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Sonntag, 29. März 2015, 9:10 Uhr
Carsharing ökologisch sinnfrei
Infoarchiv Norderstedt | Autofahren und dabei noch etwas für die Umwelt tun? Mit diesem Gedanken blicken viele Menschen auf Carsharing-Projekte. Eine Studie der Hamburger Beratungsfirma Civity räumt jetzt mit dem Öko-Ruf der Branche auf.
Autos sind das Problem - nicht die Lösung: Laut "Civity" können Car-Sharing-Projekte wenig bis nichts zur ökologischen Entlastung beitragen (Foto: Infoarchiv).
Sie heißen "Car2go" oder "Drive-Now" und sind aus dem Hamburger Stadtgebiet kaum mehr wegzudenken, die kleinen Autos der Car-Sharing-Branche. Doch auch wenn sie den ein- oder anderen davon abhalten, sich einen eigenen Wagen zu kaufen: Eine Entlastung für die Umwelt sind die Projekte nicht, konkurrieren bestenfalls mit Bus und Fahrrad. Das jedenfalls ist das ernüchternde Ergebnis einer Studie, die jetzt vom Hamburger Beratungsunternehmen civity veröffentlicht wurde.
Einmal davon abgesehen, dass Carsharing-Fahrzeuge mit zur Zeit 0,1 Prozent Anteil an allen Verkehrsbewegungen (Berlin) nur geringen Einfluss auf die Mobilität der Menschen haben, sind etwa die Hälfte aller mit ihnen bewältigten Fahrten kürzer als fünf Kilometer. Daraus folgert Civity, dass Carsharing vor allem als "Bequemlichkeitsmobilität im Nahbereich" anzusehen istund eben nicht als umweltverträgliche Alternative. Denn: Ziele dieser Entfernung können im innerstädtischen Bereich meist ebenso schnell mit Bus und Bahn erreicht werden - oder eben per Rad. Weil sich Carsharing-Angebote zudem auf städtische Ballungsräume konzentrieren, bringen sie ausgerechnet dort kaum Nutzen, wo die Wagen tatsächlich eine Alternative zum spärlichen Bus- oder Bahnangebot wären: Im ländlichen Raum.
Stefan Weigele, Partner bei Civity und Leiter der Studie, betont dann auch, dass Autos eben keine Lösung für innerstädtische Verkehrsprobleme sind. "Dazu braucht es mehr Angebote vom HVV, mehr Fahrradstraßen und eine bessere Parkraumbewirtschaftung", so Weigele gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Insbesondere die bequeme Praxis, Autos irgendwo im Stadtgebiet buchen und sie dann auch irgendwo wieder abstellen zu können ("Free Floating Carsharing"), verleite förmlich zum Autofahren. Positiv bewertet Weigele nur "stationsbasiertes Carsharing", weil dabei verbindlicher auf das eigene Auto verzichtet werde. Ein solches Angebot gibt es beispielsweise in Norderstedt: Schon seit September 2010 stellt die Berliner Greenwheels GmbH ihre Fahrzeuge an vier festen Standorten zur Verfügung. Initiiert wurde das Projekt im Rahmen des städtischen Lärmaktionsplans.
Dass die Branche selbst die Studie kritisiert, verwundert bei all dem wenig. Zum einen kritisieren die Unternehmen, dass civity seine Daten lediglich aus Buchungsbewegungen auf den Internet-Seiten der Anbieter gewonnen hat. Die Bedeutung der Fahrzeuge für den innerstädtischen Verkehr sei in Wirklichkeit größer. Außerdem hätten interne Umfragen ergeben, dass bis zu sieben Prozent der Kunden bereits ein Fahrzeug zugunsten des Carsharings abgeschafft haben. Rund ein Viertel würde demnach auf den Kauf eines eigenen Wagens verzichten.