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Samstag, 11. Juni 2005, 2:00 Uhr
Luxus-Wohnungen und Dumping-Löhne
Heuchelei auf dem Richtfest der "Moorbek-Terrassen"
Info Archiv Norderstedt | Als Bürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) wie auf jedem guten Richtfest die "große städtebauliche Bedeutung" der völlig überteuerten Wohnungen der "Moorbek-Terrassen" hervorhob, lauschten neben VertreterInnen von MANU-BAU und den Projektentwicklern von PLUS-BAU auch Thorsten Hausmann (CDU), Makler der Terrassen und die Architekten Feldsien aus Kaltenkirchen. Während eben jenes Maker- und Architekten-Team auch für die Bauplanung des Aurikelpoint verantwortlich zeichnet (Abriss des geschlossenen Jugendkulturcafés und Neubau luxuriöser Eigentums-Wohnungen), steht das 1960 von Altnazi Heinz Manke gegründete Unternehmen MANU-BAU unter heutiger Leitung des Henstedt-Ulzburger CDU-Politikers Volker Manke derzeit für zahlreiche Großprojekte in Norderstedt und Umgebung. Zuletzt war MANU im Zusammenhang mit dem umstrittenen neuen "Hochhaus" am Willy-Brandt-Park im Gerede, das in Kürze Baubeginn feiert.
Doch als Zimmerermeisterin Nicoletta Rudek-Dreyer den Richtspruch hielt und dabei von einigen Kollegen unterstützt wurde, war von den eigentlichen Schöpfern der drei luxuriösen Wohnblöcke nicht viel zu sehen. Denn während offiziell MANU-BAU die Moorbek-Terrassen errichtete, war das Ulzburger Unternehmen tatsächlich nur mit zwei- bis drei Polieren und Bauleitern am Bau beteiligt und strich zum Abschluß den Gewinn ein. Maurer und Zimmerer wurden indes vom ehemaligen polnischen Staatsunternehmen BUDIMEX eingesetzt, das als Subunternehmen der Mankes die Häuser hochzog. BUDIMEX beschäftigt zur Zeit mehrere tausend polnische Bauarbeiter in Deutschland, die jeweils einige Monate mit Hilfe des Arbeitnehmerentsendegesetzes für deutsche Bauunternehmen tätig werden.
Während MANU-BAU nach Informationen der Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) zwar regelmäßig versucht, die geltenden Tarife zu unterlaufen und die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern, werden hier zumindest die gesetzlichen Mindestlöhne des Baugewerbes eingehalten. BUDIMEX tut dies zwar auf dem Papier ebenfalls, unter der Hand weiß aber jede und jeder am Bau, dass der polnische Konzern in der Regel nur 130 monatliche Arbeitsstunden seiner Beschäftigten real mit den vorgeschriebenen 12,47 Euro entlohnt. Da er aber gleichzeitig zwischen 170 und 250 Stunden im Monat arbeiten lässt, entgehen den Arbeitern jeden Monat rund zwei Drittel des ihnen zustehenden Lohns. Offiziell fahndet zwar der ZOLL nach solcherlei kriminellen Machenschaften, kann oder will aber mit Baustellen-Razzien als einziger Methodik wenig gegen den Betrug ausrichten. Da MANU-BAU durch die Subunternehmer-Vergabe billiger am Markt auftreten kann, erhalten die Mankes in der Region vermehrt Aufträge. So darf auch gespannt beobachtet werden, wessen Hände in Kürze das Hochhaus am Willy-Brandt-Park bauen.
Auch "Projektentwickler" und Architekten wissen in der Regel um die kriminellen Methoden der Baubeteiligten, sehen aber angesichts der finanziellen Reize großzügig darüber hinweg. Im vorliegenden Fall werden ab Dezember diesen Jahres 55 Wohneinheiten (56 bis 118 Quadratmeter Wohnfläche, zwei bis vier Zimmer, Fußbodenheizung, Tiefgaragenstellplätze, barrierefreie Türen und WC-Anlagen, schallgedämmte Fenster) von (Neu-)NorderstedterInnen bezogen, die es sich leisten können. Sicher ist nur, dass keiner der rund 40 polnischen Handwerker darunter sein wird
Die Moorbek-Terrassen im Januar: Fest in polnischer Hand