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Samstag, 25. Juni 2005, 2:00 Uhr

Gerhard Hoch Ehrenvorsitzender

Gründer der Gedenkstätte Kaltenkirchen tritt in die zweite Reihe zurück

Info Archiv Norderstedt | Hoch wird dem Trägerverein als Ehrenvorsitzender, Berater und Ideengeber verbunden bleiben. Uta Körby, Sonderschullehrerin in Barmstedt, die von der ersten Stunde an im Trägerverein mitgearbeitet hatte, wurde einstimmig zur ersten Vorsitzenden gewählt. Bis auf einen Neuzugang haben alle Vorstandsmitglieder bereits im alten Vorstand Ämter innegehabt, so dass ein bruchloser Übergang und die Weiterarbeit im Sinne des ausgeschiedenen Vorsitzenden gewährleistet ist.

Zahlreich waren die Mitglieder des Trägervereins zu ihrer Jahreshauptversammlung erschienen. Vor dem Dokumentenhaus in Springhirsch war anlässlich der Neuwahlen ein Zelt aufgebaut worden, um für Mitglieder und Gäste einen würdigen Rahmen zu schaffen. Zahlreiche Gäste waren eigens zur Veranstaltung angereist, um den scheidenden Vorsitzenden und Gründer der Gedenkstätte - Dr. Gerhard Hoch - zu ehren. Dr. Hoch begrüßte die Mitglieder und Gäste, unter denen sich auch der Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretär Franz Thönnes, der Bramstedter Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach, der Kaltenkirchener Altbürgermeister Ingo Zobel, der Nützener Bürgermeister Klaus Brakel und der Historiker Dr. Reimer Möller von der Gedenkstätte Neuengamme befanden. Gerhard Hoch begründete den Rücktritt mit seinem hohen Alter und dem Wunsch frei zu sein für seine historische Forschungsarbeit. Er bedankte sich bei den Vorstandsmitgliedern, die ihm zuvor die Arbeit und jetzt den Rücktritt leicht gemacht hätten, weil er sicher sein könne, dass die Gedenkstättenarbeit in gutem Sinne fortgeführt werde.

Anschließend wurde der neue Vorstand des Fördervereins wie folgt vorgestellt:

Erste Vorsitzende: Uta Körby
Die Sonderschullehrerin in Barmstedt hatte bisher schon die Vorstandssitzungen vorbereitet und geleitet, die anstehenden Aufgaben koordiniert sowie ihren zeitlichen Rahmen abgesteckt. Körby stellte Kontakte zu anderen Gedenkstätten und zu einschlägigen Persönlichkeiten her, organisierte Veranstaltungen des Trägervereins und führte Schulklassen zur Gedenkstätte. Diese Schwerpunkte wird sie weiter verfolgen.

Stellvertretender Vorsitzender: Jürgen Gill
Der pensionierte Lehrer aus Kaltenkirchen wird seine bisherigen Aufgaben fortsetzen. Neben der Unterstützung der Ersten Vorsitzenden zählen dazu vor allem die Pressearbeit, der monatliche Newsletter der Homepage, Führungen in der Gedenkstätte und die Betreuung von ABM-Kräften.

Kassenwart: Reinhold Krause
Der Firmenangestellte in Hamburg, wohnhaft in Kaltenkirchen, wird die Kasse weiterhin so verlässlich führen wie bisher.

Schriftführerin: Ingrid Schulz-Pankratz
Die Realschullehrerin in Kaltenkirchen wird wie bisher u.a. die Sonntagsaufsicht im Dokumentenhaus übernehmen.

Beisitzer: Jürgen Fock
Der Kaltenkirchener Realschullehrer wird der Gedenkstätte weiterhin mit seinem handwerklichen Geschick zur Verfügung stehen, ABM-Kräfte betreuen und mit Arbeit versorgen. Ohne ihn hätte die Außenanlage der Gedenkstätte nicht die Gestalt, die sie heute hat.

Beisitzerin: Inga-Martina Toft
Die Fachbuchverkäuferin in Kaltenkirchen wird sich weiterhin für die Besetzung der Sonntagsaufsichten im Dokumentenhaus verantwortlich fühlen.

