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Samstag, 19. Februar 2005, 1:00 Uhr

NPD unter Polizeischutz

40 NorderstedterInnen protestieren gegen Neonazis

Info Archiv Norderstedt | Nur unter massivem Polizeischutz konnten am Samstag knapp zwei Dutzend AktivistInnen der neofaschistischen NPD einen provokativen Wahlkampf-Stand im Herold-Center durchsetzen. Mehr als 40 AntifaschistInnen bemühten sich vergeblich, die Aktion der Nazis vorzeitig zu beenden.

Rund 80 Polizeibeamten mussten am letzten Samstag vor den Schleswig-Holsteinischen Landtagswahlen im Herold-Center aufgeboten werden, um bis zu 20 Neonazis der NPD und deren Info-Stand vor wütenden Protesten zu schützen. Mehr als 40 zumeist junge AntifaschistInnen hatten sich immer wieder daran versucht, die Provokation der zuletzt militant auftretenden Nazi-Partei zu beenden. Darüber hinaus verteilten sie fast 800 Flugblätter der Kampagne "Keine Stimme den Nazis" im Herold-Center. Auch PDS ("Schöner Leben ohne Nazis") und Bündnis 90 / Die Grünen verbreiteten am Rande Flugschriften gegen die NPD. Gegen 13 Uhr gaben die Neonazis aus dem Umfeld der sogenannten "Freien Kameradschaften" (u.a. die NorderstedterInnen Tobias Thiessen und Inge Nottelmann) auf und demontierten den Stand unter anhaltend starkem Polizeischutz.

Obwohl die NPD damit ihren ersten Info-Stand in Norderstedt überhaupt durchsetzen konnte, dürften ihre AktivistInnen dabei nicht allzuviel Freude gehabt haben. Weiträumig von der Polizei abgeschirmt, wurden sie nur von wenigen PassantInnen überhaupt wahrgenommen. Die protestierenden AntifaschistInnen hingegen erhielten andauernden Zuspruch, insbesondere von älteren NorderstedterInnen. Auch das meterlange Transparent mit der Aufschrift "Faschismus ist keine Meinung - sondern ein Verbrechen!" traf auf große Zustimmung bei der Mehrheit der PassantInnen. Am Rande der Proteste nahm die Polizei zwei AntifaschistInnen in Gewahrsam, einer der Neonazis wurde verletzt. Skandalös: Während der Ingewahrsamnahme hat nach Augenzeugenberichten ein Polizeibeamter in Zivil ohne Not seine Dienstwaffe gezogen und vor dem Herold-Center einen Warnschuss in die Luft abgegeben.

Ein Sprecher der GegendemonstrantInnen äußerte sich nach Ende der Proteste skeptisch, was den "Erfolg" der NPD während des Wahlkampfs angeht. Der Auftritt im Herold-Center jedenfalls habe der Partei eher geschadet denn genützt. Außerdem sei während der vorangegangenen Wochen festzustellen gewesen, dass nur wenige NPD-Plakate mehr als 24 Stunden lang unbeschädigt blieben. Selbst in großer Höhe angebrachte Pappen seien in der Regel binnen dieser Zeit wieder "entnommen" worden - "die NPD", so der anonyme Sprecher, "hat in Norderstedt schlicht nicht stattgefunden". Darüber hinaus hätten antifaschistische Gruppen selbst mitten in der Nacht mehrfach Beifall von Balkons erhalten, wenn sie die Plakate entfernten, nicht nur ein Mal seien sich "konkurrierende Plakatentferner" nächtens begegnet. Was fehlt ist nun der allseits erhoffte Misserfolg der Neonazis bei den heutigen Landtagswahlen. Zahlreiche NorderstedterInnen teilten die Wut der DemonstrantInnen darüber, dass mit der NPD eine teils offen nationalsozialistische Partei demokratische Rechte für sich in Anspruch nehmen darf und dabei noch von der Polizei geschützt wird. Zuletzt waren im Herbst bundesweit führende Kader militanter Kameradschaften der NPD beigetreten und zum Teil bis in den Bundesvorstand der Organisation gewählt worden. Ergebnisse der Landtagswahl am 20. Februar ab ca. 18.30 Uhr auch auf diesen Seiten.