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Montag, 3. Februar 2014, 20:37 Uhr

Warten auf das "Spiel der Spiele"

TuRa´s Fußballfrauen wollen in die Bezirksliga

Die "dienstältesten Youngster" (v.l.): Lara Jona, Kira Bartsch, Solveig Langenohl und Berit Karutz (Foto: Infoarchiv)

Die "dienstältesten Youngster" (v.l.): Lara Jona, Kira Bartsch, Solveig Langenohl und Berit Karutz (Foto: Infoarchiv)

Olaf Harning | Sie sind eines der jüngsten Teams im Hamburger Frauenfußball und erfolgreich obendrein: Schon in ihrer ersten Saison im Erwachsenenbereich spielen die überwiegend aus A-Jugendlichen bestehenden 2. Frauen von TuRa Harksheide um den Aufstieg in die Bezirksliga. Und wäre da nicht das zweifelhafte 0:3 am grünen Tisch gegen Barmbek-Uhlenhorst – das Team um Kapitänin Solveig Langenohl hätte an der Tabellenspitze überwintert.

Teamfoto TuRa Harksheide II

TuRa´s Zweitvertretung 2013/14

Phantastische 31 Punkte holte TuRa´s Zweite in den ersten zwölf Saisonspielen, 45:5 Tore stehen auf dem Konto des Liga-Neulings. Zwar sind die Fußballerinnen Erfolg durchaus gewohnt, das aber bislang nur im Jugendbereich. Gerade einmal 16,7 Jahre beträgt der Altersdurchschnitt im Harksheider Talentschuppen, kein Wunder also, dass schon die zu Saisonbeginn dazu gestoßene Laura Verlage mit ihren 20 Jahren als Routinier gilt. Zudem schnüren viele der Spielerinnen ihre Fußballstiefel nun schon fast zehn Jahre gemeinsam - für eine „Hinzugekommene“ wie Verlage macht es das nicht immer leicht. „Menschlich ist es sogar einfacher, als in anderen Mannschaften“, sagt sie. Spielerisch aber musste sie sich erst einmal an den eingeschworenen „Block“ gewöhnen.

„Dienstälteste“ Akteure sind die 16jährige Berit Karutz und Mannschaftsführerin Solveig Langenohl (17). Beide kamen schon 2003 zu TuRa, damals noch in ein vom Alter her gemischtes Team. Erst 2006 konnte die Gruppe nach Jahrgängen getrennt werden, jetzt stieß auch Thomas Kohl hinzu – zunächst als Vater, wenig später auch als Co-Trainer. Seit 2009 betreut er die Mannschaft nun gemeinsam mit Frank Jona hauptverantwortlich, und das mit Erfolg: Von der „alten C-“ bis zur „jungen B-Jugend“ sammelte das Team vier Staffelmeisterschaften in Folge, wagte anschließend den Sprung in die B-Jugend-Verbandsliga, die höchste Spielklasse Hamburgs. Und trotz eines verpatzten Saisonstarts landete man auch dort am Ende auf einem respektablen 5. Platz. Nicht nur als Lehrer am Lise-Meitner-Gymnasium ist Kohl Perfektionist, auch seine Fußballerinnen werden regelmäßig mit dem Bestreben konfrontiert, die Dinge wirklich gut zu machen. Etwa, wenn er heute den Fußball aus der Anfangszeit des Teams beschreibt: „Drei vorne, drei hinten und in der Mitte war es wie eine Wand, da passierte gar nichts“. Damals machte er als Vater den Mund zu weit auf, wenig später stand er selber an der Linie. „In der älteren C ging der Schalter dann rum“, erinnert sich Kohl, „ich weiß sogar das Spiel noch, das war gegen TuS Hasloh.

Thomas Kohl mit Laura Verlage und Solveig Langenohl

Kohl mit Verlage (li.) und Langenohl: "Alter Hase" vs. Neuzugang (Foto: Infoarchiv)

Zum Mädchen- und Frauenfußball kam er durch seine Tochter Kira und wie die zum Fußball kam, das ist so eine Geschichte. „Weil mein Vater gesagt hat, ich kann kein Fußball spielen“, antwortet sie mit einem schrägen Seitenblick auf Kohl, „deshalb bin ich in die Fußball-AG meiner Schule gegangen“. „Das ist jetzt ein bisschen verkürzt“ wehrt der sich – und beide lachen. Heute zählt Kira Bartsch (17) zu den besten Jugendfußballerinnen Hamburgs, durchlief die Auswahlmannschaften der Hansestadt von der U13 bis zur U17. Und als sie kürzlich für ein Jahr nach Tschechien ging, kickte sie dort für die Jugend von Slavia Prag und wurde bei einem internationalen Turnier in Budapest zur besten Torhüterin gewählt. Ein Wechsel zu höherklassigen Teams steht für sie aber ebenso wenig auf dem Programm, wie für den Rest der Mannschaft.

