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Mittwoch, 19. August 2015, 11:30 Uhr

Fluglärm soll olympische Disziplin werden

Habeck:Der olympische Gedanke wird´s richten

Flugzeug, Foto: Infoarchiv

Hans-Georg (Felix) Becker | Während sich der Fluglärm in 2015 gegenüber 2014 um den Hamburger Flughafen verdoppelt hat, kommt der Grüne Umweltminister Robert Habeck anlässlich eines Gesprächs zwischen ihm, der Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben und dem Norderstedter Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, zu einer überraschenden Problemlösung. Die Vorbereitungen für eine gemeinsame Olympiabewerbung von Schleswig-Holstein und Hamburg könnten dafür wichtige Weichen stellen. Habeck geht nach einem Bericht des NDR davon aus, dass OlympiateilnehmerInnen, Besucher und Offizielle „vielleicht auch nach Hamburg fliegen.“ Da stellten sich die Fragen, was mit dem Nachtflugverbot wird und der Ausweitung der Kernzeiten: „Ist das ein Plan, ist das nicht ein Plan?“ Wenn man das versuche zu regulieren und nicht einfach sagt, bei Olympia schläft eben keiner mehr in Norderstedt, dann werde man diese Fragen auch für die Gegenwart beantworten.

Habeck baut dabei nach einem Bericht der Norderstedter Zeitung ganz auf den olympischen Gedanken. Denn dazu gehörten Fairness und Gesundheit. Olympia mit Fairness und Gesundheit gleichzusetzen, könnte der eine oder die andere als gewagt bezeichnen. Diese Gedanken als Druckmittel gegen die von Hamburg zu treffenden Entscheidungen über Flugpläne und Verteilung der Flüge zu benutzen, erscheint ein wenig naiv. Habeck jedenfalls will Gespräche mit den Hamburgern anschieben und dazu den ebenfalls Grünen Umweltsenator Jens Kerstan ansprechen. Eka von Kalben würde gerne mehr Verkehr vom Flugzeug auf die Bahn verlagern. Dem Bericht zufolge tritt Norderstedt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote etwas auf die Hoffnungsbremse: „Wir könnten jetzt flammende und medienwirksame Reden halten und eine gerechtere Verteilung des Fluglärms fordern. Nur bringen wird das nichts.“ Was den PolitkerInnen gemeinsam ist: Sie wollen darauf hinwirken, dass nach 22 Uhr weniger Starts und Landungen genehmigt werden.

Reimer Rathje, Fraktionsvorsitzender der WiN, Foto: WiN

Reimer Rathje, Fraktionschef der WiN, Foto: WiN

Die BIG-Fluglärm Hamburg e.V. fordert gar ein „echtes“ Nachtflugverbot zwischen 22 Uhr und 7 Uhr. Diese Forderung unterstützt auch Reimer Rathje, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft „Wir in Norderstedt“ (WiN). Solche Ansinnen stoßen in der Hamburger Wirtschaftsbehörde allerdings auf taube Ohren. Behördensprecherin Susanne Meinecke gegenüber dem Hamburger Abendblatt: „Die geltenden Betriebszeiten gewährleisten eine verlässliche Erreichbarkeit unserer Metropolregion und erfüllen -auch das steigende Mobilitätsbedürfnis der gesamten Bevölkerung.“

Die unter der BIG-Fluglärm organisierten Bürgerinitiativen streben dem Bericht zufolge eine Reform der Regeln an, die die Benutzung der vier Start- und Landebahnen festlegen. Während derzeit diejenige Richtung Norderstedt mit 60 Prozent der Starts belastet ist, wird die Bahn Richtung Alsterdorf/City kaum genutzt. Der Forderung diese Bahn stärker zu nutzen, „um die Lärmbelastung gleichmäßiger zu verteilen“, kann OB Grote nicht folgen. Gegenüber der NZ erklärt er zwar, dass „die Situation gerade für Menschen in Garstedt extrem belastend“ sei. Aber das St.-Florians-Prinzip mache keinen Sinn und sei nicht durchsetzbar: „Zudem stellt sich die Frage: Was ist gerecht? Viele Menschen, die unter wenigen Schallereignissen leiden oder wenige Menschen, die viel Lärm verkraften müssen?“

Den Kommissionen und runden Tischen zum Thema Fluglärm, die bisher zu keiner Einigung geführt haben, scheint dann doch ein olympischer Gedanke gemein zu sein: Dabei sein ist alles

12 Kommentare zu diesem Artikel

07.09.2015, 22:24 Uhr Stefan B.Arbeitsplätze?

