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Sonntag, 8. September 2002, 2:00 Uhr

Umstrukturieren, Flexibilisieren, Liquidieren

Kolumbianische Gewerkschafter in Norderstedt

Infoarchiv Norderstedt | Neben Correa und Paez werden an diesem Tag auch einige Berliner AktivistInnen aus der Kolumbien-Solidarität nach Norderstedt kommen, unter ihnen voraussichtlich auch der Autor Raul Zelik, der bereits mehrere Bücher zur Lage in Kolumbien veröffentlicht hat.

Gemeinsam wollen sie einen aktuellen Einblick in die Politik des neu gewählten Präsidenten Álvaro Uribe Vélez geben, den fortgesetzten Terror gegen GewerkschafterInnen und MenschenrechtlerInnen thematisieren sowie die aktuelle Kampagne gegen die Konzerne Coca-Cola und Nestlé vorstellen, die der direkten wie indirekten Zusammenarbeit mit rechtsextremistischen Paramilitärs bezichtigt werden.

Seit Jahren werden in Kolumbien von Armee und Paramilitärs regelmäßig GewerkschafterInnen und betriebliche AktivistInnen ermordet - jährlich mehr als 300 GewerkschafterInnen sterben durch Attentate, weitaus mehr fliehen vor ihrer drohenden Ermordung.

Die SINALTRAINAL vertritt ArbeiterInnen in den Unternehmen Coca-Cola, Nestlé, Fruco C.P.I., Indunal S.A., Meals de Colombia (u.a.), von denen in den letzten Jahren mehr als 20.000 ArbeiterInnen entlassen und durch temporäre Arbeitskräfte ersetzt wurden. Alleine der Coca-Cola-Konzern baute zuletzt mehr als 10.000 feste Arbeitsverhältnisse ab. Die Mitgliederzahlen der SINALTRAINAL sind in den letzten 10 Jahren als Folge des latenten Terrors von 5.400 auf 2.300 gesunken. Alleine 15 Funktionäre dieser Gewerkschaft wurden in den letzten Monaten ermordet (davon 8 bei Coca-Cola), rund 50 befinden sich im Exil.

Und während das Info Archiv noch die kommende Veranstaltung vorbereitete, erschossen Paramilitärs am 31. August den ehemaligen Vizepräsidenten des gewerkschaftlichen Dachverbandes CUT in der Atlantik-Region - Jesús Múnera López - vor dem Haus seiner Mutter in der Küstenstadt Barranquilla. Schon im Mai 1997 hatten offizielle Armee-Einheiten sein Haus in der Stadt niedergerissen, worauf hin er aus der Region fliehen mußte. 10 Tage vor seiner Erschießung hatte Jesús in letzter Instanz einen Prozeß gegen Coca- Cola gewonnen und hätte in den nächsten Tagen wieder eingestellt werden müssen. Vier Kopfschüsse und ein Brustschuß haben dieses Urteil auf kolumbianische Weise wieder aufgehoben.

Die Veranstaltung am 21. September wird mit dem Zusammentreffen der Kolumbianer und einigen örtlichen GewerkschafterInnen beginnen, wobei es ab 16 Uhr um Erfahrungsaustausch und möglicherweise gemeinsame Perspektiven der Internationalen Solidarität gehen soll. Ab 19.30 Uhr lädt das Info Archiv dann zur Informationsveranstaltung über die politische Lage in Kolumbien.

Um Interessierten einige Hintergrundinformationen an die Hand zu geben, dokumentieren die Nadelstiche im folgenden ein Interview, dass Dario Azzellini kürzlich für "Labournet Germany" mit einem Aktivisten der SINALTRAINAL führte.

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