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Montag, 17. Dezember 2001, 1:00 Uhr
Erneut Revolte im Abschiebeknast Glasmoor
Am Nachmittag des 16. Dezember protestierten erneut rund 40 Abschiebegefangene im Haus 3 der JVA Glasmoor gegen ihre Gefangenschaft und für ihre Freilassung.
Info Archiv | Die Häftlinge waren nach dem Hofgang nicht in ihre Zellen zurückgekehrt und verliehen ihren Forderungen auf diese Weise Ausdruck. Von außerhalb unterstützt wurde die Forderung nach Freilassung ab etwa 14.00 Uhr, als sich rund 50 DemonstrantInnen vom Hamburger Flüchtlingsrat sowie weiteren Hamburger und Norderstedter Gruppen zum traditionellen Sonntagsspaziergang vor dem Distanzzaun des Abschiebetraktes versammelten.
Während vereinzelt Stofffetzen und Papier im Hof des umzäunten Containerknastes in Brand gesteckt wurden, blieb der Protest der Gefangenen die gesamte Zeit über friedlich. Gegen 15.10 Uhr kehrten die Flüchtlinge schließlich vor allem von der Kälte zermürbt in ihre Zellen zurück.
Anschließend hielten die DemonstrantInnen eine etwa halbstündige Kundgebung vor dem Abschiebegefängnis der JVA Glasmoor ab und lösten ihre Versammlung um 15.40 Uhr auf.
Die kurze Revolte der Abschiebehäftlinge hat erneut gezeigt, dass in Glasmoor keine Ruhe einkehrt. Obwohl der Flüchtlingsrat gerade in den letzten Wochen wieder vermehrt Berichte über repressives Vorgehen von Anstaltsleitung und Schließern gegenüber den Gefangenen erhielt, setzen sich die Menschen gegen ihre Inhaftierung zur Wehr. Sie verstehen nicht, warum sie in Form der so genannten Zivilhaft eingesperrt werden, obwohl sie sich in aller Regel keiner Straftat schuldig gemacht haben. Flüchtlingsrat und Glasmoorgruppe weiten ihre Proteste derweil noch aus: Auch nachdem vor drei Wochen erneut zwei BesucherInnen Hausverbot für die JVA Glasmoor erhielten, planen unter anderem diese Gruppen eine Demonstration gegen Abschiebehaft für den 23. Februar in Norderstedt.
Nach dem 21. Oktober, als ebenfalls rund 50 Gefangene etwa drei Stunden lang nicht mehr in ihre Zellen zurückkehrten, demonstrierten die Menschen jetzt nach nur zwei Monaten erneut gegen die rassistische Abschiebehaft. (Foto)
Sie kündigten indes weitere Aktionen an und baten in mehreren Fällen um Unterstützung für Widerstandshandlungen während ihrer Abschiebung. Bereits in drei dokumentierten Fällen konnten in den vergangenen Wochen Flüchtlinge ihre Deportation noch auf dem Flughafen verhindern, indem sie sich heftig wenn auch gewaltfrei widersetzten, während zeitgleich AntirassistInnen vor den Terminals protestierten.
Zahlreiche Piloten weigern sich mittlerweile, Passagiere zu transportieren, die nicht freiwillig fliegen. Unterstützt werden sie darin u.a. von der Pilotenvereinigung Cockpit und von Teilen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Die in ihr aufgegangene Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr ÖTV hatte zuvor ebenfalls die gewaltsame Abschiebung von Flüchtlingen als unzulässig kritisiert.
Nach Abschluß des heutigen Sonntagsspazierganges forderten Glasmoorgruppe und Flüchtlingsrat erneut die Abschaffung der Abschiebehaft, sowie die Freilassung aller Abschiebegefangenen.