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Dienstag, 28. Mai 2013, 12:47 Uhr

E.ON-Tochter führt juristischen Kleinkrieg

Trappenkamp: Übernahme des Stromnetzes durch Gemeindewerke wird behindert

Infoarchiv Norderstedt | Die Beschlusslage ist eindeutig: Die Gemeindevertretung Trappenkamps hat die Verantwortung für den Stromnetzbetrieb im Ort den Gemeindewerken übertragen. Der bisherige Netzbetreiber, die E.ON-Tochter Schleswig-Holstein Netz AG, soll es nach Aussage der Gemeindewerke Trappenkamp allerdings erreicht haben, dass seit zwei Jahren keine konstruktiven Verhandlungen zur Übernahme des Netzes stattgefunden haben.

Stattdessen würde die Angelegenheit immer wieder durch „juristischen Kleinkrieg“ verzögert. In einem Brief an die Landrätin des Kreises Segeberg, Jutta Hartwieg, weist die Werkleitung darauf hin, dass dieses Verhalten des Mauerns durch „Tricks und Finten“ der Schleswig-Holstein Netz AG über 70 Kommunen in Schleswig-Holstein betrifft, die das Netz in Eigenregie übernehmen wollen.

Die Sachlage wird nun auch noch dadurch komplizierter, dass die E.ON Hanse AG, an der der Kreis Segeberg derzeit mit 2,07 Prozent beteiligt ist, aus dem Geschäft des Verkaufs von Strom und Gas aussteigen will. Dieser Vertrieb soll deutschlandweit bei der Muttergesellschaft gebündelt werden. Die E.ON Hanse will nach der Umstrukturierung nur noch die Netze betreiben. Als Anteilseigner bei der E.ON Hanse beschloss der Segeberger Kreistag Im Mai 2103, gegen die Stimmen der LINKEN und der Grünen, der geplanten Abspaltung zuzustimmen. Allerdings wird sich der Kreis nicht an der zusammengeführten Vertriebsgesellschaft beteiligen, „sondern erhöht seine Beteiligung an der E.ON Hanse AG um den entsprechenden Wert.“

Auf den ersten Blick hat das der Beschluss zur Übernahme des Netzes durch die Gemeindewerke und die Umstrukturierung bei E.ON wenig miteinander zu tun. Doch in dem erwähnten Brief an die Landrätin (der auch allen Kreistagsabgeordneten zuging) weist die Werkleitung der Gemeindewerke Trappenkamp auf die ggf. folgenschweren Zusammenhänge hin.

Werkleiter Werner Schulz vertritt den Standpunkt, dass für die großen Stromkonzerne nach eigener Aussage „aufgrund des von der Bundesnetzagentur regulierten Marktes mit den Netzen nur eine erheblich geringere Gewinnspanne zu erzielen (sei) als mit dem Vertrieb.“ Fazit: „E.ON will also mit dem Angebot (Beteiligung des Kreises am Netzbetrieb, Anm. d. Red.) erreichen, dass die Kreise nicht länger an den höheren Margen beim Vertrieb profitieren.“ Dadurch würde E.ONauf perfide Weise einen Bruch innerhalb der kommunalen Familie“ produzieren. Weiter heißt es: „Denn die Kreise haben dann vermutlich aus verständlichem Eigennutz kein Interesse daran, dass Stadt- und Gemeindewerke die Netze übernehmen.“ Und damit wäre dann der Zusammenhang mit den Problemen der Netzübernahme durch, in diesem Falle, die Gemeindewerke Trappenkamp hergestellt.

In der Schlussfolgerung ist die Werkleitung dann auch eindeutig: „Die Umgestaltung von E.ON Hanse zum reinen Netzbetreiber und die Beteiligung der Kreise ausschließlich daran (ist) keine Wohltat von E.ON, sondern ein knallhartes Geschäft zu Lasten der Kreise und zur Verhinderung von zusätzlichem kommunalem Netzbetrieb durch Stadt- und Gemeindewerke.“ In ihrer Antwort auf die Ausführungen der Gemeindewerke widerspricht die Landrätin der Auffassung, dass der Vertrieb von Strom höhere Margen böte. Die vorhandene Unternehmensstruktur zeige, „dass das Vertriebsgeschäft der E.ON Hanse AG in seiner derzeitigen Aufstellung nicht wirtschaftlich arbeiten kann.“ Die Wirtschaftprüfungsgesellschaft BDO AG sei zum dem Ergebnis gekommen, dass „sich eine Beteiligung der kommunalen Anteilseigner an der zukünftigen Vertriebsgesellschaft im Hinblick auf die Möglichkeit der Einflussnahme und der Wirtschaftlichkeit schwierig gestaltet.“ Im Ergebnis wird sich der Kreis also nun am Netzbetreiber E.ON Hanse AG beteiligen und die Gemeindewerke Trappenkamp weiterhin Schwierigkeiten haben, die Verantwortung für das Stromnetz übertragen zu bekommen.

Ein Kommentar zu diesem Artikel

28.05.2013, 17:21 Uhr AnonymousUnterstützung suchen!

Wäre ich in Trappenkamp, würde ich versuchen, den ehemaligen Ersten Werkleiter der Stadtwerke Norderstedt, Volker Hallwachs, als Beratung einzukaufen - vorausgesetzt, er ist inzwischen genesen! Er ist ausgewiesener Fachmann gerade für den Netzrückkauf! Er könnte sicher auch der Landrätin ein paar Takte erzählen - aber da ist wohl Hopfen und Malz verloren!