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Donnerstag, 26. Januar 2012, 12:01 Uhr
Helmpflicht für Radler?
CDU und SPD in Hamburg für gesetzliche Regelung
Olaf Harning | Während Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) jugendliche RadlerInnen mit Hilfe mehrerer Kampagnen zur Helmbenutzung motivieren will, planen CDU und SPD von Hamburg aus gleich eine Gesetzesinitiative: Künftig soll zumindest für Minderjährige auf dem Rad Helmpflicht gelten. Dabei sind Autofahrer um ein Mehrfaches häufiger von Kopfverletzungen betroffen ...
Rund 450 RadlerInnen pro Jahr verloren zuletzt ihr Leben im bundesdeutschen Straßenverkehr, davon etwa die Hälfte durch Kopfverletzungen - auf den ersten Blick ein klares Argument für die Helmpflicht. Andererseits aber hatten Radfahrer und Fußgänger laut Zahlen der Hannelore-Kohl-Stiftung im Jahre 2004 gerade mal einen Anteil von einem Prozent an allen Schädelhirnschädigungen. Im Vergleich: Autofahrer machten hier 26 Prozent (!) aus. Selbst wenn man berücksichtigt, dass deutlich mehr Menschen Auto fahren, sind Kraftfahrer also um ein Mehrfaches stärker von unfallbedingten Kopfverletzungen betroffen, die Forderung nach einer "Helmpflicht für Autofahrer" aber sucht man vergeblich.
Davon abgesehen bestreiten zahlreiche Verkehrsexperten, dass eine gesetzliche Regelung überhaupt sinnvoll ist: So befürchtet nicht nur der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC), dass der Radverkehr als direkte Folge einer ernsthaft durchgesetzten Helmpflicht dramatisch zurückgehen würde. Weil sich in den letzten Jahren jedoch gezeigt hat, dass eine Zunahme des Radverkehrs die Zahl schwerer Unfälle senkt, könnte die Helmpflicht sogar eine Verschlechterung der Verkehrssicherheit bewirken. So sieht das auch Rolf Jungbluth vom Norderstedter ADFC. Er befürchtet außerdem, dass eine Fixierung auf die Schutzausrüstung der RadlerInnen am eigentlichen Problem vorbeigeht, nämlich der Unfallvermeidung durch Begrenzung des Autoverkehrs. Jungbluth, der selbst überzeugter Helm-Träger ist, fordert von der Politik dann auch eher flächendeckende Tempo-30-Zonen, die Erhöhung der Bußgelder für Raser, die Nachrüstung von LKW´s mit seitlichem Aufprallschutz oder auch das Verbot sogenannter "Rinderfänger" bei Offroadern, weil die für oft furchtbare Verletzungen bei Unfällen verantwortlich sind. Das Tragen von Helmen würde er wegen der möglichen negativen Folgen zwar empfehlen, keinesfalls aber gesetzlich vorschreiben.
"Laut Unfallforschung der Versicherer (UDV) sind 73% der Helmträger, die mit einem Kfz zusammenprallten, am Kopf unverletzt geblieben gegenüber nur 46% bei den Nichthelmträgern. Schwere Verletzungen lagen nur bei 2% der Helmträger, jedoch bei 17% der Nichthelmträger vor."
Klaus-Peter Hesse (CDU, MdHB)
Ganz anders Klaus-Peter Hesse, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion und Wahlkreiskandidat seiner Partei für die nördlichen Hamburger Stadtteile. Er konzentriert sich vor allem auf die konkrete Schutzwirkung der Fahrradhelme und verweist auf entsprechende Untersuchungen (siehe Kasten). Demnach sind "Helmträger" bei einem Unfall deutlich seltener von schweren Kopfverletzungen betroffen, auch die Zahl der toten RadlerInnen ist hier wesentlich kleiner. "Insbesondere die aufgrund schwächerer Muskulatur und eines eingeschränkten Gefahrenbewusstseins überproportional gefährdete Gruppe der Kinder und Jugendlichen", so Hesse gegenüber dem Infoarchiv, müsse künftig "besser und wirksamer" geschützt werden. "Eine Helmpflicht", so der Bürgerschaftsabgeordnete weiter, "könnte die elterliche Erziehung hier sinnvoll unterstützen". Aus diesem Grund initiierte Hesse Anfang Januar einen Antrag seiner Fraktion an die Hamburgische Bürgerschaft, in dem der Senat aufgefordert wird, über Verkehrsministerkonferenz und Bundesrat eine gesetzliche Helmpflicht anzuschieben. Die Gefahr eines Umstiegs vom Rad auf das Auto sieht er dabei nicht, zumal dies für Kinder und Jugendliche "mangels Mobilitätsalternativen" überhaupt nicht möglich sei.
"Mit der Bundesratsinitiative", kontert jedoch Jungbluth, "macht es sich Herr Hesse als Politiker recht leicht: Kostet nix, bringt reichlich Presse." Wenn er hingegen durchsetzen würde, Kfz-Parkbuchten wieder dem Radverkehr zu widmen oder bei einer 6-spurigen Autostraße eine Spur für den Radverkehr zu reservieren, "dann" - stellt der ADFC-Funktionär entnervt fest - "müsste er richtig ackern und kämpfen." Bislang werden Fahrradhelme in Deutschland lediglich empfohlen, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Eine Helmpflicht existiert hingegen nur als Forderung, die neben der CDU auch die Hamburger SPD teilt. Leider jedoch antwortete deren Fraktion in Hamburg-Nord ebenso wenig auf unsere Anfrage, wie die Presseabteilung des Bundesverkehrsministeriums.
Ein Kommentar zu diesem Artikel
27.01.2012, 9:23 Uhr t: guter artikel
wieder mal vielen dank für diesen informativen artikel.
finde den gedanken / die argumentation der autofahrer-helmpflicht, gerade in zusammenhang mit den ermittelten prozentzahlen, sehr interessant.