Beisitzer: Jürgen Wiese
Der pensionierte Schulleiter aus Bad Bramstedt, wird die Beziehungen zu den Patenschulen intensivieren und weiterhin Jürgen Fock bei Intandhaltungs- und Aufbauarbeiten im Gedenkstättengelände behilflich sein.

Beisitzer: Uwe Czervonka
Der Schulleiter aus Bad Bramstedt, wird die Kontakte zu den Schulen der Region verbessern und die Geschichtslehrer motivieren, mit ihren Klassen die Gedenkstätte zu besuchen.

Anlässlich der Verabschiedung und Ehrung des bisherigen Vorsitzenden Dr. Gerhard Hochs ergriff auch Altbürgermeister Ingo Zobel das Wort und würdigte die Lebensleistung des Historikers: "Wer nicht Anstoß erregt, der bewegt auch nichts." Damit spielte er auf die Widerstände in den siebziger und Anfang der achtziger Jahre an, die Dr. Hoch bei seinen Recherchen über die regionale Nazivergangenheit erfahren hat. Er sel0ber habe viel von Dr. Hoch gelernt, dessen Beharrlichkeit und hartnäckige Aufklärungsarbeit ihm imponiert habe. Die Bildungsarbeit des Trägervereins, den Dr. Hoch ins Leben gerufen habe, und bei dessen Entstehung er als Bürgermeister habe Hilfestellung geben können, sei ein Segen für die Region. Er sprach die schwierige Wirtschaftlage Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre an, die die Menschen veranlasst habe, Feindbilder zu entwerfen, Schuldige zu brandmarken und Menschen auszugrenzen. Heute sei es deshalb umso wichtiger, solchem Ungeist durch Bildung, Aufklärung und Erinnern das Wasser abzugraben. Dies leiste der Trägerverein in hervorragender Weise. Dafür dankte der ehemalige Bürgermeister aus Kaltenkirchen dem Trägerverein und seinem Gründer ausdrücklich.

Der Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretär Franz Thönnes schloss sich in seiner Dankesrede dem Vorredner an. Dr. Gerhard Hochs Lebenswerk werde mit der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen als ein sichtbarer und konkreter Ausdruck seiner Erinnerungs- und Aufklärungsarbeit gekrönt. Mit Mut und Beharrlichkeit habe er die "Geschichte von unten" angepackt und die nationalsozialistische Geschichte in der eigenen Heimatregion erforscht. Heute sei die Erinnerungskultur als nationale Aufgabe etabliert. Dazu habe auch Dr. Gerhard Hoch seinen Beitrag geleistet. Er habe nicht nur zurück, sondern auch nach vorne gesehen immer mit der Mahnung und dem pädagogischen Engagement, dass in Zukunft nie wieder unmenschlicher Geist die Menschen erfasse könne. Dr. Hoch sei mit seinem Einsatz für Frieden und Mitmenschlichkeit Vorbild für uns alle und besonders für die jungen Menschen.

Dr. Reimer Möller von der Gedenkstätte Neuengamme würdigte Dr. Gerhard Hoch als einen seiner Lehrer, dessen Beispiel er gerne nachgeeifert habe. Damals habe Dr. Hoch mit ihm zusammen zu den Gründungsmitgliedern des AKENS (Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein) gehört und sei seitdem sein Weggefährte. Dr. Hoch habe mit seiner Erforschung der regionalen Zeitgeschichte und seinen allgemein verständlichen Veröffentlichungen mehr Wirkung erzielt als die meisten Historiker, deren Werke nur innerhalb der Hochschulen kursieren.

Die neue Vorsitzende Uta Körby überreichte ihrem Vorgänger ein persönliches Geschenk des neuen Vorstandes. Es handelt sich um die Einladung zu einer gemeinsamen Landpartie mit ihm und seiner Frau zu einem Ort seiner Wahl in Schleswig-Holstein. "Damit handelt der Vorstand nicht ganz uneigennützig, hat er doch dann selber das Vergnügen, mit Dr. Hoch und seiner Frau die kulinarischen und landschaftlichen Reize Schleswig-Holsteins zu genießen," betonte die neue Vorsitzende. Dies als Dank des Vorstandes an seinen Ehrenvorsitzenden!

Der neue Vorstand

Veröffentlicht in Geschichte mit den Schlagworten Bundestag, Schleswig-Holstein, Schule, Wahlen