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Freitag, 8. Oktober 2004, 2:00 Uhr

Niendorf: Faschos machen Sozialpolitik

und bleiben dabei Faschos

der nestscheißer | Nachdem derartige Aktivitäten schon im Kreis Segeberg zu beobachten waren, haben Nazis aus dem Bereich der Freien Kameradschaften offenbar am 02.10. in verschiedenen Hamburger Stadtteilen agitiert, so auch am Tibarg/Niendorf-Markt. Zwei Faschos traten dort mit Politikermasken auf und verteilten (nach eigener Einschätzung der Nazis "nationalrevolutionäre") Flugschriften an die EinkäuferInnen, in welchen das übliche Gebräu aus sozialem Populismus, personalisiert verkürzten Antikapitalismus und rassistischer Hetze gegen MigrantInnen beinhaltet war. Nach Angabe der Faschos war die Resonanz aus der Bevölkerung relativ gut, was nicht unbedingt unwahrscheinlich ist, wenn mensch zum einen die vorherrschende mangelnde Politisierung und ausgeprägte Unbedarftheit, zum anderen die Verbreitung rassistischer und antisemitischer Ideologieelemente in der Bevölkerung in Betracht zieht. Dabei muss klar sein: die sozialpolitische Aktivität der Faschos ist immer instrumental, letztendlich im Mittelpunkt steht immer der antisemitische und rassistische Kern der auf Ausgrenzung und Vernichtung abzielenden Ideologie.

Für die antifaschistische und radikale Linke stellt sich die Frage, wie derartigen Aktivitäten entgegenzutreten ist. Anders als noch vor zirka 15 Jahren können faschistische Organisationen heutzutage ihre Propaganda häufig unbeeinträchtigt an die EmpfängerInnen verteilen. Ein Problem dabei ist, dass es anders als damals kaum noch örtliche Antifa-Gruppen gibt, welche früher öfter in der Lage waren, vor Ort und flexibel zu reagieren. Der Aufbau von antifaschistischen Basisstrukturen in den Stadtteilen und Gemeinden ist eine Grundvoraussetzung um faschistischen, rassistischen und antisemitischen Aktivitäten dort wirkungsvoll entgegentreten zu können, diese neuen Strukturen müssen dabei in der Lage sein, AntifaschistInnen über Milieu- und Organisationsgrenzen hinaus integrieren zu können. Zum anderen muss verhindert werden, dass es den Nazis gelingt, sich an die Spitze der momentanen Proteste gegen Hartz IV u.ä. zu stellen, d.h., die radikale Linke muss auch in diesem Bereich massive Aktivitäten entfalten, niedrigschwellige Angebote zur Mitarbeit vor Ort initiieren und vor allem die eigenen - emanzipatorischen - Lösungsansätze artikulieren.

Veröffentlicht in Faschismus/Antifaschismus mit den Schlagworten Antifa, Infoarchiv, Norderstedt