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Samstag, 14. September 2002, 2:00 Uhr

Norderstedter "Richter Gnadenlos" schlägt wieder zu

Amtsrichter Leendertz verhängt zwei Monate Gefängnis gegen 26jährige Alkoholkranke

Olaf Harning | „Richter Gnadenlos Senior“ kannte keine Gnade. Nachdem Stefanie Zieter (Name geändert) am 7. Mai dieses Jahres zum wiederholten Male bei kleineren Nahrungsmitteldiebstählen im Minimal-Markt des Herold-Centers ertappt worden war, verurteilte Leendertz sie zu zwei Monaten Haft und polterte in gewohnter Manier: „Von diesem Gericht wird es keine Bewährung mehr geben.“
Schon zuvor war die 26jährige mehrfach wegen geringwertigen Diebstählen vor Gericht gelandet, die jedoch meist als klassische Fälle von „Mundraub“ definiert wurden. Nicht jedoch bei Leendertz, ihm reichten schließlich 11 Euro Diebesgut für den Knast. Vor allem den Umstand, dass ein neuerlicher Termin für eine Vollzeit-Therapie der schwer Alkoholkranken wieder auf der Kippe stand, wertete der Amtsrichter als Beweis dafür, dass sie keine ernsthafte Absicht aufweise, wirklich vom Alkohol loszukommen.
Reinhard Leendertz ist in den letzten Jahren dafür bekannt geworden, insbesondere gegen Angehöriger sozialer Randgruppen harte Urteile auszusprechen, die sich nicht selten am obersten Rand der möglichen Strafzumessung bewegen. Flüchtlinge, SozialhilfeempfängerInnen, Kranke und immer wieder Menschen mit geringer Intelligenz geraten in seine Schußlinie und nicht selten in den Knast. Ähnlich wie der heutige Hamburger Innenminister läßt Leendertz den meist schwierigen sozialen Hintergrund der Betroffenen nicht gelten und blendet ihn spätestens bei der Strafbemessung völlig aus.

Veröffentlicht in Repression/Antirepression