An Flugbewegungen hängen nicht mehr oder weniger Arbeitsplätze, als an Bus, Bahn & Auto. Diejenigen, die reisen müssen, tun das auch mit anderen Verkehrsmitteln - und Billigflieger in den Urlaub sind bloß Ziel von Konsummitteln, die sonst anderswo angelegt werden.

Rechnet man dann auch noch Umweltschäden hinzu, ist jeder vermiedene Flug gar ein volkswirtschaftlicher Gewinn ...

06.09.2015, 19:55 Uhr H.Heydeweniger Starts und Landungen ...

Hallo Herr B., Ihr Wunsch nach 'weniger Flugbewegungen' hört sich ja gut an. Bedenken Sie aber bitte, daß an jedem Start oder Landung viele Arbeitsplätze, direkt und indirekt, hängen.

06.09.2015, 11:00 Uhr Stefan B.Leise Maschinen

@ Anonymous: Gute Vorschläge! Dennoch bleibe ich dabei: Um die Lärmbelastung einschneidend zu verringern, geht es an weniger Start- und Landebewegungen insgesamt nicht vorbei.

05.09.2015, 23:15 Uhr AnonymousEs ist illusorisch zu denken,

Es ist illusorisch zu denken, dass wir den Flugverkehr in nächster Zeit drastisch reduzieren können. Aber man könnte ja mal zwischen leisen und lauten Maschinen differenzieren. Als Anwohner hört man da ja durchaus Unterschiede. Also warum nicht eine Beschränkung der Start- und Landeerlaubnis für laute Maschinen? Und mindestens eine Verdreifachung der Landegebühren für laute Maschinen - dieses Geld sollte auch direkt in Lärmschutzmaßnahmen für Bürgerinnen und Bürger fließen.

05.09.2015, 15:06 Uhr H.HeydeBeitrag von Frau Maren Plaschnik: Verlärmung -

Lassen wir doch mal die B90/Die Grünen, Beleidigungen und Olympia außen vor.
Es geht mir um den sachlich korrekten Hintergrund von Behauptungen, z.B. auch der, daß es '...keine ersthaften Bemühungen ...' zur Fluglärmreduzierung gibt.
In diesem Bereich werden von der Industrie, aber und aber Millionen von $ und € investiert. Vor den Ergebnissen dieser Bemühungen kann ein Informierter nur den Hut ziehen. Wähler kann man mit Achtung vor diesen Erfolgen natürlich nicht gewinnen. Das geht einfacher mit unsachlichen Behauptungen und dem Credo: "Wer meiner Unkenntnis und meinen Vorurteilen, mit Sachargumenten an den Kragen will, ist ein aufgeblasener Schlaumeier!"

05.09.2015, 10:21 Uhr Stefan B.Sankt Florian

Unbestreitbar macht Lärm krank - und zwar Straßenlärm genauso, wie Fluglärm. Ändern aber wird sich an der Lärmintensität nur etwas, wenn wir die Lärmquellen generell angehen - und nicht nur soweit, wie sie uns ganz individuell stören.

So tun sich die Herren und Damen von der WIN regelmäßig dadurch hervor, den Flughafen an sich gutzuheißen und nur die "gerechte" Verteilung der Starts und Landungen zu fordern. Aber was bitte schön ist "gerecht" daran, mehr Flugzeuge über dicht besiedelte Wohngebiete zu schicken, während die Menschen in der dünn bis gar nicht besiedelten Garstedter Feldmark die Flugzeuge allenfalls sehen (und natürlich hören)? Mit der gleichen Logik könnte man eine gerechtere Verteilung des Straßenlärms fordern und die Lärm- und Verkehrslast der Hauptstraßen künftig gleichmäßig durch die Wohngebiete leiten.

