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Mittwoch, 19. September 2012, 21:36 Uhr

Pakistanische Fabrik belieferte kik

Mordspreise

Infoarchiv Norderstedt | Mehr als 250 Beschäftigte sind in der vergangenen Woche beim Brand in einer Textilfabrik des pakistanischen Unternehmens ALI Enterprises ums Leben gekommen - viele von ihnen, weil wesentliche Arbeitsschutzmaßnahmen nicht eingehalten wurden. Einer der Abnehmer der Fabrik: Die deutsche Preisdumping-Kette kik.

Logo des Textil-Discounters kik

 "Kleidung clever kaufen bei kik"

Schon mehrfach war der Textil-Discounter, der alleine in Norderstedt mit drei Filialen vertreten ist, wegen schlechter Arbeitsbedingungen in die Kritik geraten, dabei ging es aber meist um Probleme in seinem deutschen Filialnetz. Diesmal hat es ArbeiterInnen getroffen, die die Billig-Klamotten herstellen: Mehrere Hundert Beschäftigte einer Textilfabrik im pakistanischen Karatschi verbrannten bei dem Unglück am 11. September bei lebendigem Leibe - nach ersten Erkenntnissen waren die ArbeiterInnen teilweise eingesperrt, außerdem soll es so gut wie keine Brandschutzeinrichtungen gegeben haben.

Mittlerweile hat kik eingestanden, dass in dem völlig ausgebrannten Gebäude auch Jeanswaren für die deutschen Filialen produziert wurden. Das umstrittene Unternehmen will nun einerseits mit einem Hilfsfond für die Überlebenden und Angehörige der Opfer das größte Leid lindern und gleichzeitig an der Aufklärung des Unglücks mitwirken. Laut kik-Pressesprecherin Beatrice Volkenandt habe es 2007 Hinweise auf mangelnden Brandschutz gegeben, ein Bericht vom 30.12.2011 bestätigte hingegen die Einhaltung geltender Bestimmungen. Volkenandt: "Gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort sowie den anderen betroffenen Kunden von ALI Enterprises werden wir mit größtmöglicher Transparenz und Offenheit zur Klärung der Ursachen beitragen."

Nachdem es seit den 90er Jahren vermehrt zu Kritik an den Arbeitsbedingungen in überseeischen Textilfabriken gekommen war (Beispiel: Clean-Clothes-Kampagne), reagierten die großen Abnehmer in Nordamerika und Europa mit einer ganzen Reihe von Zertifizierungen, die allerdings oft wenig Gehalt haben. Ob nun Adidas, kik oder auch Nike - wenn AktivistInnen oder Gewerkschaften hinter die Kulissen in den Produktionsstätten schauen, kommen meist erhebliche Verstöße gegen Arbeitsrechte, Brand- und Gesundheitsvorschriften zu Tage.

Veröffentlicht in Arbeit & Kapital mit den Schlagworten kik, Lohndumping, Pakistan