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Samstag, 16. Oktober 2004, 2:00 Uhr

Gartenschau floppt

Wolfsburg: 100.000 Besucher zu wenig

Von Olaf Harning | Dabei "hoffen" die Veranstalter der Autostadt weiterhin "auf ein positives Ergebnis", so der NDR anläßlich des 171. und letzten Tages der Garten-Schau am 10. Oktober. 18 Millionen Euro hatte die Stadt Wolfsburg zuvor aus dem Kommunalhaushalt investiert, um die LGS stattfinden zu lassen, und noch ist lange nicht alles zurückgeflossen. Oberbürgermeister Rolf Schnellecke reagiert auf diese Situation indes souverän: Man könne zufrieden sein, Wolfsburg habe durch die Schau "ein sympathisches Profil gewonnen". Davon kann im Stadtsäckel allerdings keine Rede sein, beziffert sich das aktuelle Defizit der Kommune doch auf immerhin 37 Millionen Euro und soll - natürlich - durch den Verkauf von öffentlichem Eigentum ausgeglichen werden.
Genau an dieser Stelle drängen sich auch die ersten Parallelen zu Norderstedt auf. Während hier schon bei ausgeglichenem Haushalt Pleitegeier an die Wand gemalt- und soziale Einrichtungen geschlossen werden, dürften die zu erwartenden Investitionen und Verluste einer Gartenschau verheerende Wirkung auf die soziale Situation der Stadt entfalten. Sollte eine Norderstedter LGS ebenfalls floppen - und nichts anderes ist in Wolfsburg der Fall - stehen Jugendeinrichtungen, öffentlichen Bücherhallen und Beratungsstellen schwere Zeiten bevor.
Schon jetzt bezeichnet die GALiN die von Bürgermeister Grote angegebenen, prognostizierten Besucherzahlen einer hiesigen LGS als deutlich überhöht. Auch die aufgrund erhoffter 800.000 BesucherInnen kalkulierten Einnahmen seien falsch: Der Bürgermeister habe - so Maren Plaschnick von den Grünen - schlicht ignoriert, dass ein großer Teil der BesucherInnen überhaupt nicht den vollen Eintritt bezahlen wird. Tausende würden vielmehr in größeren Gruppen anreisen oder sonstige Vergünstigungen aufgrund ihres Alters, einer Behinderung oder auch in Form von Aktionen erhalten.
11 Euro betrug der Eintrittspreis für Erwachsene in Wolfsburg, ähnlich viel Geld dürften zukünftig NorderstedterInnen berappen, wenn sie den Stadtpark, sorry: die Landesgartenschau besuchen wollen - viel Geld in Zeiten sinkender Löhne und Kaufzurückhaltung. In Niedersachsen schob man den Flop neben der wirtschaftlichen Lage auf einen (allerdings nur teilweise) verregneten Sommer. Die NorderstedterInnen sollten also bereits jetzt auf gutes Wetter hoffen, wenn die LGS Einzug hält.
Derweil ist freilich weiterhin unklar, wie sich ausgerechnet Norderstedt mit seiner Bewerbung gegen Konkurrenten wie etwa Ellerhoop durchsetzen will, wo bekanntlich das Arboretum seine Heimat hat und das mitten im europaweit größten Baumschulgebiet liegt. Der Bürgermeister hält dennoch an der Bewerbung fest und hat dies jüngst von der absoluten CDU-Mehrheit der Stadtvertretung bestätigen lassen. Die dunklen Wolken über Wolfsburg sind auf dem Weg Richtung Norden: Norderstedt will schließlich auch ein "sympathisches Profil gewinnen", wie es Wolfsburgs Oberbürgermeister Schnellecke ausdrückt.

GALiN-Veranstaltung auf dem LGS-Gelände

Veröffentlicht in Kommunalpolitik mit den Schlagworten CDU, GALiN, Infoarchiv, Landesgartenschau, Norderstedt