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Freitag, 30. Dezember 2005, 1:00 Uhr
"Gebäude unbewohnbar"
Kahlschlag in Norderstedt: Nach "Jukuka" jetzt auch SZ abgerissen
Infoarchiv Norderstedt | Dass es diesmal anders verlaufen würde, als am 31. August, als das Zentrum den Vertragsablauf verstreichen ließ und sich weigerte, Schlüssel und Gebäude an die Stadt zurückzugeben, wurde bereits in den frühen Morgenstunden deutlich. Bereits vier Stunden vor dem vereinbarten Auszugstermin verschaffte sich die mit großem Aufgebot präsente Polizei Zutritt zum Gebäude des Sozialen Zentrums in der Ulzburger Straße 6 und verwehrte den überraschten NutzerInnen des Zentrums den Zugang. Erst nach zähen Verhandlungen wurde diesen schließlich doch noch gestattet, sich wie vereinbart, bis zwölf Uhr auf dem Gelände aufhalten zu können, um noch letzte Dinge abzutransportieren.
Punkt zwölf Uhr erschienen dann die VertreterInnen der Stadt, um sich die vier Gebäudeschlüssel aushändigen zu lassen. Unmittelbar danach wurde das Gelände erneut besetzt und verbarrikadiert, diesmal von den über 100 PolzeibeamtInnen aus Schleswig-Holstein, die "Störungen der Vorbereitungsarbeiten für den geplanten Abriss des Gebäudes" verhindern sollten, wie es lapidar in der Pressemitteilung der Polizei heißt. Doch weder Betreiber- noch SympathisantInnen des Sozialen Zentrums wollten dem Verlust ihres Zentrums tatenlos zusehen und wurden ihrerseits aktiv. Pünktlich zur Schlüsselübergabe starteten sie am U-Bahnhof Ochsenzoll mit knapp 200 TeilnehmerInnen eine Demonstration über die Langenhorner Chaussee zur Ulzburger Straße, wo Arbeiter bereits damit begonnen hatten, Strom, Wasser und Gasanschlüsse zu kappen.
Vor dem Sozialen Zentrum angekommen, versuchten die DemonstrantInnen, auf das Gelände zu kommen, was von der Polizei allerdings verhindert wurde. Nachdem es zu kleineren Rangeleien zwischen PolizistInnen und DemonstrantInnen gekommen war, beendete der Anmelder schließlich die Demonstration, anstatt wie geplant vor das Rathaus nach Norderstedt-Mitte zu ziehen.
Damit jedoch waren die Proteste keineswegs beendet. In kleinen Gruppen zogen die AktivistInnen spontan durch die Stadt: so gab es Kundgebungen im Herold-Center, im Rathaus und erneut auf der Langenhorner Chaussee.
Gegen 14 Uhr deutete eine erneute Betriebsamkeit der PolizistInnen vor dem Sozialen Zentrum darauf hin, dass es mit dem Abriss des Gebäudes jetzt ernst werden würde. "Ein Moment, den man zehn Jahre immer wieder vor Augen hatte, aber der dann doch nie kam", sagte ein Anwesender, "bis jetzt...". Die vor dem Zentrum noch immer wartenden DemonstrantInnen wurden von der Polizei unsanft an den Straßenrand gedrängt, so dass der Bagger des beauftragten Abrissunternehmens vorgefahren und entladen werden konnte. Der bis dahin lautstarke Protest der SZ-NutzerInnen wich einer wütenden Beklommenheit, als das Abrissunternehmen begann, ihr Zentrum nach über zehnjährigem Bestand abzureißen. Als der erste Schock darüber verdaut war, kam es zu leichten Rangeleien mit der Polizei. Die aggressiv auftretende Polizei nahm dabei zwei Personen vorübergehend fest. Als gegen 16 Uhr die Abrissarbeiten eingestellt wurden, blieb vom ehemaligen Stelly-Haus nur eine Trümmerwüste übrig. "Das Gebäude ist unbewohnbar", stellt die Polizei zynisch fest.
Das SZ ist nicht mehr: 10 Jahre Alternativ-Kultur verwüstet