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Samstag, 20. Juli 2013, 9:13 Uhr

Böge ohne Grenzen

Infoarchiv Norderstedt | Beeindruckt verließ der CDU-Landesvorsitzende und Europaabgeordnete Reimer Böge am vergangenen Freitag die Praxis ohne Grenzen in Bad Segeberg. Nach seinem Besuch will er einzelne Probleme der Einrichtung mit Fachleuten des Europäischen Sozialausschusses klären.

Dr. Uwe Denker und Reimer Böge

Reimer Böge (rechts) zu Gast bei Dr. Uwe Denker, Initiator der Segeberger "Praxis ohne Grenzen" (Foto: CDU)

Beispielsweise Möglichkeiten zur Kostenübernahme bei internationalen Krankheitsfällen: Erst kürzlich hatte die "Praxis ohne Grenzen" eine OP-Rechnung übernommen, weil ein Patient aus Spanien zwar 35 Jahre in die dortige Krankenkasse eingezahlt hatte, hier in Deutschland aber dennoch ohne Versicherungsschutz war. "Solche Kostenübernahmen", so Böge, brächten den spendenfinanzierten Verein in Bad Segeberg an seine Grenzen.

Die "Praxis ohne Grenzen" wurde im Januar 2010 vom Kinder- und Allgemeinarzt Dr. Uwe Denker eröffnet und erhält seitdem regen Zulauf. Behandelt werden mittellose Patienten ohne ausreichenden Krankenversicherungsschutz, wobei weder die Armut noch ein Aufenthaltstitel nachgewiesen werden muss. Die Praxis am Kirchplatz 2 ist nur mittwochs zwischen 15 und 17 Uhr geöffnet, in dieser Zeit ist sie auch unter der Rufnummer 04551 - 955027 telefonisch erreichbar. Sieben unentgeltlich tätige Familienärzte wechseln sich bei den Sprechstunden ab, im Hintergrund unterstützen fast 70 weitere Ehrenamtliche die Einrichtung. Solche und ähnliche Projekte entstehen bundesweit seit etwa zehn Jahren. Zuvor hatten verschiedene Sozialwissenschaftler nachgewiesen, dass durch die wachsende Zahl Nichtversicherter hohe Kosten und Gesundheitsrisiken entstehen. So konnten sich Krankheiten verdeckt weiter verbreiten und Betroffene meldeten sich erst dann in Krankenhäusern, wenn ihre Beschwerden bereits lebensbedrohlich waren. Patienten solcher Praxen sind einerseits illegalisierte MigrantInnen, aber auch immer häufiger in Armut oder andere Notfälle geratene Menschen aus der Region.

Im Gespräch mit Böge warnte Denker unter anderem vor dem wachsenden Problem gesundheitlicher Versorgung für gescheiterte Mittelständler und Freiberufler ohne Krankenversicherungsschutz. "Schafft einen Rettungsschirm und eine Härtefallregelung für unverschuldet in Not geratene Kranke", fordert er in Richtung von Politik, Krankenkassen und Pharmaindustrie. Am kommenden Mittwoch erhält Denker erneut Besuch von der Union. Dann kommen die Landtagsabgeordnete Katja Rathje-Hoffmann und der Kreistagsabgeordnete Uwe Voss in seine Praxis - unter anderem um über die Möglichkeit einer "Clearingstelle" zu sprechen, die nach Hamburger Vorbild "anonyme Krankenscheine" für Nichtversicherte ausstellt.