+ + + ARCHIVIERTER INHALT + + +

Diese Seite kommt aus unserem Archiv und enthält möglicherweise Informationen, die nicht mehr aktuell sind. Bitte beachten Sie das Veröffentlichungsdatum dieser Seite.

Freitag, 3. August 2012, 11:35 Uhr

Interview mit Wolfgang Sedlatschek

"We love this lousy place"

"Blame Sally", Crew und BesucherInnen des Music Star nach dem 500. Konzert

"Blame Sally", Crew und BesucherInnen des Music Star nach dem 500. Konzert im Juli 2012 (Foto: Heiner Lahn)

Infoarchiv Norderstedt | Am 25. Juli feierten Crew und BesucherInnen des Norderstedter Music Star im Anschluss an das "Blame-Sally"-Konzert ein ganz besonderes Jubiläum: Zum 500. Mal hieß es an diesem Abend "Vorhang auf" im Kult-Keller am Harksheider Markt. Am Rande fühlte Ansager Miro Berbig Betreiber Wolfgang Sedlatschek auf den Zahn ...

Wolfgang Sedlatschek

Wolfgang Sedlatschek

Miro Berbig: Wolfgang Sedlatschek, 500. Konzert im Music Star! Als Du vor 15 Jahren mit den ersten 4 Veranstaltungen angefangen hast, war da so ein Erfolg abzusehen?

Wolfgang Sedlatschek: Natürlich nicht und wenn ich ehrlich bin, glaube ich es auch heute noch nicht. Es ist eine lange Zeit, die da vergangen ist, wir haben viele Freunde gefunden und leider auch schon eine ganze Reihe verloren. Auch daran merkt man, das die Zeit nicht stehen bleibt.

Miro Berbig: Was hat sich geändert in den letzten 15 Jahren?

Wolfgang Sedlatschek: Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Natürlich erst einmal die Ausstattung. Angefangen haben wir in einem Partykeller, wie man sich so etwas vorstellt, mit Fischernetz unter der Decke und Seesternen an der Wand. Heute haben wir eine professionelle Bühne, unsere Aufzeichnungen in Ton und Bild sind mittlerweile so gut, dass unser Material von den Bands ohne Nacharbeitung für eigene Produktionen verwendet werden kann. Demnächst erscheint auf Verve-Records eine DVD von Iain Matthews Live im MusicStar, das wäre vor 15 Jahren natürlich noch nicht gegangen.

Miro Berbig: Was noch?

Wolfgang Sedlatschek: Seit 2007, da haben wir unsere erste DVD-Produktion für die Bet Williams Band gemacht, hat sich ein wirklich gutes Team gefunden. Wir zeichnen ja mit bis zu 6 Kameras auf, dafür braucht man aber auch ein vernünftiges Licht. Der Sound muss stimmen und irgendwer muss sich um das Geld kümmern, auch kein einfacher Job, die Leute mit dem Schwein in der Hand anzubetteln. Und natürlich das Sweeties, unser kleines Kaffee, das den Leuten eine Rückzugsmöglichkeit gibt, wenn es mal zu voll oder zu warm wird, oder wenn man mal einen Abend lieber klönen möchte, das alles ist heute zu einem Stück Zuhause für Viele geworden und das spürt man auch.

Miro Berbig: Das Schwein, eine Legende im Music Star. Du nimmst keinen Eintritt und bist doch wirtschaftlich erfolgreich mit diesem Konzept, wie geht das?

Wolfgang Sedlatschek: (lacht) Wenn wir alles haben, eins sicher nicht: wirtschaftlichen Erfolg! Ich spiele nicht Golf, fahre keine S-Klasse und leiste mir nur alle paar Jahre eine neue Kopfbedeckung, nein, für Geld kann man so etwas nicht machen. Da darf man auch nicht drüber nachdenken. Wenn ich jedes Mal im Hinterkopf hätte, das wir mit der nächsten Band sicher wieder Minus machen, dann ginge das hier alles nicht! Aber wir haben ja Unterstützung von vielen Seiten. Da ist zum ersten der Verein, der mit seinen über 120 Mitgliedern dafür sorgt, dass wir uns weiter entwickeln können. Die Stadt Norderstedt, die uns als Kulturträger fördert, was uns sehr hilft und die Sponsoren, wie die Sparda-Bank zum Beispiel, die uns das Festival am See überhaupt erst ermöglicht. Und natürlich die Bands, die häufig genug auf einen Teil ihrer üblichen Gage verzichten müssen, wenn sie bei uns spielen wollen. Aber das ist ja gerade das Wunder: Die Bands kommen zu uns, weil sie verstanden haben, dass wir Musik lieben und leben, dass es hier nicht um Geld geht.

Miro Berbig: Und was sagen die Bands, wenn sie zum ersten Mal das doch sehr kleine MusicStar betreten?

Wolfgang Sedlatschek: Ganz unterschiedlich. Einige denken sicher sofort an Flucht oder suchen die richtige Bühne, aber nach dem Konzert sind alle begeistert, besonders von unserem Publikum. Man muss wissen, die meisten unserer Künstler sind in USA, Kanada oder Australien bereits bekannt und können alle von der Musik leben. Die haben alle schon die Ochsentour durch die kleinen Klubs hinter sich, für die ist Europa auch manchmal wie eine Zeitreise. Und da bekommt man auch schon mal Komplimente, die man nicht falsch verstehen darf. „We love this lousy place“, wie es die Hussy Hicks gesagt haben, hat aber wenigstens dazu geführt, dass wir Backstage mal wieder aufgeräumt haben.

Miro Berbig: Zum Schluss, was bringt die Zukunft? Auch mal Weltstars, wie ihr Idol Neal Young?

Wolfgang Sedlatschek: Träumen darf man ja weiter. Sollten wir mal einen dicken Fisch an der Angel haben, können wir ja jetzt ins Kulturwerk, das hilft. Aber im Ernst, das Konzept in Europa unbekannten Künstlern eine Bühne zu geben und das Ganze zu mischen mit gestandenen Bands, die unterschiedliche Stilrichtungen von Folk bis Blues spielen, das hat sich bewährt. Das bleibt, da lass ich mir auch nicht reinreden. Freier Eintritt bei gern gesehenen Spenden ins Schwein, das bleibt. Und ich hoffe, dass die Menschen um mich herum es auch weiter mit mir aushalten. Ohne meine Familie, dem Team, den Menschen in dieser Stadt wäre das alles nicht möglich gewesen. Wenn das so bleibt, bleibt auch der Music Star, dann peilen wir mal die 750 an.

Veröffentlicht in Kultur mit den Schlagworten Miro Berbig, Music Star, Norderstedt, Wolfgang Sedlatschek

Ein Kommentar zu diesem Artikel

06.08.2012, 1:49 Uhr ReinhardDer Musik Star ist ganz klar

Der Musik Star ist ganz klar DAS kulturelle Aushängeschild in Norderstedt.