Frauenfußball in Norderstedt & Umgebung

Neben dem ersten (Kreisliga West) und zweiten (Kreisliga Ost) Team von TuRa Harksheide wird in Norderstedt auch beim SV Friedrichsgabe und dem 1. Norderstedter FC Frauenfußball gespielt - und das erfolgreich: Während die Friedrichsgaberinnen vergangene Saison den Aufstieg in die Bezirksliga schafften, gelang dem NFC gar der Sprung in die Landesliga.

 

Ebenfalls in Norderstedt spielen die Frauen des HSV um Punkte - und zwar in der drittklassigen Regionalliga - zusammen mit dem SV Henstedt-Ulzburg. Der SC Alstertal-Langenhorn und das zweite Team des HSV sind wie der NFC in der Landesliga zu Hause.

Während 2007 einige Spielerinnen aus höheren Jahrgängen zum HSV wechselten, Ex-TuRanerin Kristin Witte steht dort heute im Regionalliga-Kader, hängen Bartsch & Co an der mannschaftlichen Geschlossenheit in Harksheide. Langenohl: "Hier hat sich ein tolles Team geformt. Was man zusammen erreicht hat, macht einen stärker." Und auch Karutz betont die Mischung aus Zusammenhalt und Leistungsanspruch, denn: "Es ist ja nicht so, dass wir hier nur zusammen rumeiern." Außerdem sei das Training zwar anspruchsvoll, lasse aber genügend Raum für die Schule - und das ist wichtig: In den nächsten zwei Jahren macht ein Großteil der Spielerinnen ihr Abitur, steht also auch abseits des Rasens unter Erfolgsdruck.

Trotz des fulminanten Saisonstarts ist der Unterschied zwischen Mädchen- und Frauenfußball noch immer Thema im Team. Zwar kann man in der Kreisliga technisch problemlos mithalten, das Alter und die körperliche Überlegenheit vieler Gegnerinnen macht den TuRa-Youngstern aber durchaus zu schaffen. „Da sind manchmal 70, 80 Kilogramm“, erläutert Kohl, „wenn die einen Pressschlag machen, dann ist da schon Wucht hinter!“ Und auch Langenohl stöhnt: „Körperlich dagegen zu halten, ist ´ne Herausforderung“. Außerdem sind die Gegenspielerinnen meist deutlich älter: „Da sind oft Frauen dabei, die unsere Mütter sein könnten“, lacht Bartsch, „das ist manchmal ziemlich lustig“. Lustig und herausfordernd, aber dem Erfolg eben nicht abträglich:

Spielszene TuRa vs. Ahrensburg: Saskia Schubert macht das 1:0 für Harksheide.

Das 1:0 gegen den Ahrensburger TSV. Saskia Schubert überwindet Keeperin Sarah Feist, die einst für den TSV Nahe in der Regionalliga spielte (Foto: Infoarchiv)

Nach deutlichen Siegen, wie dem 7:0 gegen Duvenstedt, oder gar einem 11:0 gegen Stapelfeld, sollte es am sechsten Spieltag zum absoluten Spitzenspiel gegen die Zweitvertretung von Barmbek-Uhlenhorst kommen, eine Mannschaft, die den TuRanerinnen noch aus der gemeinsamen Zeit in der Jugend-Verbandsliga bekannt war. Beide Teams waren bis dato verlustpunktfrei, TuRa mit der makellosen Bilanz von 28:0 Toren. Doch die Verteidigung der Tabellenführung scheiterte und das leider nicht auf sportlichen Wege. Ausgerechnet das Gipfeltreffen war vom Verband in den Herbstferien angesetzt worden, für ein derart junges Team wie die Kohl-Equipe ganz schlecht: Gut die Hälfte der Spielerinnen war mit ihren Eltern verreist, es reichte nicht einmal für eine vollständige Elf. Ähnliche Probleme plagten zwar auch BU, das zunächst sogar selbst um Verlegung bat. Doch sobald TuRa dem Verband mitgeteilt hatte, in den Ferien nicht antreten zu können, war im BU-Kalender kein Platz mehr – nicht der geringste, um genau zu sein. „Wir haben da zig Nachholtermine angeboten – dienstags, zum Wochenende“, erinnert sich Kohl, „aber neun Wochen lang konnte bei BU angeblich nicht mal ein Co-Trainer.“ Das Ende vom Lied: TuRa verlor das Spiel mit 0:3 – am grünen Tisch.

Auch für Johann Stenzel, beim Hamburger Fußballverband zuständig für den Frauen- und Mädchenfußball, ein Ärgernis: „Das ist unglücklich gelaufen“, sagt er, binnen neun Wochen müsse eigentlich immer ein Termin möglich sein. Möglich vielleicht schon, gewollt aber wohl nicht – und so bleibt auch Stenzel nur ein Hinweis, den die TuRa-Frauen ohnehin längst verinnerlicht haben: „Man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Wie aus der Pistole geschossen kommt der „12. April“, wenn man Bartsch, Karutz oder Langenohl nach dem Rückspieltermin in Barmbek fragt. „Das Spiel der Spiele“, sagt auch Kohl und vom Lachen seiner Spielerinnen begleitet: „ohne, dass ich Druck aufbauen will“.

Veröffentlicht in Sport mit den Schlagworten Frank Jona, Fußball, Norderstedt, Thomas Kohl, TuRa Harksheide