- Themen
- Alternative Zentren
- Arbeit & Kapital
- Behindertenpolitik / Assistenzbedürftige
- Bildung
- Energiepolitik
- Faschismus / Antifaschismus
- Flucht und Migration
- Frauen / Feminismus
- Frieden
- Geschichte
- Internationalismus
- Jugendpolitik
- Kindergärten & Kinderbetreuung
- Kommunalpolitik
- Kultur
- Landesgartenschau & Stadtpark
- Lesbisch/Schwules
- Medien
- Medizinische Versorgung & Gesundheit
- Polizei & Justiz
- Religion
- Repression / Antirepression
- Sonstige
- Soziales
- Sport
- Stadtentwicklung
- Umwelt
- Verkehr
- Artikel Altbestand
- Schlagworte
- Galerien
- Links
- Termine
- Über uns
+ + + ARCHIVIERTER INHALT + + +
Diese Seite kommt aus unserem Archiv und enthält möglicherweise Informationen, die nicht mehr aktuell sind. Bitte beachten Sie das Veröffentlichungsdatum dieser Seite.
Freitag, 6. Mai 2011, 19:28 Uhr
Straf-Streik gegen die AKN
GDL verlängert Arbeitsniederlegungen
Von Olaf Harning | Hat die AKN in der laufenden Tarifauseinandersetzung mit dem Feuer gespielt? Als Reaktion auf Repressalien gegen Streikende hat die GDL die eigentlich bis heute Mittag befristeten Arbeitsniederlegungen bei verschiedenen privaten Bahnunternehmen bis Montag früh verlängert, unter anderem bei der AKN. Auf den Strecken A1 und A2 verkehren die Züge jetzt nur noch im Stundentakt, zusätzliche Fahrten aus Anlass des Hafengeburtstags mussten gestrichen werden.
Zuvor hatte die GDL bereits seit Dienstagmittag private Bahnunternehmen lahmgelegt, die bislang nicht bereit waren, einen bundesweit einheitlichen Lokführer-Tarif zu unterzeichnen. Genau den hatte die im dbb beamtenbund und tarifunion organisierte Gewerkschaft aber bereits mit der Deutschen Bahn und einigen Privatbahnen abgeschlossen und sich auch auf Lohnerhöhungen geeinigt.
Im Norden aber weigerten sich neben der Altona-Kiel-Neumünster Eisenbahn (AKN) auch die Nord-Ostsee-Bahn (NOB) und die Ostseeland Verkehr GmbH (OLA) nicht nur, mit der GDL "ins Geschäft" zu kommen, sie reagierten offenbar auch mit der Gängelung von Streikenden. So soll es zu Gehaltskürzungen und auch widerrechtlichen Aussperrungen gekommen sein. Beides wäre wegen der sogenannten "Vereinigungsfreiheit" nach Art. 9 Abs. 3 Grundgesetz rechtswidrig, da ArbeitnehmerInnen in Deutschland unter anderem das Recht haben, sich in Gewerkschaften zu organisieren und unter Umständen für ihre Belange zu streiken, ohne dafür Repressalien befürchten zu müssen. Zwar betonten die betroffenen Unternehmen am Freitag, man halte sich bei Maßnahmen gegen Streikende an "gesetzliche Vorgaben", das aber ist zumindest im Falle von Gehaltskürzungen unwahrscheinlich.
Wegen der Verlängerung der Ausstände gerät mindestens die AKN jetzt in Bedrängnis: Noch am Freitag kündigte das Unternehmen an, Züge auf den Strecken A1 (Hamburg - Neumünster) und A2 (Norderstedt - Ulzburg-Süd) nur noch im Stundentakt gewährleisten zu können. Zwischen Ulzburg-Süd und Elmshorn (A3) werden bis Montag wahrscheinlich überhaupt keine Züge fahren, stattdessen soll ein Busersatzverkehr eingerichtet werden. Bei all dem scheint die "Streikfront" bisher noch zu stehen: Zwar behaupten die Unternehmen selbst, ein erheblicher Teil der Beschäftigten sei mittlerweile gegen den Streik, können dabei aber bislang nur auf eine Arbeitgeber-Umfrage bei der NOB verweisen: Gerade mal ein Viertel der Lokführer soll dabei gegen weitere Arbeitsniederlegungen votiert haben. Bei der AKN hat sich die Zahl der Streikenden sogar leicht erhöht. Beteiligten sich zu Beginn der Tarifauseinandersetzung 28 von insgesamt 82 Lokführern am Arbeitskampf, waren es am Donnerstag bereits 32.
Hintergrund des verbissen geführten Tarifkampfes ist das inzwischen verbreitet auftretende Lohndumping bei Lokführern: Bis zu 30% weniger verdienen Beschäftigte einiger Privatunternehmen gegenüber MitarbeiterInnen der Deutschen Bahn. Andererseits lehnt die GDL ihrerseits einen bundesweiten, berufsübergreifenden Tarifvertrag für alle Bahn-Beschäftigten seit Jahren ab, was ihr den Vorwurf einbringt, sich aus egoistischen Motiven bewusst nur um die schlagkräftigste Berufsgruppe der Lokführer zu kümmern. Die im DGB organisierte Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG, früher TRANSNET) unterstellt der GDL daher auch im aktuellen Kampf unsolidarisches Verhalten und verweigert den streikenden Lokführern die Unterstützung.