstedter Rechtsanwalt Otmar Korte (48), der 1962 als einer von 5.000 bis 10.000 "Contergan-Opfer" mit verkürztem Arm geboren wurde, und nach einem Bericht der Norderstedter Zeitung (NZ) jetzt die Bundesrepublik auf Schadenersatz verklagt. Contergan war zwischen Oktober 1957 und November 1961 vom Stolberger Unternehmen Grünenthal GmbH als Beruhigungs- und Schlafmittel für Schwangere vertrieben worden. Dessen Wirkstoff Thalidomid jedoch löste bei den Ungeborenen in großer Zahl Fehlbildungen aus, dennoch wurde das Mittel erst Monate nach Bekanntwerden der Probleme aus dem Verkehr gezogen. Mittlerweile hat Grünenthal insgesamt 150 Millionen Euro Entschädigung an Betroffene gezahlt, weitere 164 Millionen Euro zahlte die Bundesrepublik. Unklar ist nun, welche Erfolgsaussichten Korte mit seiner Klage hat. Gegenüber der NZ bestätigte das zuständige Bonner Landgericht gestern lediglich den Eingang der Klageschrift, das Bundeskanzleramt hatte vorab mitgeteilt, es bestünden keine Ansprüche gegen die Bundesregierung. Otmar Korte hatte übrigens bereits im Juli 2002 für Aufsehen in gesorgt: Damals gründete er mit 25 Gesinnungsgenossen den Norderstedter Ableger der "Schill-Partei", der Partei Rechtsstaatlicher Offensive (PRO). Gleich in seiner ersten öffentlichen Stellungnahme äußerte Korte damals Verständnis für die überharten Urteile des Amtsrichters Ronald Schill und sprach sich unter anderem für "Internierungslager für Ausländer" im Seuchen-Fall aus.

Freitag, 23. Juli, 12 Uhr

Hamburg-Nord stimmte gegen Schulreform

Die BürgerInnen im Bezirk Hamburg-Nord haben am vergangenen Sonntag mehrheitlich nicht- oder gegen die vom schwarz-grünen Senat, SPD, Die Linke, Gewerkschaften und Schülervertretungen befürwortete Schulreform gestimmt, das geht aus Zahlen des Statistikamtes Nord hervor. Demnach lag die Wahlbeteiligung in Langenhorn (38,8%), Fuhlsbüttel (42,4%), Alsterdorf (46%) und Groß-Borstel (43,9%) zwar knapp über Landestrend, blieb aber dennoch deutlich unter 50%. Vor allem in Langenhorn stimmten die Menschen dabei auffallend klar gegen die von fast allen Parteien befürwortete sechsjährige Primarschule, bzw. für die dagegen gerichtete Vorlage der Initiative Wir wollen lernen!. In der Krohnstieg-Schule waren es beispielsweise 70,6%, in der Schule Eberhofweg immer noch 65,1%, die "Ja" zur Initiative und "Nein" zur Schulreform sagten. Auch Hamburg-Nord insgesamt lehnte die Primarschule überdurchschnittlich deutlich ab: Während hamburgweit 56% für die Vorlage der Initiative stimmten, waren es hier sogar 57%. Die Wahlbeteiligung war übrigens überall dort überdurchschnittlich hoch, wo eher wohlhabende Bürger zu finden sind: Werte wie in Volksdorf (59,1%), Wellingsbüttel (58,2%), Nienstedten (60,3%) oder Groß Flottbek (60,1%) standen dabei niedrigen Beteiligungen in ärmeren Stadtteilen, wie Wilhelmsburg (25,3%), Steinwerder (20,5%) oder Billbrook (12,5%) gegenüber und lassen den Schluss zu, dass hier das reiche Hamburg (erfolgreich) seine bildungspolitischen Privilegien verteidigt hat. Für eine "Hamburgensie", also hamburgische Besonderheit spricht auch, dass in mehreren anderern Bundesländern breite Mehrheiten für ein längeres, gemeinsames Lernen bestehen.

