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Donnerstag, 23. November 2006, 1:00 Uhr

Fair is(s)t süß!

Eine-Welt-Laden präsentierte die Schokoladenseiten des Lebens

Info Archiv Norderstedt | "Mit dem Kauf dieser hochwertigen Schokolade leisten die Kundinnen und Kunden des Weltladens (...) einen kleinen Beitrag, dass es den Menschen, die nicht auf der Butterseite des Lebens stehen, besser geht, indem sie einen fairen Preis unabhängig von Weltmarktpreisen bezahlen". Mit diesen Worten versuchen unter anderem Anneheide von Biela und Annette Maletzke, Schokolade des Herstellers Joseph Zotter unter die Naschkatzen zu bringen. Hintergrund: Zotter produziert nach den Bedingungen des fair trade, bemüht sich also, den Kakaobauern und lokalen Zwischenhändlern in den Herkunftsländern der Kakaobohnen Preise zu zahlen, die der schweren Arbeit der Menschen dort angemessener sind, als die aktuellen Weltmarktpreise.
Eine Kakaobohne enthält 1.000 Aromastoffe. Dies ist der Ausgangspunkt von Zotters Unternehmen: In den 150 verschiedenen, handgeschöpften Schokoladenkreationen gelingt es ihm laut Eine-Welt-Laden, "der natürlichen Vielfalt dieser tropischen Frucht nachzuspüren. Das Ergebnis: Die Geschmacksrichtungen reichen von A (Ananas und Paprika) über L (Langpfeffer-Grüner Veltliner) bis Z (Zimtpapfel und Honig)." Allerdings haben Qualität und Fairness ihren Preis, die Schokolade im Weltladen kostet im Vergleich zur günstigen Supermarkt-Süßigkeit deutlich mehr.
Auch dort kann man jedoch Schokolade kaufen, die zumindest unter erträglichen Arbeits- und Lohnbedingungen hergestellt wurde: Ausgerechnet Branchenriese Ritter Sport erntet seit Jahren auch im armen Nicaragua, fördert dort das Projekt CACAONICA mit jährlich 400.000 Euro. Auf diese Weise sichern Alfred- und Marli Hoppe-Ritter dort vergleichsweise hohe Löhne und engagieren sich gleichzeitig für den Erhalt des nicaraguanischen Regenwalds - aus sozialer Verantwortung: "Kakao ist für unsere Produkte ein Hauptbestandteil, den wir aus Ländern der Dritten Welt beziehen. Wir haben daher diesen Ländern gegenüber auch eine besondere Verantwortung. Klar ist, dass der Schutz der tropischen Wälder der Mitwirkung durch die Industrieländer bedarf. Hierzu wollen wir unseren Beitrag leisten.".
Das ist in der Branche keinesfalls Normalzustand: Immer wieder fallen Schoko-Produzenten durch Niedriglöhne, prekäre Beschäftigung oder - ja, oder auch durch hanebüchende Vermarktung auf. Beispiel Sarotti: Dass "der Neger" um die Jahrhundertwende ein geeignetes Lebewesen zu sein schien, um für eine braune Süßigkeit zu werben, ist zwar bitter, aber mit der Zeit und Naivität der damaligen Gesellschaft durchaus erklärbar. Dass allerdings Sarotti auch im Jahre 2006 noch mit dem altbekannten "Sarotti-Mohren" auf seinen Verpackungen wirbt und die Verbindung der Schoko-Farbe mit der Haut der betroffenen Menschen bei jeder Gelegenheit aus dem Hut zaubert, ist kaum fassbar.
"Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist" - dieser Begrüßungs-Slogan des Weltladens zur Weihnachts-Saison "des bewussten Genießens und des verantwortungsvollen Handelns." trifft deshalb leider nur eingeschränkt zu. Weitere Informationen sind erhältlich im Weltladen, Rathausallee 44, 22844 Norderstedt, Spenden sind unter "Eine Welt für Alle", Norderstedter Bank, BLZ 20069111, Kontonr. 153 43 43 gerne willkommen.

Das Leben ist süß: Schokoladen-Sortiment im Norderstedter Weltladen.

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