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Mittwoch, 14. September 2005, 2:00 Uhr

Kein Aus für Büchereien Friedrichsgabe und Glashütte?

Rainer Schlichtkrull (CDU) gegen FDP-Antrag

Bald auch in Norderstedt: Keine Bücherei mehr?

Bald auch in Norderstedt: Keine Bücherei mehr?

Info Archiv Norderstedt | In einer "Eilpressemeldung" berichten SPD-Pressesprecher Thomas Jäger und die Glashütter Stadtvertreterin Sybille Hahn (ebenfalls SPD) am Dienstag von einem Antrag der örtlichen FDP, der am 22. September im Kulturausschuss beraten werden soll. Darin wird offenbar die Schließung der Bücherei-Standorte Glashütte und Friedrichsgabe gefordert. Während Hahn die NutzerInnen zu Protesten aufforderte, erklärte Rainer Schlichtkrull (CDU) bereits tags darauf für seine Partei: "Da eine Schließung unter dem Strich nichts bringt, haben wir das Thema vor Jahren beerdigt."

Als Begründung ihres Antrages gibt die FDP-Vorsitzende Marlis Krogmann die rückläufige Nutzung und die fehlende Wirtschaftlichkeit der Einrichtungen an - "absurd", kontert die Sozialdemokratin Hahn. "Hervorragend haben die Stadtbüchereien in den Kategorien Auftragserfüllung und Kundenorientierung abgeschnitten, das haben die Bertelsmann-Stiftung und der Deutsche Bibliotheksverband abermals ausgezeichnet. Bundesweit liegen die Büchereien damit auf Platz zwei." Vor dem Hintergrund, dass 2003 erst inflationäre Gebührenanhebungen zu einem deutlichen NutzerInnen-Rückgang geführt hatten, wirkt der Antrag der Freien Demokraten tatsächlich abstrus. Nach einer Verdopplung (!) des Preises für die "große Büchereikarte" zum Januar 2003 etwa war die Zahl der Leseratten dramatisch gesunken, alleine bei Jugendlichen um 24%. Um noch größeren Schaden abzuwenden, hatte Sozialdezernent Harald Freter (SPD) erst kürzlich bekannt gegeben, dass die Gebühren in der Sitzung der Stadtvertretung am 20. September wieder spürbar heruntergesetzt werden.

Mit ihrem Schließungs-Antrag indes könnte die FDP nur zwei Tage später den Schlusspunkt auf das von ihr lange betriebene Ende der beiden Büchereien setzen. Die SPD kritisiert jetzt vor allem, dass CDU und FDP eine "unheilige Allianz gegen die Bildungspolitik" in Norderstedt darstellen. Sibylle Hahn: "Bildungs- und sozialpolitisch gesehen sind diese Pläne eine einzige Sauerei. Wo Wohnungsbauunternehmen familienfreundliche Wohnungen bauen, in den Stadtteilen, in denen die Lebensqualität erhöht werden müsste, will die unheilige Allianz genau die Einrichtungen zumachen, die zu mehr Lebensqualität führen. Gerade angesichts der aktuell nicht guten Bewertungen der Schulbildung müssen die Büchereien auch zukünftig einen Beitrag zur allgemeinen Bildung leisten. Das heißt: Büchereien müssen gleichermaßen Orte der Lesekultur und Bildungsinstitutionen - sprich: Lernorte im Stadtteil - sein."

Die CDU war kurzfristig nicht für eine Stellungnahme zu erreichen, erklärte aber am Mittwoch durch Rainer Schlichtkrull in der Norderstedter Zeitung, dass sie dem Antrag der FDP nicht folgen wird. Und Anette Reinders von der GALiN weist belustigt auf die aktuelle Wahlplakatierung der FDP hin: "Mehr FDP, mehr Bildung" gibt es überall in Norderstedt zu lesen ... was sich wohl auch Marlis Krogmann ansehen sollte.