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Samstag, 4. August 2007, 2:00 Uhr

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Weniger Arbeitslose im Kreis - erneutes Versagen des Leistungszentrums Segeberg

Von Olaf Harning | Zwei Fälle griff die "Norderstedter Zeitung" (NZ) zuletzt heraus: Zwei Fälle, in denen das Leistungszentrum Segeberg unter Leitung der ehemaligen Kreisfraktions-Chefin von Bündnis 90/Die Grünen Doris Baum offensichtlich schikanös gegen Anspruchsberechtigte vorgegangen ist. Sowohl dem 24jährigen Sven Schaffelke als auch dem 22jährigen Andreas Reßing wurden demnach Leistungen unzulässig verwehrt, Schaffelkes Antrag über Monate (!) nicht bearbeitet. Letzterem wurde außerdem die (wiederholte) Nachfrage nach seinem Antrag mit dem Satz beantwortet, das Leistungszentrum sei schließlich "kein Kreditinstitut" - nach fast 15 Wochen Wartezeit. Erst nachdem die NZ berichtet hatte, folgte binnen Stunden eine Nachzahlung von 1.700 Euro, Geld das sich Schaffelke zuvor zusammengeliehen hatte, um nicht obdachlos zu werden.
Auch zwei vom Info Archiv befragte soziale Träger aus Norderstedt bestätigen, dass es immer wieder ähnliche Probleme mit der Leistungsabteilung der Behörde gibt. Die Einrichtungen wollen aber ausdrücklich nicht genannt werden, weil sie Nachteile für ihre KlientInnen befürchten. Die Vorwürfe in Kurzform: Nach stundenlangen Wartezeiten in der Behörde sind Betroffene mit oft unfreundlichen und ruppigen SachbearbeiterInnen konfrontiert, anschließend fließt teils wochenlang kein Geld - trotz positiv beschiedener Anträge. In anderen Fällen werden Anträge über Wochen erst gar nicht bearbeitet oder unzulässig abgelehnt. Anders nur die sogenannten "Case Manager": Ist man erst zu seinem persönlichen Fallberater vorgedrungen, gebe es oft sinnvolle und überaus freundliche Hilfestellung. Ein kühl geplantes Aussiebeverfahren?
Derweil leisten die lokalen Arbeitsagenturen im Kreis zumindest der Statistik nach erfolgreiche Arbeit: Im Juli stieg die Arbeitslosigkeit saisonbedingt nur geringfügig an, was von der Bundesagentur überwiegend auf beendete Ausbildungsverhältnisse und die hohe Zahl auf den Arbeitsmarkt tretender SchulabgängerInnen zurückgeführt wird. Während aus Bad Bramstedt, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und insbesondere Norderstedt nur leicht erhöhte Erwerbslosenzahlen gemeldet werden, konnte die Kreisstadt Bad Segeberg sogar einen - allerdings eher homöopathischen - Rückgang um vier Personen verzeichnen. Sorge bereitet bei all dem die nach wie vor relativ hohe Zahl von Langzeitarbeitslosen. Werden kreisweit aktuell 2.513 Betroffene gezählt, sind es alleine in Norderstedt 739. Letzteres entspricht zwar dem allgemeinen Schnitt, erschreckt als Zahl aber dennoch.
Bei allem Optimismus darf außerdem nicht vergessen werden, dass die sogenannten ?Hartz-Reformen? eine ganze Reihe von Arbeitslosen aus der Statistik herausgerechnet haben und eine schnell steigende Zahl der neuen Beschäftigungsverhältnisse aus befristeten- oder sogar Leiharbeitsverhältnissen besteht, die in kürzester Zeit wieder beendet werden könnten. Ein Grund zur Zufriedenheit besteht also keinesfalls.

Hier die von der "Norderstedter Zeitung" veröffentlichten Fälle vom 16. Juli und vom 24. Juli diesen Jahres. Schon am 12. September 2005 und am 30. April 2006 berichtete das Info Archiv über aufkommende Kritik am Leistungszentrum.

DIE HARTZ - eine Persiflage auf den Action-Streifen "Die Hard" mit dem inzwischen wegen Untreue zu hohen Geldstrafen verurteilten Namensgeber Peter Hartz und dem für beispiellosen Sozialabbau verantwortlichen Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) in den Hauptrollen.

Veröffentlicht in Soziales mit den Schlagworten Henstedt-Ulzburg, Infoarchiv, Norderstedt, SPD