der nestscheisser | Das auf der Webseite archive.org online gestellte Manifest Vor dem Thermidor. Revolution und Konterrevolution in Sowjetrussland von 1927 hat auf den ersten Blick keinen lokalen Bezug. Wirft mensch jedoch einen genaueren Blick auf das Titelblatt, so findet sich dort die Angabe Druck und Verlag: Fritz Erulat Hummelbüttel Post (Fuhlsbüttel Hamburg). Es ist relativ wahrscheinlich, dass es sich dabei um eine entweder unabhängige oder von einer Splittergruppe betriebene linke Druckerei gehandelt hat, da derartige Texte (der vollständige Titel der Broschüre lautet übrigens Vor dem Thermidor. Revolution und Konterrevolution in Sowjetrussland. Die Plattform der linken Oppostition in der bolschewistischen Partei (Sapronow, Smirnow, Oborin, Kalin usw.) unterdrückt in Russland und in allen Sektionen der Komintern . Hrsg. von den aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossenen Hamburger Oktoberkämpfern) damals kaum anderswo gedruckt werden konnten, mehr über die Druckerei F. Erulat herauszufinden wäre also eine dankbare Aufgabe für linke LokalhistorikerInnen.

Aus dem Jahre 1973 wurden auf der Webseite des K-Gruppen-Forschungsprojektes Materialien zur Analyse von Opposition zwei interessante Stücke mit lokalem Bezug wiederveröffentlicht: Die Kommunistische Schulzeitung der KBW-Vorfeldorganisation Sektion Lehrer der Sozialistischen Studentengruppe (SSG) Hamburg berichtet in ihrer Ausgabe vom 12. November 1973 vom Berufsverbotsfall Hindemith. Die bei KollegInnen, SchülerInnen und Eltern beliebte Lehramtsstudentin Marita Hindemith war Referendarin an der damaligen Volks- und Realschule am Heidberg (heute Stadtteilschule Am Heidberg) in Langenhorn und wurde auf Grund ihrer aktiven Mitgliedschaft in der SSG aus dem Schuldienst entfernt. Die Ausgabe der Roten Presse der SSG vom 06. November 1973 berichtet ebenfalls von diesem Berufsverbotsfall (S. 7 und S. 15), eines der Hauptthemen sind hier aber (S. 1-3) die Auseinandersetzungen in der evangelischen Kirchengemeinde in Ellerau: der engagierte linke Pastor Eckhard Gallmeier war hier nach Auseinandersetzungen mit dem mehrheitlich konservativen Gemeindevorstand und mit der (ebenfalls konservativen) Landeskirchenleitung suspendiert worden.