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Mittwoch, 10. Juni 2015, 14:47 Uhr

Zwischen Rosa Teufeln und dem Ernst der Lage

Am Donnerstag ist die schwul-lesbische Fußball-EM in Norderstedt gestartet

7 Aktive des Startschuss SLSV in Deutschland-Trikots mit einem Fußball

Das Organisationskomitee des IGLFA Cup 2015 (v.l.): Detlev Matzen, Carsten Stock, Alexander v. Beyme, Steffen Fischer, André Martens, Philipp Abel, Thomas Brauner (Foto: Startschuss SLSV).

Infoarchiv Norderstedt | Aller Sommerpausen im europäischen Fußball zum Trotz ist am Donnerstag die dritte schwul-lesbische Fußball-EM gestartet. Gespielt wird auf den Plätzen des HSV am Ochsenzoll, das Rahmenprogramm findet vor allem in Hamburg statt.

Schild mit der Aufschrift "Geschäftsstelle HSV Ochsenzoll-Norderstedt e.V."

Auf dem Gelände des HSV in Norderstedt findet dieser Tage der dritte IGLFA-Cup statt (Infoarchiv).

Es ist nicht unbedingt ein sportlicher Leckerbissen, den die insgesamt 31 gemeldeten Teams da ab Freitag für zwei Tage auf den Norderstedter Rasen zaubern. Keine Nationalmannschaften treten beim IGLFA Euro Cup 2015 an, keine Messis und Podolskis - sondern mehr oder weniger professionelle Hobbyteams aus verschiedenen europäischen Ländern. In einer Frauen- und drei Herren-Division(en) spielen sie vier "homosexuelle Europameister" aus, um auf und neben dem Platz ein Zeichen gegen Homophobie zu setzen. Und wohl auch, um jede Menge Spaß zu haben: Neben eher klassischen Teamnamen, wie dem "Soho FC" oder dem "SC Sternschanze", haben sich die teilnehmenden Mannschaften vor allem "einschlägig" benannt.

Die OrganisatorInnen der IGLFA zu den Hintergründen des Turniers:

 

"Diskriminierung im Sport hat abgenommen, ist aber längst nicht überwunden. Während für die Teilnehmer/-innen der IGLFA European Championship III der sportliche Wettkampf in einem angstfreien Klima im Vordergrund steht, geht gleichzeitig ein Signal nach außen: Auf dem Platz spielt die sexuelle Orientierung keine Rolle.

 

Die IGLFA European Championship III steht für Akzeptanz unabhängig der sexuellen Orientierung. Daher können natürlich auch heterosexuelle Sportler/-innen teilnehmen, die übrigens häufiger in schwul-lesbischen Mannschaften mitspielen als man denkt!"

So kämpft der "Dublin Devils FC" ebenso um den IGLFA Cup, wie "Vorspiel Berlin", "Panamboyz United, die "Rosa Teufel" oder auch die diesjährigen Veranstalter der "Ballboys Hamburg".

Dass auch diese humoristischen Elemente den ernsten Hintergrund des Wettbewerbs nicht überdecken können, wird spätestens deutlich, wenn Startschuss-Sprecher Alexander von Beyme darum bittet, die TeilnehmerInnen aus Russland und Serbien nicht ohne vorherige Absprache zu fotografieren. Die Teilnahme alleine könnte für SpielerInnen dieser Teams Gefahr für Leib und Leben bedeuten. Beyme ist daher stolz, mit finanzieller Unterstützung der Werder-Bremen-Stiftung und Sponsor google auch diese Teams nach Hamburg gelotst zu haben - aller Repression zum Trotz.

Eröffnet wurde der IGLFA Cup am Donnerstag mit einer Feier im Hamburger Szene-Lokal "Knust", am Freitag, 9.30 Uhr, traten die ersten der insgesamt 400 homosexuellen SportlerInnen gegen den Ball. Neben dem Schirmherrn der EM, Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), dem HSV, Werder Bremen und verschiedenen Sponsoren, unterstützt auch Nationalspieler Thomas Hitzlsperger die Veranstaltung. Letzterer hatte sich im Januar 2014 als erster deutscher Profifußballer zu seiner Homosexualität bekannt und damit international für Aufsehen erregt. Hitzlsperger wird sich am Samstag einige der Spiele auf dem HSV-Gelände an der Ulzburger Straße ansehen, um dann am Abend im "Ballsaal" des FC St. Pauli auch die Siegerehrung vorzunehmen. 

2011 hatte die International Gay & Lesbian Football Associacion die EM aus der Taufe gehoben, vergab das Event an einen Verein in Manchester und 2013 nach Dublin. Der diesjährige Veranstalter, der Startschuss Schwul-Lesbische Sportverein Hamburg e.V. wurde bereits 1990 gegründet und hat heute rund 650 Mitglieder in 20 Sportarten. Die Fußballer des SLSV werden zwar seit einigen Jahren auch vom Hamburger Fußball-Verband (HFV) umworben, haben sich bislang aber gegen einen Start im Ligensystem des DFB entschieden: "Wer kann das schon von sich sagen, dass er als Amateurfußballer in Manchester oder Barcelona gespielt hat", begründet Beyme die Entscheidung. Eine europaweit gute Vernetzung ermögliche den Vereinen der IGLFA hochkarätige Spiele und Reisen. Außerdem seien die SLSV-Teams für viele FußballerInnen auch ein "Rückzugsraum" jenseits von Anfeindungen. Dennoch: Beim HFV fühlt man sich "sehr willkommen", Berührungsängste gebe es da überhaupt nicht mehr.