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Dienstag, 8. April 2003, 2:00 Uhr

Empörung über Hartz

GewerkschafterInnen diskutierten über Sozialdumping

Info Archiv | Sie folgten deshalb am vergangenen Dienstag dem Aufruf zu einer Veranstaltung über das Hartz-Konzept und die aktuellen Kürzungspläne der Bundesregierung. Die Beteiligung blieb zwar hinter den Erwartungen der OrganisatorInnen zurück, dennoch äußerten sie sich im Anschluß zufrieden über den Abend.

Fünf Betriebs- und PersonalrätInnen aus den örtlichen Verbänden der Einzelgewerkschaften ver.di, IG Metall und IG BAU referierten im Jugendfreizeitheim Norderstedt-Mitte (Bunker) über Inhalt und Folgen der Hartz-Gesetze I und II. Darüber hinaus nahmen sie die geplante Lockerung des Kündigungsschutzes ebenso auf´s Korn, wie Pläne der Bundesregierung, die EmpfängerInnen von Arbeitslosenhilfe auf Sozialhilfeniveau zu drücken.

Nach Meinung aller ReferentInnen haben diese Maßnahmen zwei Dinge gemeinsam: Sie schaffen nicht einen einzigen Arbeitsplatz und gefährden im Gegenteil tausende bisher feste Beschäftigungsverhältnisse. Durch Ich-AG´s, Leiharbeit und Mini-Jobs würden Arbeitgebern "fantastische Möglichkeiten geboten, sich vollständig aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zurückzuziehen", äußerte sich etwa Ingo Krohn, Sprecher der IG Metall-Vertrauensleute bei der Jungheinrich AG. Die unter solchen Bedingungen arbeitenden Menschen hätten beinahe keine Mittel mehr, sich vor Willkür oder dem Absturz in absolute Armut zu verteidigen.

Im Anschluß an die Referate entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, in deren Verlauf immer wieder scharfe Kritik und Unverständnis bezüglich der Angriffe der Bundesregierung auf Arbeitslose und Beschäftigte aufkam. Eine Teilnehmerin zornig: "Es sind jahrzehntealte Träume der Arbeitgeber, die jetzt gegen jede soziale Vernunft erfüllt werden".

Doch auch die Gewerkschaften gerieten im Laufe des Abends unter Beschuss: Viel zu lange hätten sich die Spitzen der Einzelgewerkschaften vorführen lassen. Damit müsse Schluß sein, so der Tenor. Marion Juncker, freigestellte Personalrätin in der Norderstedter Stadtverwaltung und Bundesfachbereichsvorsitzende "Gemeinden" bei ver.di, formulierte es dann auch kämpferisch: "Die Gewerkschaft sind wir Ehrenamtlichen, und wir bestimmen, was hier gemacht wird." Einhellig forderten die TeilnehmerInnen der Veranstaltung abschließend, dass Widerstand gegen das Sozialdumping aufgebaut werden müsse. Schon in Kürze wollen die VeranstalterInnen von ver.di, IG Metall und IG BAU weiter Aktionen auf die Beine stellen. Wer sich an Aktivitäten beteiligen will, kann sich per E-Mail bei olaf.harning@web.de oder per Fax unter 040 - 521 10 439 bei den GewerkschafterInnen melden.

Folgende KollegInnen referierten am 8. April:

Karl-Helmut Lechner
Konzernbetriebsratsvorsitzender Jungheinrich AG

Marion Juncker
- Freigestellte Personalrätin in der Norderstedter Stadtverwaltung
- Bundesfachbereichsvorsitzende "Gemeinden" bei ver.di

Ingo Krohn
Sprecher des IG Metall-Vertrauensleutekörpers bei der Jungheinrich AG

Wolfgang Erdmann
Betriebsratsvorsitzender Jungheinrich AG, Werk Norderstedt

Olaf Harning
- Betriebsratsvorsitzender in der Hans Grundmann Bauausführungen GmbH
- Ortsverbandsvorsitzender IG BAU Hamburg-Nord

Veröffentlicht in Soziales mit den Schlagworten Gewerkschaften, Hamburg-Nord, IG BAU, Jungheinrich, Norderstedt, ver.di