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Mittwoch, 24. März 2004, 1:00 Uhr
Möbel Kraft frißt seine Kinder
George plant Massenentlassungen und Lohnraub
Olaf Harning | "Nichts wird sich verändern", verkündete Möbel-Tycoon und Käufer des Segeberger Traditionsunternehmens "Möbel Kraft" noch Wochen nach der Übernahme in Bad Segeberg. "Nichts wird sich verändern" beteuerten anfangs auch die Brüder und Miteigentümer Reinhard und Gerhard Kraft, ehe sie von Krieger ruhiggestellt und entmachtet wurden.
Geschäftsführer Gunnar George, zuvor bei Möbel Walther für mehr als 2.000 Kündigungen verantwortlich, begründet den bereits seit Wochen befürchteten Kahlschlag nun damit, dass er erst jetzt sämtliche Informationen über die Lage des Unternehmens auswerten konnte.
Demnach würde "Möbel Kraft" für das Jahr 2003 ein Minus in zweistelliger Millionenhöhe schreiben - als Krieger das Haus übernahm, soll es nun plötzlich "beinahe zahlungsunfähig" gewesen sein. Begründungen indes, die nach Monaten entgegengesetzter Aussagen und Beteuerungen niemand in Bad Segeberg mehr glaubt.
Neben 350 Kündigungen im ohnehin strukturschwachen Kreis Segeberg plant George zusätzlich 100 Rausschmisse in der Kraft-Niederlassung Buchholz. Die Betroffenen sollen zunächst für zwölf Monate in einer "Auffanggesellschaft" auf mögliche neue Arbeitsplätze vorbereitet werden, allerdings in dieser Zeit lediglich 67% ihrer vorherigen Entlohnung erhalten - ein schlechter Treppenwitz also.
Aber auch den verbleibenden, mehr als 2.000 Kraft-ArbeiterInnen droht erheblicher Ungemach: Um 20 Prozent (!) sollen sich die Bezüge durchschnittlich verringern, im Verkauf werden die festen Gehälter sogar halbiert. Außerdem plant der kaltblütige Geschäftsführer, die VerkäuferInnen künftig verstärkt über Provisionen zu entlohnen - ganz nach dem Motto: "Verkauf oder stirb".
Es paßt gut ins Bild, dass Kraft-Eigentümer Krieger das Möbelhaus mittlerweile auch gesellschaftsrechtlich umstrukturiert hat. Seit dem 1. März sind die Bereiche Vertrieb, Service, Lager und Montage eigenverantwortliche Gesellschaften, auf diese Weise werden unter anderem Steuern gespart und Arbeitnehmerrechte beschnitten. Hauptauftraggeber der neuen Gesellschaften ist die Möbel Kraft Arthur Kraft KG als Holdinggesellschaft.
Bleibt nur noch abzuwarten, ob und wie sich der Betriebsratsvorsitzende Reinhard Schwarck zum Kahlschlag äußert. Gleich nach den ersten Veröffentlichungen des zuständigen ver.di-Sekretärs Peter Engel hatte er scharfe Kritik an der Gewerkschaft geübt: "ver.di", so Schwarck damals, würde lediglich Verwirrung stiften und Panik verbreiten. Engel war dem Betriebsrat daraufhin öffentlich vor, nicht im Sinne der Beschäftigten zu agieren. Und das ist durchaus möglich, gibt es doch seit Jahren Informationen über eine sogenannte "gelbe" (arbeitgeberfreundliche) Gewerkschaft im Hause, die "Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsratsangehöriger (AUB)", die bisweilen offen gewerkschaftsfeindlich auftritt. ver.di stellt derweil auf seinen Internet-Seiten ständig Informationen und Tipps für den Fall der Kündigung oder angebotener Aufhebungsverträge zur verfügung.