Donnerstag, 22. Juli, 17 Uhr

A20: EU genehmigt Bau durch Naturschutzgebiet

Die Europäische Union hat den Weiterbau der A 20 von Bad Segeberg in Richtung A 21 genehmigt und damit auch die Querung des zur Natura 2000 gehörenden Travetals möglich gemacht. Die Trave soll nahe Klein Gladebrügge mittels einer 20 Meter hohen und 250 Meter lagen Brücke überquert werden, von der - so eine der Auflagen der EU kein Wasser tropfen darf (!). Auf diese Weise sollen die darunter liegenden Kalk-Auen geschützt werden. Das Bundesverkehrsministerium rechnet nach dem grünen Licht aus Brüssel jetzt mit einem Baubeginn Ende 2011, allerdings laufen sowohl Naturschützer, als auch die Gemeinde Klein Gladebrügge selbst Sturm gegen den Bau. Während Arne Hansen, parteiloser Bürgermeister des Ortes, mehrfach eine andere Streckenführung angemahnt hatte, äußerte sich heute auch Hans-Jörg Lüth, Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND), gegenüber dem NDR kritisch zur geplanten Trasse: "Es ist ziemlich bemerkenswert, dass die EU ihre eigenene Gesetze außer Kraft setzt", so Lüth in Hinblick auf Naturschutz-Richtlinien der EU, "es handelt sich bei der Trave um eines der sensibelsten Naturschutzgebiete in diesem Bereich. Dass dort nun eine Autobahn durchführen soll, ist uns völlig unverständlich". Die A 20 soll später bei Bad Bramstedt die A 7 queren und dann weiter Richtung Elbe geführt werden, wo ein Tunnel in Höhe Glückstadt geplant ist. Hier die vollständige Trassenplanung.

Mittwoch, 21. Juli, 12 Uhr

Neue Sprechzeiten der Suchtberatung

Die Tageaaufenthaltsstätte und Beratungsstelle für Wohnungslose am Herold-Center - kurz "TAS" - hat neue Sprechzeiten zum Thema Sucht. In ihrer offenen Sprechstunde berät Diplom-Sozialpädagogin Elke Büttner ab sofort jeden Mittwoch von 12 bis 13 Uhr Menschen, die über ein Suchtproblem sprechen möchten, die Sprechstunde findet in Kooperation mit der ATS Sucht- und Drogenberatungsstelle Norderstedt statt. Büttner hat das Angebot bereits seit dem 1. Juli von ihrem Kollegen Michael Krummnow übernommen und sieht es in der TAS richtig verortet: "Für mich ist es wichtig", so Büttner, "Betroffene oder Interessierte dort zu treffen, wo sie sich sicher fühlen. Da wir als Angebot auch die aufsuchende Arbeit anbieten, ist eine Sprechstunde in der TAS für mich nur folgerichtig". Sucht ist eine schleichende Erkrankung, die oftmals lange unterkannt bleibt. Um Anzeichen einer Sucht bei sich oder anderen zu erkennen, kann man sich in der Sprechstunde über unterschiedliches Suchtverhalten informieren. Ein wichtiges Ziel der Sprechstunde ist es, die Scheu zu verlieren und bei Bedarf weitergehende Hilfen in Anspruch zu nehmen. Die Tagesaufenthaltsstätte selbst hat montags bis freitags von 9.30 bis 16 Uhr und samstags von 9.30 bis 12.30 Uhr geöffnet. Hier kann man sich treffen, klönen, Kaffee trinken, günstig Frühstücken und Mittagessen. Wer Sorgen hat, findet nicht nur bei TAS-Leiter Jan Carstens ein offenes Ohr und allgemeine Sozialberatung. Wohnungslose können in der TAS zu duschen, Wäsche waschen und sich ein Postfach einrichten.

Kontakt:

  • TagesAufenthaltsStätte, Lütjenmoor 17a, 22850 Norderstedt, Tel.: 040 - 5232079
  • ATS Sucht- und Drogenberatungsstelle Norderstedt, Kofurth 1, 22850 Norderstedt, Tel.: 040 - 5233222
  • Elke Büttner direkt: 0172 - 2580032

Dienstag, 20. Juli, 10 Uhr

WHU rebelliert gegen Ulzburg-Center

Es wird immer höher und größer, zieht zusätzlichen Auto- und Schwerlastverkehr an und wird wohl ein Drittel seiner Umsätze von bestehenden Versorgungszentren abziehen: Grund genug für die Wählergemeinschaft Henstedt-Ulzburg (WHU), gegen das geplante Ulzburg Center vorzugehen. Bereits am 5. Juli stimmte WHU-Verkehrsexpertin Christiane Schwarz im zuständigen Umwelt- und Planungsausschuss gegen den Entwurf der Projektentwickler Karl Will und Peter Scrabs, während Fraktionschefin Karin Honerlah die Aussetzung der für den Bau notwendigen B-Plan-Änderung forderte. Stattdessen regte die WHU an, auf einen Vorschlag der örtlichen FDP zurückzugreifen, die noch einmal einen städtebaulichen Wettbewerb ausschreiben will - mit den Vorgaben 1/3 Handel, 1/3 Dienstleistung, 1/3 Wohnen. Hauptargumente der Wählergemeinschaft gegen die akutellen Pläne der Projkektentwickler sind der zusätzliche Verkehr und die Umsatzverschiebung vom Gewerbepark Nord zum neuen Ulzburg-Center: Rund ein Drittel ihres Umsatzes werden die vier sogenannten "Ankermieter", also Hauptmieter des Center-Neubaus nämlich aus dem besehenden Gewerbepark abziehen und mit ihm in einen andauernden Verdrängungswettbewerb eintreten. Außerdem wird auf der Hamburger Straße mit einer Verkehrszunahme von rund 20% gerechnet, da das Center bislang im Gewerbepark endende Verkehrsströme in das Ortszentrum leiten würde.

