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Sonntag, 8. August 2010, 14:00 Uhr

Schall&Rausch: Viel Spaß und eine Handvoll Nazis

Infoarchiv Norderstedt |  Viele hatten an der neuen "Location" gezweifelt, doch vor Ort waren alle begeistert: Weil der angestammte Platz des Schall&Rausch-Festvials durch die Bauarbeiten zur Landesgartenschau gesperrt- und durch die Bagger auch nachhaltig zerstört wurde, suchten und fanden die OrganisatorInnen aus dem Umfeld des Sozialen Zentrums schließlich ein neues Gelände: Eine Mischung aus Industriebrache und Biotop am Rande des Gewerbegebiets Oststraße. Hier spielen seit Freitagabend 19 Rock- und Punkbands auf der zentralen Bühne des unkommerziellen Festivals, ein Dutzend DJs legen in zwei Goa- und Tekkno-Zelten auf. Während die Stimmung der Mehrheit der (an zwei Tagen) rund 1.000 BesucherInnen überwiegend entspannt blieb, kam es am Rande der "Goa-Bühne" fast schon traditionell zu Problemen: Am späten Freitagabend hatten sich dort nicht nur Freunde der Festivalkultur eingefunden, sondern auch eine ganze Reihe "Event-Hopper", also normales, bürgerliches Rave-Publikum. Darunter: Etwa ein Dutzend Neonazis, einer von ihnen in vollem "Schmiss", also mit einschlägigen Nazi-Klamotten ausgestattet. Als die Gruppe schließlich mit Parolen wie "Sieg Heil!" auf sich aufmerksam machte, wurde sie nach längerem Hin- und Her von herbeigeeilten Ordnern des Festivals vom Gelände "geleitet", der Anführer der Gruppe offenbar von der Polizei in Gewahrsam genommen. Ansonsten verlief das Festival ausgelassen und friedlich, den InitiatorInnen ist mit dem neuen Veranstaltungsort auf jeden Fall ein Coup gelungen. Zwar hatte das Norderstedter Ordnungsamt Schall&Rausch auch an neuer Wirkungsstätte untersagt, dieses Verbot war angesichts einer faktischen Duldung - wie in vorangegangenen Fällen - aber lediglich ein formeller Akt. Angetan zeigten sich am Samstag auch einige LokalpolitikerInnen von SPD und GALiN, die dem Festival einen Besuch abstatteten. Trotz aller Freude müssen sich die InitiatorInnen jedoch fragen lassen, warum sie die Goa-Bühne(n) immer- und immer wieder dulden, obwohl es hier in ausnahmslos jedem Jahr zu Problemen mit unerwünschtem Publikum kommt, das sich mit der freiheitlichen Atmosphäre von "Schall&Rausch" nicht ansatzweise identifizieren kann, aber durch elektronische Musik nun einmal angezogen wird.

Veröffentlicht in Sonstige mit den Schlagworten GALiN, Landesgartenschau, Neonazis, Norderstedt, Polizei, Schall&Rausch, SPD