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Donnerstag, 19. April 2012, 11:14 Uhr

ver.di droht mit Erzwingungsstreik

"Aus Liebe zum Menschen" - Rotes Kreuz verweigert Tarifvertrag

Olaf Harning | Beim Segeberger Deutschen Roten Kreuz ist Feuer unterm Dach: Weil das DRK sich konsequent weigert, mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di über einen Tarifvertrag zu verhandeln, droht die jetzt mit einem Erzwingungsstreik. Hintergrund sind problematische Arbeits- und Lohnbedingungen bei der DRK Rettungsdienst Segeberg gGmbH.

Logo des DRK, Aufschrift:

DRK-Logo

Die ist zwar gemeinnützig und für Rettungseinsätze sowie viele Krankentransporte im Kreis Segeberg (außer Norderstedt) zuständig, zahlt aber ihren Beschäftigten laut ver.di derart wenig, dass viele der "Retter" ihr Gehalt trotz 48-Stunden-Jobs mit Wohngeld und Hartz IV aufstocken müssen. Gleichzeitig weigert sich das DRK nicht nur in der Region, mit ver.di oder sonst einer Gewerkschaft über Tarifverträge zu verhandeln - etwaige Lohnerhöhungen beschließt man - wenn überhaupt - lieber alleine. So berichtet der hiesige DRK-Vorstand Stefan Gerke jetzt gegenüber der Norderstedter Zeitung, man arbeite bereits an einer neuen Vergütungstabelle - jedoch seien sich Vorstand, Aufsichtsrat und das DRK-Präsidium weiter darüber einig, nicht mit ver.di zu verhandeln, denn: Tarifverträge mit der Gewerkschaft seien "nachteilig".

Dieser Meinung allerdings ist und war in der Geschichte der Auseinandersetzungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften nicht nur das DRK und doch setzten sich die Beschäftigten am Ende meist mehr oder weniger durch. Danach sieht es auch bei den rund 120 Segeberger Rettern aus, denn die sind nach ver.di-Angaben zu fast 90 Prozent gewerkschaftlich organisiert und proben jetzt den Aufstand: "Sehr schnell", so Norbert Vahl, könne man einen Erzwingungsstreik in die Wege leiten, für den man "nur" 75 Prozent Zustimmung bei den Beschäftigten brauche. Sollte sich also am Verhandlungstisch weiterhin nichts bewegen, könnte laut Vahl schon in zwei bis drei Wochen gestreikt werden, wobei die Sicherheit der Bürger - sprich die Rettungsfahrten - allerdings gewährleistet bliebe.

Erst Mitte März hatten sich die TeilnehmerInnen einer sozialdemokratischen Betriebsrätekonferenz in Norderstedt mit einer Solidaritätsadresse hinter die Forderungen der DRK-Rettungskräfte gestellt und das Rote Kreuz zur Aufnahme von Tarifvertragsverhandlungen aufgefordert. Neben dem DRK gibt es auch immer wieder Berichte über schlechte Bezahlungen bei konkurrierenden Rettungsdiensten: So geht Michael Vollmer, Geschäftsführer des Norderstedter KBA, zwar von einer "unstrittigen" Vergütungstabelle für seine 30-50 Rettungskräfte aus, auch er muss sich aber regelmäßig mit anderen Sichtweisen auseinandersetzen, wie die Kommentare unter diesem Artikel oder ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts zeigen.

 

2 Kommentare zu diesem Artikel

03.05.2012, 12:53 Uhr Anonymouserinnere mich daran, dass ich

erinnere mich daran, dass ich mich vor ca. 20 Jahren bei der Sozialstation des DRK-Norderstedt am Kielort erkundigte, ob dort Zuvieldienstleistende gesucht werden. Ich wurde darauf verwiesen, dass die damals einzigen Zuvieldienststellen beim DRK-Norderstedt Rettungssanitäter-Stellen seien: als fachlich dafür kaum ausgebildeter 19-21 Jahre alter Mensch für irgendwo zwischen 400 und 900 DM im Monat (das DRK war damals berüchtigt dafür, Zuvieldienstleistende beim Verpflegungs- und Kleidergeld zu bescheissen) einen immens stressigen und mit ziemlicher Verantwortung behafteten Vollzeitjob unter latent-militärischen Kommandostrukturen zu machen

03.05.2012, 12:36 Uhr AnonymousVerweigerung Tarifvertrag

Es ist üblich, das sich Rettungskräfte bis zur letzten Stunde ausbeuten lassen, dieses ist leider nicht nur im Kreis Segeberg der Fall.Deshalb ist es kein Wunder, das Unternehmen wie die KBA ständig neue Rettungssanitäter sucht,weil die Leute kein Bock darauf haben. Ich kann leider nur noch raten die Finger von diesen Jobs zu lassen.
Ich habe andere Vollzeitjobs gehabt mit 38,5 Stunden und habe mich die letzten Jahre mit der 48 Stunden Woche im Krankentransport in den Burn Out gearbeitet.