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Dienstag, 28. Oktober 2014, 11:02 Uhr
Kritik am "Norderstedter Opernball" wächst
Violette Kleider, Glücksspiel und ein Habenichts als "Goldsponsor"
So geht das, Herr Thiele! Debütantinnen auf dem Wiener Opernball - und ganz in weiß (Foto: Screenshot ORF).
Olaf Harning | Nach der Schelte vom Bund der Steuerzahler kritisieren jetzt auch Politik und Verwaltung den "1. Norderstedter Opernball" und seine Finanzierung. "Ein solcher Abend für einige wenige Gäste darf nicht auf Kosten der Steuerzahler gehen", sagt SPD-Chefin Katrin Fedrowitz mit Blick auf einige Tausend Euro, die das stark defizitäre Spaßbad "Arriba" beigesteuert hatte.
"Mit dem Norderstedter Opernball soll ein neues, elegantes und exklusives Event für Norderstedt und Umgebung entstehen." Mit diesen Worten hatte Rajas Thiele, ehemaliger Punk-Rocker und heute Macher des städtischen Veranstaltungszentrums Tribühne, im Vorfeld für den Ball geworben. "Unser Ziel ist es, den Opernball als gesellschaftliches Highlight dauerhaft und jährlich wiederkehrend zu etablieren“. 380 Gäste folgten seinem Ruf und zelebrierten im Anbau des Rathauses ein rauschendes Fest - bei Champagner, Black Jack und Roulette. Moderiert wurde der Abend von Sat1-Nachrichtensprecher Marc Bator.
"Der mit Spannung erwartete Debütanten-Auflauf, der den Operball um 20 Uhr eröffnete, enttäuschte dagegen viele Gäste. Die Debütantinnen trugen nicht durchweg Ballkleider in Weiß, sondern auch in Rot, Beige und sogar Violett."
NZ-Redakteurin Heike Linde-Lembke über die wichtigen Dinge des Lebens.
Nun kann man einen Opernball für bourgeouise, unangemessen oder auch einfach albern halten, für Kritik sorgte jedoch vor allem dessen Finanzierung. Denn wen Thiele da neben der REWE Markt GmbH und BMW STADAC als "Goldsponsor" des Abends präsentierte, war niemand geringeres, als das hoch defizitäre Spaßbad der Stadt Norderstedt, das den Kommunalhaushalt mit jährlich etwa 2 Millionen Euro belastet. Dass ausgerechnet das "Arriba" nun als spendabler Geldgeber bei einem ebenfalls defizitären, städtischen Veranstalter auftritt, sorgt nicht nur beim Bund der Steuerzahler für Kopfschütteln und einen Eintrag ins diesjährige Schwarzbuch, sondern inzwischen auch bei vielen kommunalpolitisch Aktiven. So kritisiert Katrin Fedrowitz, Ortsvorsitzende der SPD, die Quersubventionierung scharf und stellt fest: "Der 1. Norderstedter Opernball wird in dieser Form hoffentlich auch der letzte seiner Art sein." Und auch CDU-Fraktionschef Gert Leiteritz hält den Ball schon nach seiner Premiere für "tot". Unerwartete Schützenhilfe erhalten die PolitikerInnen dabei von Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU): "Ich habe Rajas Thiele einen Tag nach dem Ball die Anweisung gegeben, keinen zweiten Ball zu veranstalten", so der Verwaltungschef in ungewöhnlich scharfem Ton. Er will jetzt erst einmal belegt haben, dass die Veranstaltung Gewinn abwirft. Falls nicht, oder nur mit den 5.000 Euro des Arriba, wird es wohl keine Neuauflage geben.
Doch nicht nur über den Eintrag im Schwarzbuch ist Grote verärgert, auch dass im Rathaus dem Glücksspiel gefröhnt wurde, kritisiert er: "Wir kämpfen gegen Spielhallen und Spielsucht - da dann es nicht sein, dass in einem städtischen Betrieb Roulette gespielt wird." Auch die SPD-Vorsitzende ist darüber alles andere, als begeistert: "Im Hauptausschuss wurde uns im Frühjahr dieses Jahres berichtet, dass derartige Glücksspiele vorab von der Verwaltung, namentlich Herrn Bosse, zu genehmigen wären", so Fedrowitz. "Eine solche Genehmigung wurde uns gegenüber vehement ausgeschlossen." Daher erwarte die SPD nun eine Erklärung, warum dennoch gezockt wurde.
Keine Debütanten, nirgends. Rajas Thiele (Mitte) mit seiner Band "Razzia" 2011 auf einem Festival in Hünxe/NRW (Bild: Screenshot Konzertmitschnitt).
Rajas Thiele hingegen hat nach dem Ball andere Sorgen: Das Event als Ganzes wurde zwar von den meisten der fast 400 Gäste auf dem Parkett als gelungene Veranstaltung gelobt, der DebütantInnen-Auflauf hingegen fiel bei den Kritikern glatt durch (siehe Kasten oben links). Aber keine Bange: Für den zweiten Versuch versprach der ehemalige Razzia-Sänger "merkliche Verbesserungen" - wenn es denn einen zweiten Versuch gibt. Vielleicht müssen sich die Debütantinnen dann ja schon mit ihrer Bewerbung auf weiße Ballkleider festlegen. Wir sind ja hier nicht bei "Wünsch Dir was"! Oder gar emanzipiert.
Ein Kommentar zu diesem Artikel
10.11.2014, 15:59 Uhr Anonymous: Aha, da wird vermutlich in
Aha, da wird vermutlich in vorheriger Absprache mit der Norderstedter Kommunalpolitik und dem OB von der Tribühne mutig eine ungewöhliche Veranstaltung ins Leben gerufen und nun wollen's die Damen und Herren Politiker mal wieder nicht gewesen sein und von nichts gewusst haben.
Kaum brüllt der Bund der Steuerzahler, ziehen sich die politisch Verantwortlichen zurück und zeigen auf diejenigen, die in ihrem Auftrag versuchen, kulturell im Provinznest Norderstedt etwas zu bewegen. Wenn es über mehrere Jahre nicht funktioniert hätte, müsste man es einstellen. Aber das war der erste Versuch und nach Ansicht der Besucher durchaus gelungen. Also, wo ist das Problem?