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Montag, 27. Oktober 2003, 1:00 Uhr

Streichorgie in der Norderstedter Jugendarbeit !

Beschlussvorlage "Jugendarbeit 2010": Privatisierung, Verkäufe, Schließungen, Personalabbau . . .

Olaf Harning | Schon mit Einstellung der Offenen Jugendarbeit im Jugendkulturcafé Aurikelstieg Anfang September diesen Jahres war eigentlich klar, wohin die Reise von Streich-Bürgermeister Hans-Joachim Grote und der örtlichen CDU geht. Nur einige wenige hofften damals, dass die Beschwichtigungen der christdemokratischen Frontfrau Charlotte Paschen der Wahrheit entsprächen, das JuKuCa bliebe zumindest als Ort für Musik und weitesgehend unkommerzielle Konzerte junger Bands erhalten.
Im Antrag der Stadtverwaltung für den 5. November, der vom stellvertretenden Leiter des Amtes für Junge Menschen - Klaus Struckmann - vorgelegt und vertreten wird, ist von solcherlei Erhalt nicht mehr viel übrig: "Schließung des Kulturcafés Aurikelstieg", heisst es im Konzept "Jugenarbeit 2010" kurz und bündig. Der folgende Punkt "Verkauf des Grundstückes Ulzburger Straße 131" ist anschließend nur konsequent. Pikant: Struckmann selber hatte seine städtische Laufbahn einst in jenem Freizeitheim begonnen, das über mehrere Jahrzehnte für mehr oder weniger alternative Ansätze und ein ebensolches Publikum stand. Gruppen, wie die Antifa Norderstedt, das Häuserplenum oder "Frühlinkserwachen" gründeten und/oder trafen sich dort und starteten von hier aus ihre meist erfolgreichen Aktivitäten. Auch in den Jahren nach seinem Wechsel von der Front in das "Amt für junge Menschen" soll Klaus Struckmann mehrfach seine schützenden Hände über das stets bedrohte JuKuCa gehalten haben. Doch damit scheint jetzt endgültig Schluss zu sein - Struckmanns Einfluss reicht scheinbar gerade noch für die Verwaltung des kommenden Elends.
Hinter den Kulissen wird die bürgermeisterkompatible, harte Linie vor allem der neuen Amtsleiterin Sabine Gattermann zugeordnet - interessanterweise die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Während Gattermann nicht gerade als herausragende Freundin der Offenen Jugendarbeit gilt, soll auch ihr Sprung in die Amtsleitung eher einer Art "Unterbringungsproblematik" hochbezahlter StaatsdienerInnen entsprungen sein, als persönlicher Eignung für die aktuellen Aufgaben. Hintergrund: Nach Auflösung der sogenannten "Steurungszentrale" - einer Art Organisationseinheit für die Umsetzung der Verwaltungsreform, konnten zunächst keine sinnvollen Aufgaben für die dort Beschäftigten gefunden werden. Schon jene Steuerungszentrale galt indes seinerzeit als "reichlich bürgermeisternah".
Derweil soll beiweitem nicht nur das JuKuCa den professionellen Sozialräubern zum Opfer fallen: Ganz offen wird in der Beschlussvorlage nicht nur der Abbau von weiteren "5,25 Stellen", die "Kürzung der Bezuschussung der Straßensozialarbeit", der "Verkauf des Grundstückes Kohfurt 1 (...)" und städtischer Flächen rund um das Jugendfreizeitheim Buschweg als Bauland aufgelistet. "Mittelfristig", wie es so schön heisst, seien überdies weitere Kürzungen im Stadtteil Harksheide, sowie der Rückzug aus "freiwilligen Aufgaben, für die andere zuständig sind" geplant. Als Beispiele werden hier "Schulsozialarbeit und Drogenberatung" genannt.
Perfide auch die weitere Rechtfertigung der Streichorgie. Nach einer gewollt stümperhaft organisierten "Zukunftwerkstatt" mit Kindern und Jugendlichen werden deren Ergebnisse schlicht als allgemeingültig ausgegeben. Als Ergebnis behaupten die Stadtverwaltung, bzw. Klaus Struckmann: "Zusammenfassend bedeutet dies, dass für die teilnehmenden Jugendlichen das Angebot der Jugendarbeit, wie es sich seit September des Jahres darstellt, akzeptiert wird." Dieses Programm war freilich bereits der ersten Kürzungswelle unterworfen. Einige NorderstedterInnen läuten jetzt die Alarmglocke und fordern zu offenem Widerstand auf. Wir werden auf diesen Seiten noch in den nächsten Tagen aktuell über Termine und Protestaktionen berichten.

Beschlussvorlage einsehbar unter
https://213.209.122.23:9992/elris_i/Vorlagen/~~59MOL5.html

Veröffentlicht in Soziales mit den Schlagworten Antifa, CDU, Hans-Joachim Grote, Norderstedt