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Freitag, 6. Juni 2003, 2:00 Uhr

Nordex AG schikaniert ostdeutsche Beschäftigte

Konzern mit Hauptsitz in Norderstedt entläßt Betriebsrat im Werk Rostock

Olaf Harning | Michael Prillwitz ist Betriebsrat und IG Metall-Aktivist im Rostocker Werk des Windkraftanlagenherstellers Nordex. Das Unternehmen hat mehrere Niederlassungen und Produktionsstätten in Deutschland, dem benachbarten Ausland, aber auch in Ägypten, Brasilien und den USA. Doch während die "Imagebroschüre" der Nordex AG salbungsvoll davon spricht, dass "wir auf jeden einzelnen unserer Mitarbeiter" zählen, "damit Kunden rund um den Globus auf unsere Leistungen zählen können", ist Prillwitz nach Kritik an der Geschäftsleitung entlassen worden.

2.400 Euro verdienen die Beschäftigten der Nordex AG in der Norderstedter Hauptniederlassung durchschnittlich - "angemessen", wie die IG Metall urteilt. Bis zu 1.000 Euro weniger gibt´s dagegen im Osten, "reine Schikane" urteilen GewerkschaftsaktivistInnen auf den Internetseiten von www.labournet.de. Aus diesem Grund führten Anfang Januar mehr als 150 Beschäftigte des Rostocker Werkes einen Warnstreik durch und forderten "Gleichen Lohn für gleiche Arbeit". Der Arbeitskampf endete schließlich mit einer Niederlage, da sich andere Niederlassungen des Windkraftanlagenbauers der Auseinandersetzung nicht anschlossen. Die Folgen dieser Niederlage sind bedrückend: Weiterhin gibt es für die Beschäftigten keinen Tarifvertrag, das Prinzip der so genannten "Nasenprämien" wurde ausgeweitet. Gewerkschaftsmitglieder erhielten kürzlich 4% Lohnerhöhung, Nichtmitglieder 10%, zwei von fünf Betriebsräte - unter ihnen Michael Prillwitz - wurden scheinbar für "vogelfrei" erklärt, die übrigen Arbeitnehmervertreter haben sich mehr oder weniger offen auf die Seite der Geschäftsleitung gestellt. Nach einer scharfen Kritik, die Prillwitz an der gewerkschaftsfeindlichen Haltung der Geschäftsleitung übte, eskalierte die Situation vor wenigen Tagen: Unter Zustimmung (!) einer Mehrheit des Betriebsrats wurde Michael Prillwitz trotz, bzw. wegen seiner Betriebsratstätigkeit gekündigt. Obwohl auch auf die organisierten Beschäftigten enormer Druck ausgeübt wird, stehen sie nach Berichten örtlicher Metall-Gewerkschafter der "unterwürfigen Haltung" der Betriebsrats-Mehrheit ablehnend gegenüber, weitere Konflikte sind vorprogrammiert. Aufgrund der eskalierenden Situation und dem außerordentlich skandalösen Vorgehen der Rostocker Geschäftsleitung bitten örtliche Aktivisten jetzt um Unterstützung, die nach Möglichkeit sowohl an Michael Prillwitz persönlich, als auch an den derzeitigen Hauptsitz des Unternehmens in Norderstedt adressiert werden sollte (siehe unten). Die hiesige Niederlassung am Bornbach 2 beherbergt die Hauptverwaltung und den Vorstand des einst im dänischen Give aus der Taufe gehobenen Konzerns. Außerdem sind in Norderstedt MitarbeiterInnen im Bereich "Forschung und Entwicklung" beschäftigt. Michael Prillwitz Zum Vogelnest 4 18147 Rostock Michael_Prillwitz@gmx.de Nordex AG Bornbach 2 22848 Norderstedt info@nordex-online.de

Veröffentlicht in Arbeit & Kapital mit den Schlagworten IG Metall, Norderstedt, Nordex