Erst wenn alle gemeinsam eine Reduzierung der Lärmauslöser - also des motorisierten Verkehrs - anstreben, ergibt sich überhaupt die Chance, dass sich die Dinge ändern: Weniger Fliegen, weniger Autofahren. Die Sichtweise "Fliegen ist O.K., aber bitte nicht über mein Haus", ist das Gegenteil einer Lösung.

05.09.2015, 9:21 Uhr Regina SpoerelFluglärm

Seit heute morgen um 6 Uhr donnern teilweise im Minutentakt die Flugzeuge über Garstedt. An Flugkorridore wird sich dabei schon lange nicht mehr gehalten. Sanktionen - null. Das geht bis 24 Uhr, gerne aber auch bis 1 Uhr in der Nacht. An schönen Wochenenden kommen noch die Privatflieger dazu. Vielen ist der Weg über den Korridor zu lang, da wird die Abkürzung über unsere Häuser genommen. Sanktionen - null. Lärm verstärkend wirkt sich auch die gesamte Gewerbebebauung entlang der Niendorfer Str. aus. Sämtliche schalldämmende Begrünung wurde ersatzlos entfernt.
Der von Herrn Grote so vollmundig ins Leben gerufene Workshop zur Lärmreduzierung hat außer vielen guten Ideen der Teilnehmer nichts gebracht. Umgesetzt wurde bis heute in Garstedt keine einzige Massnahmen. Das gilt besonders auch für den Verkehrslärm auf den Strassen.

04.09.2015, 22:23 Uhr Maren PlaschnickVerlärmung -

... die zivilisatorische Geißel in Europa. Solange es immer wieder Versuche gibt, den krankmachenden Faktor des Lärms zu relativieren, so lange wird es keine ernsthaften Bemühungen geben, etwas zu ändern.
Da haben mir dann so aufgeblasene Schlaumeier wie Herr Heyde gerade noch gefehlt!
Es reicht doch, dass B'90 /Die Grünen die Saure-Gurken-Zeit in den Medien kreativ zu nutzen wussten. Sollte Hamburg die Olympischen Spiele 2024 nicht erhalten, bleibt eben alles wie es ist. Na, toll! Wirklich ...

04.09.2015, 20:02 Uhr H.HeydeFluglärm soll olympische Disziplin werden

... sag ich's doch!

"Man hat gehört, daß irgendjemand, irgendetwas gemessen hat und die Werte sollen im interessierenden Bereich liegen ..."

Ohne das die vollständigen Daten vorliegen, ohne die Meßbedingungen zu kennen und ohne den Meßzeitraum abzuwarten, bastelt sich die WIN daraus eine IST-Behauptung. Die WIN übergeht auch großzügig, daß 2015 erst in 4 Monaten abläuft.

03.09.2015, 18:52 Uhr Infoarchiv Norderstedtbelastbare Quelle

Nach Informationen der Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein weisen die vom Deutschen Fluglärmdienst (DFLD) unabhängig betriebenen Messstellen bisher das Jahr 2015 als das lauteste Jahr in den vergangenen sechs Jahren aus, in jedem einzelnen Monat. Durchschnittlich 71,5 dB(A) beträgt der Dauerschallpegel von 0-24 Uhr (Lden) im Jahr 2015, im Vorjahr 68,5 dB(A). Diese 3 dB(A) mehr gegenüber 2014 bedeuten, dass die Lärmquelle, also der Fluglärm, sich verdoppelt hat.

03.09.2015, 17:01 Uhr H.HeydeFluglärm soll olympische Disziplin werden

... wo kommt die belastbare Information her, daß "... sich der Fluglärm in 2015 gegenüber 2014 um den Hamburger Flughafen verdoppelt hat ..." oder ist das nur wieder eine der selbstgebastelten Behauptungen der WIN?

03.09.2015, 0:33 Uhr OadbyfanFluglärm

morgens um 6 Uhr geht der Lärm los - und das sind vermutlich noch nicht mal die Flugzeuge sondern der Betrieb im Flughafen selbst.

wenn ich dann allerdings schlafe, wache ich davon nicht auf.

Olympische Disziplin - hört sih nach Höchstleistungen an - ein flieger nach dem anderen.
Gut das derzeit die Fahrbahn wieder in Ordnung gebracht wird.
Und was war das noch mit air-Berlin - wollten die nicht weniger Hamburg ansteuern?
Die sind am lautesten.