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Sonntag, 4. März 2012, 13:43 Uhr

Auch die Entschärfung der Waldstraße verzögert sich

Kein Fahrradparkhaus. Nirgends

Olaf Harning | Schon seit Jahren werden sichere Fahrradstellplätze am Bahnhof Norderstedt-Mitte dringend benötigt, seit 2009 plant die Stadtverwaltung ein Fahrradparkhaus - doch passiert ist bis heute nichts. Jetzt will Baudezernent Thomas Bosse das bereits beschlossene Projekt erneut überplanen - wegen möglicherweise gefährdeten Landeszuschüssen.

Unvollständige Chronik des Norderstedter Fahrradparkhauses:

 

  • 2009: Planungskosten im städtischen Haushalt
  • September 2009: Anfrage von GALiN-Politikerin Maren Plaschnick.
  • Januar 2010: Noch eine Plaschnick-Anfrage, Thomas Bosse sagt die Behandlung des Themas im März zu.
  • März 2010: Plaschnick erinnert an ihre (unbeantwortete) Anfrage.
  • nochmal März 2010: Die Verwaltung kündigt einen "Besprechungspunkt Fahrradparkhaus" für die Sitzung am 1. April an.
  • Kein Aprilscherz: Am 1.4. stellt u.a. Thomas Bosse zwei Varianten für das Parkhaus vor, der Ausschuss fordert eine weitere.
  • Mai 2010: Der Ausschuss spricht sich für eine der neuen Varianten aus ... es darf konkret geplant werden.
  • Januar 2011: Wir kennen das schon, Anfrage von Maren Plaschnick. Antwort: Vergabe in Vorbereitung, Mietvertrag entworfen ...
  • August 2011: Anfrage von Heinz Wiersbitzki (CDU) zum Planungsstand.
  • Februar 2012: Thomas Bosse verkündet die Überplanung des Projekts ... Fortsetzung folgt.

Dabei geht es offenbar um Aussagen aus Kiel, nach denen der bislang geplante Wegfall von bis zu 44 Autoparkplätzen beim Bau des Fahrradparkhauses in und auf der Park- and Ride-Anlage am Norderstedter Rathaus den Ausfall von Landeszuschüssen zur Folge hätte. Nach bisherigen Planungen sollten im zur Rathausallee gelegenen Teil der Anlage bis zu 250 Fahrradstellplätze entstehen, außerdem eine "Fahrradstation" - ein kleiner Radladen mit Werkstatt. Die Zufahrt war zunächst über die vorhandene Rampe hinter der TriBühne geplant, Autos hätten die Parkplätze dann nur noch über die Straße Alter Heidberg erreichen können. Zuletzt sollten die Stellplätze jedoch nach Protesten aus der Politik über den Fuß/Radweg zwischen Parkhaus und Bahnhof erschlossen werden. Waren die Planungen also eigentlich schon vergabereif fortgeschritten, steht die Realisierung nach dem Auftritt Bosses während der letzten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr wieder in den Sternen. Zum Vergleich: Während man sich in Bergedorf schon über ein paar Monate Verzögerung bei der Eröffnung des niegelnagelneuen Fahrradparkhauses für 500 Stellplätze ärgert, steht in Norderstedt nach fast drei Jahren selbst der Baubeginn noch in den Sternen. Norderstedt - Eine Idee voraus?

Rolf Jungbluth

Rolf Jungebluth

Und auch eine zweite "Baustelle" in Sachen Radverkehr verzeichnet durch Diskussionen im Stadtentwicklungsausschuss zumindest gefühlt Stillstand: Zwar arbeitet die Verwaltung vorläufig weiter an der beschlossenen Ampel-Lösung für den Unfallschwerpunkt Ulzburger Straße/Waldstraße und könnte bereits im Sommer Vollzug melden. Weil dabei aber acht (!) Parkplätze wegfallen könnten, lassen die Ausschussmitglieder nun in allerletzter Sekunde eine Alternativlösung prüfen: Die Verschwenkung des Radverkehrs durch Gitter in die Waldstraße hinein und eine Querung weit ab der Einmündung in die "Ulze". Für den Ausschussvorsitzenden Jürgen Lange (SPD) eine "kostengünstige Maßnahme", um "dem Sicherheitsaspekt der Radfahrer und den Wünschen der Geschäftsinhaber gerecht" zu werden. Für den ungläubig staunenden Rolf Jungbluth vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) ein Rückfall in die 70er Jahre. "Während die Gitter bundesweit seit Jahren abgebaut werden, wollen wir sie als Einzige neu aufstellen?" fragt er fast belustigt und fügt dann ernst hinzu: "Die Dinger sind saugefährlich und laut ERA deshalb gar nicht mehr vorgesehen". Die Gefahr sieht Jungbluth wie im Ist-Zustand bei Querung der Waldstraße: "Der Radfahrer", so der Radverkehrsexperte, "muss eine Verschwenkung fahren, und der Autofahrer kann nicht erkennen, ob er die Waldstraße queren, oder links in die Waldstraße abbiegen will." Der Gefahrenpunkt werde also lediglich um einige Meter verlegt, das Unfallrisiko dabei noch erhöht. Die Erfahrung sage außerdem, dass Autofahrer den Raum zur Querung nicht freihalten werden, was sie auch bisher oft nicht machen. Falls dieses Gitter kommt, so Jungbluth gegenüber dem Infoarchiv, "wird der ADFC in jedem Fall Widerspruch gegen die Benutzungspflicht des linken Radweges erheben." Auf der Straße wären Radfahrer dann sicherer unterwegs.

So oder so ähnlich sieht das offenbar auch die Verwaltung: Bereits während der Sitzung am 16. Februar äußerte Tiefbau-Experte Mario Kröska Zweifel an der Gitter-Lösung, alleine schon aus baulicher Sicht. Weil bestimmte Abstände der Gitter zum Bordstein vorgeschrieben sind, bliebe nach ihrer Installation möglicherweise gar nicht mehr genug Raum für einen in beide Richtungen befahrbaren Radweg samt Fußweg. Es bleibt also immerhin wahrscheinlich, dass an der Ecke Ulzburger Straße/Waldstraße spätestens im Herbst eine Ampel die RadlerInnen schützt.

 

Achtung: Der Artikel wurde nach seiner Veröffentlichung noch einmal verändert - und zwar am Ende des vorletzten Absatzes.