Montag, 19. Juli, 10 Uhr

Gucci-Protest setzt sich durch

Mit deutlicher Mehrheit hat sich Hamburg gestern in einem Volksentscheid gegen die von CDU und GAL eingeführte- sowie von SPD und Linken unterstützte sechsjährige Primarschule ausgesprochen. Demnach stimmten 276.304 Menschen für das "Nein" der Initiative Wir wollen lernen!, nur 218.065 HamburgerInnen sagten "Ja" zur kompletten Schulreform. Die hatte angestrebt, SchülerInnen unterschiedlicher Stärken länger gemeinsam lernen zu lassen und zu diesem Zweck unter anderem die vierjährigen Grundschulen durch sechsjährige Primarschulen zu ersetzen. Unterstützt wurde die Schulreform vor allem aus der Lehrerschaft, vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und von Schülervertretungen. Nach der gestrigen Entscheidung tritt das weitgehend gescheiterte Hamburger Schulsystem nun erst einmal auf der Stelle. Die überwiegend vom wohlhabenden Bürgertum gestützte und auch finanzierte Initiative Wir wollen lernen! hatte im Vorfeld der Abstimmung vor allem damit argumentiert, dass durch gemeinsames Lernen die Stärkeren "gebremst" würden. Mit dieser Argumentation und einer Auseinandersetzung über das Elternwahlrecht der Schulen gelang es den Initiatoren jedoch sowohl das eigene Klientel anzusprechen, als auch die bildungspolitische Unzufriedenheit vieler anderer Bürger aufzugreifen. Zudem wurde an vielen Infoständen eher inhaltsleer argumentiert - platte Parolen, wie "Sie wollen doch auch eine bessere Bildung für ihre Kinder?" waren keine Seltenheit. Dennoch war der Volksentscheid eine beeindruckende Meinungsäußerung des Hamburger Bürgertums: So lag die Wahlbeteiligung in den reicheren Hamburger Stadtteilen zum Teil fast doppelt so hoch, als in den sozialen Brennpunkten. Abgelehnt wurde gestern übrigens nur die sechsjährige Primarschule, die übrigen Bereiche der Schulreform, also die Festschreibung kleinerer Klassen und die Auflösung von Real- und Hauptschulen in sogenannte "Stadtteilschulen", bleibt unangetastet. Der Erfolg des Volksentscheids könnte nun auch Folgen für ein weiteres schwarz-grünes Projekt haben: Schon vor Monaten haben Gegner der geplanten Stadtbahn angekündigt, auch über einen Volksentscheid nachzudenken. Hier geht es einer Gruppe wohlhabender Bürger in Winterhude darum, vor allem Parkplätze vor den Geschäften zu erhalten - dass die Stadtbahn unter anderem den seit seinem Bau vom Bahnverkehr abgekoppelten Stadtteil Steilshoop erschließen soll, ist diesem Klientel ebenso egal, wie die Umweltaspekte der Straßenbahn.

Sonntag, 18. Juli, 19 Uhr

Von Beust von dannen

Der heute vollzogene Rücktritt des Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust (CDU) ist seit Tagen ein offenes Geheimnis, der gleichzeitige Rückzug von Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) hingegen kam überraschend. Während von Beust zwar einen Zusammenhang seines Abgangs mit dem Volksentscheid über die Hamburger Schulreform bestreitet, seine "Amtsmüdigkeit" aber wohl doch nicht unwesentlich damit zusammenhängt, zieht von Welck mit ihrem Schritt Konsequenzen aus dem katastrophalen Verlauf des Elbphilharmonie-Baus und ihrer Auseinandersetzung mit den BesetzerInnen des Gängeviertels. Zum niegelnagelneuen Bürgermeisterkandidaten hat der CDU-Landesvorstand übrigens bereits den eher unbeliebten Innensenator Christoph Ahlhaus gekürt, und damit einen Mann aus der Region: Ahlhaus ist unter anderem Kreisvorsitzender der CDU Hamburg-Nord. Er war zuletzt im April unangenehm aufgefallen, als die Kosten für die Sicherung seines Wohnsitzes publik wurden: Rund eine Million Euro kosteten die nämlich den Steuerzahler und damit deutlich mehr als bei vergleichbaren Spitzenbeamten.

