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Freitag, 24. Februar 2012, 16:43 Uhr

Teuerung seit 1945 eher gering

Mythos Spritpreise

Infoarchiv Norderstedt | "Spritpreise an der Schmerzgrenze" meldet der Heimatspiegel in seiner heutigen Ausgabe. Ein Liter E10 liegt derzeit bei 1,64 Euro, die gleiche Menge Super gar bei 1,67 - "zu viel" findet unter anderem Taxiunternehmer Hans-Erich Jähn und erklärt: "Hier wird auch der Bürger sitzengelassen". Tatsächlich jedoch ist der Benzinpreis seit Einführung der D-Mark 1948 eher unterdurschnittlich gestiegen.

Nach der Währungsreform vom Juni 1948 nämlich kostete ein Liter Normalbenzin bereits 0,56 DM - ein Preis, der bis weit in die 50er Jahre stabil blieb. Stellt man nun den durchschnittlichen Benzinpreis des Jahres 2011 dagegen - er betrug 1,47 Euro und damit ca. 2,87 DM, haben sich die Spritpreise binnen 65 Jahren um 512% erhöht ... ein ziemlicher Batzen, möchte man meinen. Vergleicht man diese Werte aber beispielhaft mit der Verteuerung von Brot, ergibt sich schnell ein ganz anderes Bild: Ein Kilogramm Brot kostete 1948 im Schnitt etwa 0,41 DM - schon 2007 hingegen sagenhafte 3,40 Euro (6,65 DM). Statt fünfmal mehr für Benzin also eine Preissteigerung von 1621% (!). Selbst wenn man den jüngsten, unter anderem geopolitisch begründeten Preisschub einbezieht, ist Benzin heute also vergleichsweise billig, bzw. allenfalls deshalb kostspielig, weil viel zu viel Auto gefahren wird. Rechnet man dazu noch die erheblichen Schäden, die das Autofahren durch Baukosten, Sach-, Umwelt- und Personenschäden verursacht und die entgegen einer verbreiteten Fehleinschätzung nicht einmal ansatzweise durch Benzin- und Kraftfahrzeugsteuern gedeckt sind, muss man sich in Sachen Spritpreise also allenfalls fragen, ob Benzin nicht höher besteuert werden müsste.

Veröffentlicht in Verkehr mit den Schlagworten Autoverkehr

Ein Kommentar zu diesem Artikel

24.02.2012, 20:07 Uhr AnonymousSpritpreise

Einspruch Euer Ehren. Während bei der Brotkostenpreiserhöhung auch Löhne eine Rolle spielen, ist das beim Sprit kaum der Fall. Dafür wirkt ein anderer Effekt, nämlich ein unterbewerteter Euro zwischen der deutschen Volkswirtschaft und den außereuropäischen Weltmärkten.
Während zu DM Zeiten die internationale Nachfrage nach deutschen Gütern den Devisenkurs der DM hoch trieb, konnte deshalb viel mehr Sprit fürs Geld importiert werden. Der Euro hat dem deutschen Export deshalb alle Schranken beseitigt, weil dieser Effekt nun ausbleibt und stattdessen die anderen Europäer gegen die Wettbewerbsfähigkeit des Billiglohnlandes Deutschland das Nachsehen haben und in die Verschuldung gerieten. Sie bezahlen so die Exportgewinne des deutschen Exportimperialismus. Hätten wir noch DM, wären Importe und damit auch der Sprit um die Hälfte billiger trotz des derzeit hohen Rohölpreises. Das gilt selbstverständlich für alle Energiepreise.