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Samstag, 29. Januar 2011, 9:36 Uhr

Kein Franz-Potenberg-Saal im Kulturwerk

Schatten der Vergangenheit

Auszug aus dem "Catalogue of Camps and Prisons in Germany"

Auszug aus dem "Catalogue of Camps and Prisons in Germany an German-Occupied Territories"

Von Olaf Harning | Nach Alfred Stern soll die Probenbühne des entstehenden Kulturwerks am See benannt werden, der Name des angrenzenden Saales ist jedoch seit kurzem umstritten. Weil der Gründer des Kalksandsteinwerks Potenberg, in dessen Rohbau das Kulturwerk jetzt eingerichtet wird, in der NS-Zeit offenbar ein Zwangsarbeiterlager unterhielt, zog Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) am Donnerstag den Namensvorschlag "Franz-Potenberg-Saal" zurück - übrigens passend zum Jahrestag der Befreiung des KZ-Auschwitz.  Dies zum Unverständnis seiner eigenen Partei: So äußerte sich Friedhelm Voss gegenüber der Norderstedter Zeitung "irritiert" darüber, dass "hier so ein Anwurf aufs Tapet kommt", schließlich sei der Name Potenberg nicht neu in der Stadt. Allerdings war bislang auch nur den wenigsten bekannt, dass sich auf dem Gelände des alten Kalksandsteinwerks an der Ulzburger Straße 302 (gegenüber der Einmündung Waldstraße), in den letzten Kriegsjahren ein Lager für rund 100 Zwangsarbeiter befunden hat - verantwortlich höchstwahrscheinlich: Franz Potenberg. Diese Information stammt ursprünglich von einer Liste der Alliierten, auf der nach Kriegsende sämtliche bekannte Lager und Gefängnisse der Nazis verzeichnet wurden. Hinter dem entsprechenden Eintrag zum "Lager Potenberg" nennt der "Catalogue of Camps and Prisons in Germany and German Occupied Territories" den "Buergermeister" als Quelle. Damit könnten sowohl William Dreyer (Bürgermeister 1945-1946), Carl Lange (SPD, im Amt ab 1950, aber schon vorher in der Gemeinde aktiv), als auch Nazi-Bürgermeister Willi Behrmann gemeint sein.

Neben dem "OB" wollen jetzt auch SPD, GALiN und DIE LINKE einen alternativen Namen für den Saal, der während der Landesgartenschau für Ausstellungszwecke genutzt wird. Ein Vorschlag der Sozialdemokraten: Statt der Probenbühne wird der Saal zum Alfred-Stern-Saal, die Bühne stattdessen nach Ernst Bader benannt - ebenfalls ein Mann mit "Vergangenheit", allerdings auch mit späterer Distanz zum Nationalsozialismus. Die Diskussion läuft.