Sonntag, 18. Juli, 18 Uhr

ADFC im Trend, dicke Autos "unsympathisch"

Schlechte Perspektiven für Dirk Bruster? Weil der Norderstedter Unternehmer, Junge-Union-Organisator und Norderstedt-Marketing-Aktivist gerne im flotten Schlitten durch die Stadt gleitet, finden ihn laut Trend-Studie Timescout rund 45% der Jugendlichen zwischen 20 und 29 Jahren unsympathisch. Sogar 80% dieser Altersgruppe sind der Meinung, dass man in der Stadt kein Auto brauche, 40% glauben, dass Autos heute nicht mehr angesagt sind. Kein Wunder also, dass zwar 75% der 20 bis 29jährigen über eine Fahrerlaubnis verfügt, 45% von ihnen aber kaum Auto fährt. Gute Aussichten also für Organisationen wie den Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club, der zuletzt nicht nur in Norderstedt stark zugelegt hat: Immerhin 322 Mitglieder hatte die hiesige Ortsgruppe im April, 27% mehr als noch Anfang 2006. Und die Tendenz ist weiter steigend. Neben Norderstedt ist der ADFC auch in der Landeshauptstadt (592 Mitglieder), in Lübeck (574) und auch im Kreis Stormarn (487) stark vertreten. Landesweit hat die Organisation inzwischen fast 4.500 Mitglieder, bundesweit rund 125.000. Neben zahlreichen Radtouren und andauernder Öffentlichkeitsarbeit, tritt der Norderstedter ADFC auch durch die Mitorganisation der jährlichen Hamburger Fahrradsternfahrt in Erscheinung, an der sich im Juni rund 400 Menschen aus dem Großraum Norderstedt und insgesamt mehr als 10.000 RadlerInnen beteiligten.

Freitag, 16. Juli, 11 Uhr

Nicolai im "Unruhestand"

Wenn Schulrat, Bürgermeister und Stadtpäsidentin in einer Grundschule "aufschlagen", passiert meist etwas Besonderes: Nach 30 Jahren an der Grundschule Harksheide-Nord wurde Schulleiter Günther Nicolai jetzt in den Ruhestand verabschiedet, und das mit Ansprache von "OB" Hans-Joachim Grote (CDU) und einem Liedchen seiner SchülerInnen. Das Wort "Ruhestand" ist dabei allerdings auf den Job beschränkt, denn noch vor Ort kündigte Nicolai dem Heimatspiegel an, dass er in der Kommunalpolitik - etwa als Fraktionsvorsitzender der Norderstedter CDU - "jetzt erst richtig loslegen" werde. Ob das angesichts der regelmäßigen Ausfälle des Christdemokraten eher als Drohung oder als Versprechen aufgefasst wird, dürfte wohl an der politischen Neigung des Betrachters liegen. Zuletzt fiel Nicolai durch einen Eklat während der 40-Jahres-Feier der FDP auf: Weil Liberalen-Chefin Marlis Krogmann im Eifer des Gefechts vergaß, die mit Grußwort in der Tasche erschienene CDU im Saal zu begrüßen, dann aber LINKEN-Chef Miro Berbig allzu freundlich begrüßte, stürmten die Christdemokraten nach kurzer Besprechung aus dem Saal, ließen sich auch durch eine Entschuldigung Krogmanns nicht zum Bleiben bewegen. Zum Abschied von der Schule gabs übrigens auch Geschenke - zumindest für Heideltraud Peihs, Lebensgefährtin Nicolais und ebenfalls engagierte Christdemokratin. Der Bürgermeister höchstselbst überreichte ihr den Loriot-Film Pappa ante Portas, der sich über einen allzu umtriebigen Ruheständler amüsiert.

Hier gehts zu den Meldungen vom 1. bis zum 15. Juli 2010.

Das neue Ulzburg-Center in den Augen der Planer. Nach Informationen der Wählergemeinschaft Henstedt-Ulzburg (WHU) soll das Gebäude aber inzwischen 15 Meter hoch werden.