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Freitag, 17. Juni 2005, 2:00 Uhr
Kulturcafé besetzt!
Aktion für den Erhalt des Sozialen Zentrums
Info Archiv Norderstedt | Auf einer Podiumsdiskussion in dem Politik- und Kulturprojekt selbst hatte der Bürgermeister (CDU) an diesem Tag kompromisslos klargestellt, dass es unter keinen Umständen eine Vertragsverlängerung für das Soziale Zentrum geben würde: "Am 31. August ist hier Schluss! Dann werden wir diese Räume schließen.". Unterstützt von Rainer Schlichtkrull (ebenfalls CDU) und Baudezernent Thomas Bosse spielte Grote an diesem Abend die Rolle des sozialpolitischen Hardliners und klärte dabei die Fronten des Konfliktes endgültig. Auch Bosse überraschte auf dem Podium mit markigen Worten. Nachdem er sich monatelang als "heimlicher" Sympathiesant des Projektes dargestellt hatte, fiel der Baudezernent nun vor allem durch verbale und eher polemische Härte gegen das Soziale Zentrum auf. Christdemokraten und Baudezernent blieben trotz Kritik und diversen Widersprüchen bei ihrer Aussage, dass das Grundstück des Zentrums für die "Baustellenzufahrt der Kreuzung Ochsenzoll" benötigt werde.
Während Edda Lechner (PDS) ihren Auftritt auch schon mal für den aufziehenden Bundestagswahlkampf nutzte und Dagmar Gutzeit (GALiN) wenig Hintergrundwissen aufbot, hielten sie dem Bürgermeister im Verbund mit Sibylle Hahn von der SPD "soziale Kälte" und "Willkür" entgegen. Alle drei forderten den Fortbestand des Projektes, Sibylle Hahn machte darüber hinaus deutlich, dass vor 2007 nicht mit dem Baubeginn der Kreuzung zu rechnen sei. Bis die Kreuzung dann wirklich gebaut wird, so Hahn weiter, wäre ein Verbleib des SZ am jetzigen Standort überhaupt kein Problem.
Die befristete Besetzung des Kulturcafés vom Freitag darf sicher als eine Art Antwort auf die starre Position der Verwaltung betrachtet werden. Nachdem die AktivistInnen gegen 21 Uhr in das seit der Schließung vom März 2004 leerstehende Kulturcafé eingedrungen waren, Konzerttechnik aufgebaut- und mehrere Transparente am Gebäude befestigt hatten, begann rund eine Stunde später ein Punkkonzert mit zwei Bands. Bis 23 Uhr beschränkte sich die Norderstedter Polizei auf die Beobachtung der Aktion, später zogen zwei Streifenbeamte ohne Personalienfeststellungen wieder ab.
Bis zum 31. März letzten Jahres hatte die Stadt ein auf Musikpädagogik spezialisiertes Jugendzentrum in dem Gebäude an der Ecke Aurikelstieg/Ulburger Straße betrieben. Zum April 2004 jedoch wurde das "JuKuCa" trotz massiver Proteste auch aus bürgerlichen Kreisen geschlossen, das Gebäude verkauft. Doch der geplante Abriß, bzw. der Neubau luxuriöser Eigentumswohnungen scheitert offenbar an InteressentInnen. Während Makler Hausmann (CDU-Mitglied im für die Schließung verantwortlichen Ausschuss für junge Menschen) bereits seit Monaten um KäuferInnen buhlt, wurde kürzlich erst einmal ein halbfertiges Gerüst am Haus aufgestellt, was wohl so etwas, wie "Aktivität" vorgaukeln soll.
Für den August hat das Soziale Zentrum nun eine weitere, große Demonstration für den Erhalt des SZ angekündigt, nachdem bereits Anfang April 500 Menschen auf die Straße gegangen waren. Um den Widerstand gegen Räumung und Abriss nicht zu schwächen, soll mittlerweile sogar das seit mehr als 10 Jahren stattfindende Schall und Rauch Festival abgesagt worden sein.
Das Hausplenum des SZ äusserte sich in einer Presseerklärung am darauffolgenden Tage wie folgt:
Am Freitag, den 17.06 organisierten ca. 50 Nutzerinnen und Nutzer des Sozialen Zentrums Norderstedt (SZ ) den Weiterbetrieb des vor mehr als einem Jahr stillgelegten Kulturcafes an der Ulzburger Straße
Die Veranstalter verschafften sich Zugang zu den noch immer vollständig intakten Räumlichkeiten und feierten für einen Abend eine laute Protest-Party mit den Hamburger Punk-Bands "Blickwinkel" und "Mindsweeper". Sie demonstrierten mit dieser spontanen Zusammenkunft gegen die geplante Schließung des Sozialen Zentrums und forderten die Wiederaufnahme des Betriebs des beliebten ehemaligen Veranstaltungszentrums Kulturcafe.
Nach der Party zogen die Protestler in Richtung Soziales Zentrum, um dort weiterzufeiern. Die Spontan-Besetzung des einstigen Jugendzentrums ist auch eine Reaktion auf die unkooperative Haltung der Norderstedter CDU, die dem selbstverwalteten Projekt im alten Stelly-Haus ein Ende bereiten will. Bürgermeister Grote verweigerte erst am vergangenen Dienstag im Rahmen einer Podiumsdiskussion jegliche Hilfe für das SZ. "Wenn die Politik sich nicht rührt, müssen wir unsere Interessen selber in die Hand nehmen", so ein Konzert-Besucher, und deutete damit an, worauf sich die Stadt einstellen muß, wenn Bürgermeister Grote das Soziale Zentrum am 1. September tatsächlich mit Polizeigewalt räumen lassen will. "Freiwillig geben wir das SZ nicht auf. Grote kann sich auf einen heißen Herbst einstellen!" kündigten die Konzertbesucher ihren Widerstand am Freitag abend im Kulturcafe an.
Das Hausplenum
Freiraeume verteidigen!
Soziales Zentrum bleibt!
Ulzburger Strasse 6a, 22846 Norderstedt
Website
sz@inferno.nadir.org
Foto vom Kulturcafe von der Demo vom 04.04.05