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Donnerstag, 30. Mai 2013, 18:55 Uhr

Afrikanische Flüchtlinge in Langenhorn?

Infoarchiv Norderstedt | Die etwa 300 in den vergangenen Wochen aus Italien nach Hamburg gereisten afrikanischen Flüchtlinge werden offenbar übergangsweise in Langenhorn untergebracht. Das berichten verschiedene Medien unter Berufung auf Quellen in der Hamburger Innenbehörde.

Kommentar

Die Situation der afrikanischen Flüchtlinge macht erneut deutlich, wie erschreckend wenig europäische Flüchtlingspolitik mit Humanität zu tun hat: Zunächst wird an den europäischen Außengrenzen eine militärische Flüchtlingsabwehr (FRONTEX u.a.) installiert, die jährlich vielen hundert Flüchtlingen den Tod durch Ertrinken bringt. Wer es dennoch durch den neuen "eisernen Vorhang" schafft, vegetiert Monate, teils Jahre unter katastrophalen Bedingungen in Massenlagern am Rande Europas oder versucht sein Glück mit der "illegalen" Einreise in andere Mitgliedsstaaten wie Deutschland. Der aktuelle Fall setzt diesem unwürdigen Zustand nun die Krone auf, da Behörden verschiedener EU-Staaten offenbar gedenken, sich die Betroffenen gegenseitig hin- und herzuschieben. In zivilisierten Gesellschaften würden sich politisch Verantwortliche für derartige Verfehlungen vor Gericht verantworten müssen - und nicht auf Regierungsbänken sitzen.

 

Olaf Harning

Demnach wird zur Zeit auf dem Gelände einer Langenhorner Schule die Erfassung der Betroffenen vorbereitet, dort soll dann auch ein Notquartier für die überwiegend aus Ghana und Togo stammenden Flüchtlinge eingerichtet werden. Zur Zeit leben die etwa 300 Männer und Frauen auf der Straße - auch wegen des bislang wenig sozialen Verhaltens Hamburger Behörden. Ursprünglich als Gastarbeiter nach Libyen emigriert, mussten sie 2011 vor den dort aufflammenden Kriegswirren und rassistischen Übergriffen fliehen. Seitdem lebten sie unter zum Teil überaus schlechten Bedingungen in italienischen Flüchtlingscamps, bis sie jetzt offenbar von dortigen Behörden dazu ermuntert wurden, nach Deutschland weiterzureisen. Dafür sollen die Betroffenen sogar mit Papieren und Geld ausgestattet worden sein. Nach Unterbringung und Erfassung der Flüchtlinge sollen sie nun schrittweise nach Italien "zurückgeführt" werden.

Antirassistische Gruppen, wie der Hamburger Flüchtlingsrat kritisieren das vehement: Gemeinsam mit den Betroffenen selbst geben sie der NATO die Schuld an ihrer Flucht, ohne deren umstrittenes militärisches Eingreifen hätten sie Libyen gar nicht erst verlassen müssen. Auf einer Kundgebung am morgigen Freitag wird unter anderem ein dauerhaftes Bleiberecht für die Betroffenen in Hamburg gefordert. So weit geht der Hamburger DGB zwar nicht, auch Gewerkschaftschef Uwe Grund aber kritisiert, dass "die Flucht-Problematik aus den Bürgerkriegsländern allein auf die süd- und osteuropäischen Anrainerstaaten" abgewälzt werde. Der DGB-Vorsitzende weiter: "Wir brauchen einen umfassenden Schutz für Kriegsflüchtlinge. Hier sind insbesondere Bundesregierung und EU gefordert."